Sowjetische Langzeitstrategie oder linke Kurzsichtstrategie?

Kosh, Montag, 30.07.2018, 15:36 (vor 2068 Tagen) @ Loki3347 Views

Ich schreibe diese Zeilen nicht, weil es keine sowjetische Langzeitstrategie geben könnte, sondern weil ihre Erklärungskraft hinter linker Kurzsichtstrategie her hinkt. Oder so ausgedrückt, es braucht keine sowjetische Langzeitstrategie, um deren Ziele zu erreichen. Wie seit Jahren im Westen zu beobachten, reicht dazu linkes Halbwissen, sowohl was Wirtschaftszusammenhänge angeht als auch was die Einordung der “Erfolge” der Sowjetunion und anderer linker Experimente betrifft.

Im Grunde kommt man mit wenigen Slogans aus dem linken Milieu aus, die alle auf eines hinauslaufen: Nehmt es ihnen weg, den Reichen. Bis zu einem gewissen Grad ist diese Forderung berechtigt weil staatstragend. Diese Einsicht ist aber auch Bürgerlichen nicht unbekannt, es geht demach v.a. um eine optimale Besteuerung und volkswirtschaftlicher Betrachtungen. Aber man kann den Bogen auch überspannen. Unternehmer sind nunmal keine Volks-, sondern Betriebswirtschafter, deren Pflege nicht nur über Wohl und Wehe eines Betriebs, sondern darüber hinaus des Volks von Bedeutung ist. Linke Lösungen sehen mitunter so aus -> ”SP fordert Strafabgabe auf leere Ladenlokale”. In linken Kreisen findet man sich partout nicht damit ab, dass man Märkte übersteuern kann, woran im Grunde niemand ein Interesse hat, auch Linke nicht. Dennoch fordern sie per Default immerzu noch mehr vom Gleichen, weil viel bekanntlich viel hilft, z.B. Verbote. Nun kann man einwenden, dass auch Bürgerliche nicht vor ähnlichen Begehren gefeit sind und ich stimme darin überein, denn hüben und drüben suchen Politiker mit Fleiss sich PRofilierungsthemen, um der eigenen Wählerklientel zu gefallen. Über die Jahre verfestigte sich bei mir sogar der Eindruck, dass auch Bürgerliche mitunter weder von Volks- noch von Betriebswirtschaft viel verstehen, oder dass sie wider besseres Wissen halbgare Ansätze inszenieren, was durchaus mit erfolgreichem Lobbyismus in Verbindung stehen kann.

Weil sich die Mehrheit einer Bevölkerungspyramide unten befindet, sind Gier- und Neiddebatten dort durchaus beliebt. Auch bürgerliche Wähler sind nicht allesamt wohlhabend, ergo müssen auch Bürgerliche “Armutsthemen” besetzen und Geld mit der Giesskanne unterstützen. Summa summarum verschiebt sich das politische Strategiespekrum im Laufe der Zeit von ganz allein in Richtung sowjetische Langzeitstrategie, i.d.R. allerdings ohne ins Extreme zu verfallen, weil die Gängelung der Betriebe eher früher als später dazu führt, dass Steuereinnahmen im Vergleich mit mit konkurrierenden öffentlichen Körperschaften gefährdet sind, worauf auch Linke dringend angewiesen sind. Schliesslich mündet die Bewegung in einem Arrangement linker Kreise mit Unternehmern, ohne allerdings auf typisch linke Forderungen zu verzichten, die recht allgemein vom Nachwuchs in die Welt getragen werden. Hier bei uns türmt die Juso, die schwierig zu bändigende “Kinderpartei” inzwischen plusminus erwachsen gewordener Sozialdemokraten, skurrile Anliegen bis hinauf auf Bundesebene, worüber schliesslich das Volk abzustimmen hat. Als Beispiel unverstandener evolutionärer PRozesse nenne ich die ”«1:12 – Für gerechte Löhne»”“-Initiative”, die zwar sympathisch klingt, aber innert Kürze zu einer Ausdünnung der Management-Excellence geführt hätte, wenn nicht bald Europa oder der ganze Planet mitgezogen hätte.

Wieviel man in diesen Kreisen von Wirtschaft versteht oder verstehen will, zeigte sich auch die Volksinitiative ”keine Spekulation mit Nahrungsmitteln”. Generell schwingt man gerne mit dem Zweihänder zwingende Gebote und Verbote. Drum sind Jungparteien meist auch nicht originell im Sinne jugendlicher Narrenfreiheit, denn gerade das erwarte ich von jungen Menschen, dass sie ihre Fantasie für neue Ansätze einbringen, statt sich z.B. auf Basis wilder Interpretationen von Karl Marx und dessen Erben zu verirren.

Wie verbreitet das natürliche Bedürfnis für eine Art sowjetischer Langzeitstrategie tatsächlich ist, zeigt sich in den Abstimmungsresultaten. In beiden vorgestellten “Sowjet-Abstimmungen” haben sich sagenhafte 40% der Stimmenden für die Jungsozialisten erwärmen können - das System Homo sapiens, ein System das funktioniert.

Ich hoffe, hiermit einen Beitrag dafür geleistet zu haben, dass eine sowjetische Unterwanderung nicht notwendig ist, um den Eindruck einer sowjetischen Langzeitstrategie zu erwecken. Was ich in der Schweiz beobachte, sehe ich überall auf diesem Planeten in der einen oder anderen Lokalvariante.

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.


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