"Die Wahrheit ist simpel! Man muss sie nur sehen WOLLEN!"

Kosh, Freitag, 27.07.2018, 17:25 (vor 2093 Tagen) @ Olivia1570 Views

Dann schau mal die Wahrheit der Demokratie. Uns gefällt nicht wie wir sie höchst persönlich mitgestalten, deshalb brauchen wir Sündenböcke und hoffen seit Urzeiten auf einen Messias, der uns davon erlöst.

- Die verbrecherischen Handlungen der Globalisten ...

... können nur funktionieren, weil wir sie finanzieren. Was sagt das über Dich oder mich aus?

- Deshalb wählen diese Menschen Trump und die AfD.

Nachvollziehbar, aber es wird uns nicht aus dem System Homo sapiens befreien: Der König ist tot, es lebe der König.

Auch was @CalBaer geschrieben hat, ist nachvollziehbar, dennoch bleibe ich der Meinung, dass wir die Situation nicht mit unserem westlich geschulten Auge beurteilen sollten, weil wir es mit chinesischen oder russischen Reaktionen zu tun bekommen. In deren Welt sind sie genauso “im Recht” wie wir in unserer, ergo können internationale Lösungen nicht mit der Brechstange erzwungen werden, nicht (mehr) im Atomzeitalter.

Ich habe lange gezögert, mich allzu sehr über Trump oder Clinton auszulassen. Im Wahlkampf war das eine Angelegenheit der US-Bürger, die mich im Grunde wenig angeht. Ich habe natürlich eine Meinung dazu, aber wenn ich die Wahl gehabt hätte, ich hätte Trump nur gewählt, weil er aus meiner Sicht die weniger schlechte Alternative ist, was ihn immerhin zum besseren Kandidaten, nicht aber zu einem guten Kandidaten kürte. Anfänglich hat er sich v.a. innenpolitisch betätigt und da schien es, als sei er der ersehnte Messias. Vielleicht ist er das innenpolitisch auch, aber ich interessiere mich vornehmlich für internationale Angelegenheiten und da muss ich sagen, wenn er es mit China aufnehmen will, braucht er Verbündete, je mehr desto besser. Der Nato den Tarif zu diktieren, mag als innerwestliche Angelegenheit durchgehen, die “Freunde” aber vor den Kopf zu stossen und z.B. einer Merkel nicht mal die Hand zu reichen, ist diplomatischer Kindergarten, wesentlich unPRofessioneller als wenn wir Niemande uns in diesem Forum mal wieder auf unterirdischem Niveau bewegen.

- Trump ist ein absoluter Medienprofi und er "bedient" die Medien so, dass er beständig ihre "Unterstützung" hat, ohne einen Pfennig dafür zu zahlen.

Darüber sind wir uns seit langem einig. Hut ab schreib ich immer wieder mal, er hält den Medien PRaktisch den Spiegel vor und die steigen zuverlässig drauf ein. Aber das tun sie v.a. im Westen, dort wo der Westen die Deutungshoheit hat. In anderen Medienhegemonialspären, z.B. Russland oder China gelten zwar die gleichen PR-Regeln, aber man hat dort eigene Spiegel. Und man kann zusammenfassen, dort beeindruckt Trump nicht wirklich.

- Er hat außerdem sehr klare Vorstellungen über Wirtschaft und Volkswirtschaft.
…. Er war und ist PRIVATUNTERNEHMER!

Auch darin gehen wir einig, aber ist er, nur weil er klare Vorstellungen hat, auch ein fähiger Volkswirtschafter? Ein fähiger Politiker auf dem internationalen Parkett?

Ich will das an einem Beispiel verdeutlichen, das in US-Unternehmen die Alarmglocken schrillen lasse müsste: ”Chinas Wettbewerbsbehörde lässt den US-Chiphersteller Qualcomm ins Leere laufen”

- … die Lösung für den chinesischen Telekomkonzern ZTE, der durch den Austausch des Managements und eine Strafzahlung in Milliardenhöhe wieder Komponenten von amerikanischen Produzenten beziehen darf, hat die Machthaber in Peking in der Causa Qualcomm nicht milde gestimmt.

Ich nehme das mal als Ausgangspunkt. Trump hat dafür gesorgt, dass der chinesische Staatschef das Gesicht verliert, indem Trump zu verantworten hat, dass sich dieser öffentlich in Washington demütigen lassen musste, um die Sache mit ZTE wieder grade zu biegen. So verhält sich nur ein Vollidiot oder einer, der auf Eskalation und Konfrontation MACHT. Trump kann vieles, aber von Menschen versteht er teils nicht wirklich viel. Wenn Trump westliche Frauen in einer Art demütigt wie er es tut, kann nicht überraschen, dass er auch bei fremden Kulturen Mühe bekundet. Dass er sich mit Putin so glänzend verstanden haben soll, liegt m.M.n. an der russischen Ausgangslage und den Fähigkeiten Putins, der sich wie ich in einem Video gesehen habe, sichtlich nicht wohl gefühlt hat neben Trump. Das sagt mir mehr als Trumps multimediales Gezwitscher.

Weiter am Beispiel:

- Die Wettbewerbsbehörden von insgesamt neun Ländern mussten diesem Schritt zustimmen, weil in diesen Ländern beide Firmen tätig sind; acht davon hatten ihren Segen erteilt.

Und zwar indem die …

- … letzte Instanz in Peking beharrlich schwieg …

Qualcomm hat als Konsequenz den Schwanz eingezogen, weil Trump dem Konzern schon im Fall ZTE an den Karren gefahren ist. Um im Reich der Mitte überhaupt noch eine Chance zu haben, verzichtet Qualcomm “freiwillig” auf die Übernahme des niederländischen (!!!) Konzerns für 44G$ und nimmt eine Strafzahlung von 2G$ an NXP in Kauf. Punkt, Satz und Sieg Peking.

Was will Trump, der MedienPRofi jetzt tun? Schweigen kann das Plappermaul nicht, aber das Schweigen kritisieren wird auch mit seinen ausgewiesenen Talenten schwierig, weil China dazu kaum Ansatzpunkte liefert.

Was Trump für seine Wähler tun will und was er auf dem internationalen Parkett anrichtet, das sind zwei verschiedene Shows, die sich aber gegenseitig beeinflussen. Dass er aufräumt im Establishment, scheint ein ehrenwertes Ansinnen zu sein, andererseits zerbricht er de facto reihenweise Porzellan in den Zielländern des US-Exports. Und dabei haben die Chinesen beileibe keine schlechte Figur abgegeben, z.B.:

- Peking war dagegen in den vergangenen Monaten in puncto Unternehmenszusammenschlüsse deutlich offener. So hatten die chinesischen Aufsichtsbehörden dem angeschlagenen japanischen Elektronikkonzern Toshiba die Zustimmung erteilt, sein Geschäft mit Speicherchips an die amerikanische Beteiligungsgesellschaft Bain Capital zu verkaufen.
… Diese Schritte waren als Zeichen gewertet worden, dass es im amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt Entspannung geben könnte.

Diplomatie scheint bei Trump so zu laufen: Man gibt den kleinen Finger, er greift sich die ganze Hand und fabuliert über faire Deals. Das ist alles andere als diplomatisch, und eben dort, auf dem Parkett der internationalen Diplomatie verhält er sich viel zu oft wie der Elefant im Porzellanladen. In den US mag das überschaubare amerikanische Auswirkungen haben, aber er täuscht sich wenn er meint, dass seine Strategie in China amerikanische oder wenigstens keine chinesischen Auswirkungen haben wird. China ist eine eigene Welt mit uralter Tradition, Kultur, mindestens soviel Stolz und nicht zuletzt eigenen Strategien.

Noch ein Beispiel: ”An einem wegen miserabler Quartalsergebnisse schlechten Tag durfte Zuckerberg zunächst auf bessere Zeiten in China hoffen. … Nachdem die chinesische Regierung die Meldung bereits am Mittwoch aus dem Internet entfernt hatte, zeigte sich am Donnerstag, dass die Behörden dem Projekt tatsächlich die rote Karte gezeigt haben.”

Die grossen US-Börsen werden hauptsächlich von 5-6 international aktiven Vorzeigeunternehmen beflügelt. Andererseits tut Trump viel dafür, sich international zu isolieren und damit den US-Unternehmen Marktanteile zu vergraulen. Das heisst in letzter Konsequenz, dass er die Wachstumsaussichten für die US-Company zunehmend begrenzt, was wiederum heisst, dass Geld nicht in die US fliessen wird, sondern in die Taschen anderer. “Make Amercia Great Again” verkehrt sich in sein Gegenteil. Er hat zwar wie die Wildsau die Borsten aufgestellt, aber er ignoriert, dass der Jäger mit seiner Büchse unterwegs ist:

- Da Zölle als handelspolitisches Folterinstrument sich nur begrenzt einsetzen lassen – China hat im vergangenen Jahr Waren im Wert von 130 Mrd. $ importiert –, grübelt Peking über andere Ingredienzien nach, um der US-Wirtschaft und den Wählern von Präsident Donald Trump ungeniessbares Essen aufzutischen.

Mahlzeit!

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.


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