Er sagt im PRinzip das Gleiche über die anderen

Kosh, Donnerstag, 26.07.2018, 15:48 (vor 2094 Tagen) @ CalBaer1834 Views

- Vom EU-Haushalt sind sage und schreibe 40% Agrarsubventionen (der EU-Haushalt betraegt dabei 150Mrd). Demnacht legt sich die EU schon seit Jahrzehnten heftigst mit dem Rest der Welt an. Selbst Fleisch wird in Entwicklungslaender exportiert, die Produzenten dort koennen einfach gegen subventioniertes Fleisch nicht konkurrieren.

Kenne ich alles, zwar nicht so aus dem Effeff mit den Zahlen, aber das ist zumindest mir seit Jahren bekannt und ich bin auch ein erklärter Gegner, obwohl ich aus Gründen der Ernährungssicherheit auch den Befürwortern folgen kann. In Gegenden mit 2-3 Ernten pro Jahr kann man schlicht nicht konkurrieren mit Gebieten, die mehr als 5 Ernten einfahren.
Wie der Westen Afrika indirekt kaputt subventioniert und hinterher riesige Agrarflächen, unter kräftiger Anteilnahme von sagen wir mal Öl exportierenden Ländern, ins Portfolio nimmt, das hat schon was perfides. Es ist aber auch der afrikanischen Krankheit geschuldet.

Um uns tatsächlich ein Urteil bilden zu können, müssten wir auf Zahlen zugreifen können, die zumindest einmal jährlich nachgeführt werden und das völlig transparent für jeden Wähler, um sich ein Bild von Fakten zu MACH(T)en, die ohnehin vorhanden sind, aber politisch verdrängt werden:

aus https://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/subventionen-usa-eu-100.html
- Auch die USA steckt viel Subventionsgeld in die Landwirtschaft. Ein wichtiger Unterschied zur EU ist, dass Subventions- und Förderprogramme nicht zentral von Washington aus gesteuert werden, sondern vielmehr auf der Ebene der Bundesstaaten passiert. Daher ist auch kaum zu beziffern, wie hoch genau die Subventionen insgesamt sind.
… 222 Milliarden Dollar, dabei geht es aber in erste Linie um Kreditrahmen, nicht um direkte Subventionen.
… Hinzu kommen aber noch regionale Förderprogramme der mehr als 50 Bundesstaaten. Wie viel Geld durch Subventionen also direkt in die amerikanische Landwirtschaft fließt, ist schwer zu sagen. Einer französischen Studie zufolge waren es im Jahr 2010 172 Milliarden Dollar – also mehr als die Subventionen in der EU.

Ehrlich gesagt kann ich drum wie die meisten anderen nur spekulieren, mit welchen Zahlen Trump operiert, aber ich sehe, dass er das sehr gut MACHT. Nur ist das keine Lösung, sondern Eskalation um seine Wähler zu beeindrucken. Dass das nicht leicht ist, zeigt sein Schwenk auf bis zu 12G$ Subventionen zugunsten betroffener Landwirte. Er bedient sich somit in der allgemeinen SteuerKRIEGskasse und kopiert das was er an anderen kritisiert.

Das ist die Ironie seiner Strategie. Kann sein, dass er das von Anfang an so geplant hat und dachte, dass er es nur auf diese Weise durchbringt. Aber von seinem offiziell erklärten Ziel ist er nunmehr weiter entfernt als zuvor. Ob ich Trump nun mag oder nicht, ich werde deswegen nicht anfangen, Soja zu fressen.

- … Milliarden-Subventionen an Airbus, von denen 22 Mrd sogar illegal sind …

Airbus und Boeing verklagen sich seit Jahren gegenseitig. Da habe ich 1. längst die Übersicht verloren und 2. habe im Laufe der Zeit von “berechtigten” Anliegen auf beiden Seiten gelesen. Aber du hast es auf den Punkt gebracht, nämlich die Begriffe “Subventionen … illegal”. Richter können nur auf Basis bestehender Verträge / Gesetze entscheiden, aber de facto sind Subventionen nichts anderes als Subventionen und wettbewerbsverzerrend:

aus https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Steueranreize-fuer-Boeing-sind-rechtens-article200170...
- In der jüngsten Entscheidung geht es um eine reduzierte Unternehmenssteuer für die Fertigung des Langstreckenflugzeugs Boeing 777X.

Für einen Unternehmer ist es letztlich schnurzpiepegal, ob eine Subvention “Subvention” heisst oder “reduzierte Unternehmenssteuer”, in Bilanzen können nur Geldwerte abgerechnet werden. Aber politisch scheint es grosse Unterschiede zu geben zwischen Subventionsgeld und reduziertem Steuergeld. Das sind letztlich inszenierte Luftnummern, die sich durchaus geldwert lohnen können, wenn man es im gesamten PRozess schafft, die richtigen Leute auf seine Seite und die anderen über den Tisch zu ziehen. Wichtig ist am Ende nur, dass sich alle “fair” behandelt fühlen, ein Wort das Trump täglich in die Welt posaunt. Ob ein Deal fair ist oder nicht, darum geht es nie, sondern darum, für sich selbst die besten Konditionen herauszuholen. Für die Konditionen der anderen sind die anderen zuständig.

- Das verzerrt den weltweiten Wettbewerb und drueckt beim Konkurrenten auf die Loehne in den USA.

Klar tut es das. Im PRinzip hat Trump auch recht, wenn es ihm tatsächlich darum ginge, gleich lange Spiesse zu erreichen. Vgl. -> http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=465964
Im Verlinkten Artikel wird zwar davon gesprochen, dass man Trump “mit Putin an die Leine zu legen” will, wenn aber Trump selbst Nordstream 2 offiziell verteufelt, sehe ich zwischen ihm und seinen Gegnern keinen Unterschied.

De facto verlangt AUCH Trump auf einen Nenner gebracht ganz generell die Verdrängung von Konkurrenten zugunsten von “Make America Great Again”. In diesem Slogan steckt alles, was man wissen muss, wenn man ihn sich mal auf der Zunge zergehen lässt. Denn Amerika ist ja schon gross, aber wenn es wieder so gross werden soll wie es einmal war, geht das nur indem alle anderen klein beigeben und freiwillig Weltmarktanteile abtreten, oder in einem weiteren grossen WeltKRIEG verlieren.

Wenn man BIP-Werte miteinander vergleicht, sieht man auch warum Trump nicht zufrieden ist, denn die US befinden sich im Frühstadium anderer ehemaliger Kolonialmächte und das kratzt am Selbstwertgefühl -> https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Bruttoinlandsprodukt
3 Regionen liefern sich ein Kopf an Kopf-Rennen, anzunehmen ist allerdings, dass China demnächst davon zieht und die US und die EU hinter sich lässt.

- Und nicht zu vergessen, die Re-Importsteuer fuer Autos, damit VW & Co mehr von den deutschen Kunden abschoepfen koennen, wie von ihren Kunden in den USA. Freier Handel ist nicht erlaubt.

Diese Thematik begleitet uns Schweizer seit vielen Jahren quer durch alle Branchen. Für jeden PRoduzierten Furz wollen PRaktisch alle Unternehmen, auch unsere eigenen, von Schweizer Konsumenten mehr abschöpfen. Unsere Politiker unterstützen das wortreich. Lobbyisten beschweren sich regelmässig über den “kleinen Grenzverkehr” und den Onlinehandel, die mittlerweile in die Milliarden gehen. Als Aldi und Lidl in den Markt eintraten, kam die Befürchtung auf, sie könnten Migros und Coop das Wasser abgraben, aber deren Preispolitik hat sich rasch den hiesigen Verhältnissen angepasst. Der Schweizer Konsument ist generell Melkkuh und ich sage jedem geradeaus ins Gesicht, wenn er aus Heimatschutzgründen bereit ist, den doppelten Preis zu zahlen, darf er das gerne tun, aber ich halte das für marktschädigend und deshalb ist aus meiner Sicht der Schweiz am besten geholfen, wenn ich das tue was auch unsere Schweizerische Nationalbank tut, den CHF exportieren um ihn zu schwächen.

- Aber Trump kann machen, was er will. Er wird immer der Buhmann sein.

Solange Trump es so MACHT wie er es MACHT, MACHT er sich selbst zum Buhmann: Die Bezeichnung Drama Queen hat er sich redlich verdient. Ich meine sogar, dass er sich wohl fühlt in dieser Rolle des Buhmanns, die er auch PRivat zu pflegen scheint -> Bei einer gemeinsamen Reise schaltete Melania Trump in der Air Force One den Sender CNN ein. Donald Trump soll getobt haben, für ihn verbreitet der Channel "Fake News". Die First Lady lässt das offenbar kalt.

Aber darum ging’s mir nicht, sondern darum, dass er mit den Zöllen nicht vorwärts kommt und als Gegenstrategie auf Subventionen setzt. Er tut somit das, was er vermeiden wollte, aber das hätte er von Anfang an haben können. Auf die Art hätte er von innen heraus Druck auf andere Staaten ausüben können, über WTO-Verfahren auf Zeit spielen können, statt Freund und Feind mit Zöllen und Zahlen zu überziehen, die politisch gewollt frisiert und damit leicht als Fake News zu enttarnen sind. Er hat damit zwar sich selbst, aber den US keinen Gefallen getan. Andererseits, es ist seine Strategie und eine, die zumindest sehr viel Staub für ihn als Medienguru aufwirbelt. Fragt sich letztlich nur, ob es nicht viel Lärm und nichts bis negativ gewesen sein wird, denn vergangene HandelsKRIEGe zeigen die Richtung.

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.


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