Die normative Kraft des Faktischen als GEWALTiges Seilziehen

Kosh, Montag, 23.07.2018, 16:06 (vor 2103 Tagen) @ Falkenauge1986 Views

Stell Dir vor, das Volk beteiligt sich permanent an einem Seilziehen mit mehr als 2 Seilenden, in 2 Dimensionen vorstellbar als plusminus sternförmige Veranstaltung. Jeder Bewohner zieht am bevorzugten Seilende oder tut so, als würde er ziehen. Jene Fraktion die den grössten Zug aufbringt, hat den grössten Einfluss auf die Bewegungsrichtung des Zentrums, wo alle Seilenden zusammen laufen. Jene Fraktion deren Seilende lose am Boden liegt und nur zusieht, in welche Richtung ihre Gewalt von dannen zieht, hat den geringsten Einfluss. De facto werden letztere wohl gleich zuhause bleiben, aber die Beliebtheit von Stammtischen erweckt den Eindruck, dass die meisten Leute unheimlich aktiv sind. Schliesslich haben alle Fraktionen zusammen und mit ihnen alle Teilnehmer und Abwesende Anteil am Gesamtergebnis, es ist tatsächlich so: Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus!

Man sollte diese Situation nicht mit Einzelschicksalen verwechseln, denn auch das Volk geht über Leichen! Einzelne oder Minderheiten sind nicht das Volk.
Insbesondere sehr kleine oder missliebige Minderheiten oder einzelne Subjekte geraten sehr schnell in die Mühlen des Volks (der Justiz), welches sich offenkundig meistens wenig darum kümmert. Der Normalfall ist, dass sich Bürger v.a. erst dann um ihre UrMACHT betrogen sehen, wenn sie selbst davon betroffen sind. Wenn aber das Volk sich im Regelfall kaum um Einzelfälle kümmert, ist eben das die “ausführende” Volksgewalt. Eliten fürchten sich folglich weniger vor Einzelnen oder Minderheiten, sondern vor dem Potential, welches von ihnen ausgehen kann. Interessanterweise haben Eliten aber gelernt, dass ihnen die Volksgewalt in vielen Fällen beisteht, weshalb z.B. auf die Ahndung der Majestätsbeleidigung in PR-verwalteten Staaten verzichtet werden kann. Die Verfolgung Einzelner von Staats wegen ist häufig eher kontraPRoduktiv.

Ich denke AUCH in diesem Forum ist das grösste PRoblem vieler Schreibender zu begreifen, dass Passivität auch ein MACHTbestimmender Faktor ist. Wenn in der digitalen Welt sowohl die Null wie die Eins Informationen sind, ist auch der Verzicht auf aktive Ausübung der Staatsgewalt (Null) eine Information für jene, die sich aktiv um die Entwicklung kümmern (Eins). Solange das Volk gegen das Resultat der elitären Eins nichts unternimmt, also Null Bock auf gar nix hat, solange kann davon ausgegangen werden, dass man frei nach Juncker immer weiter MACHT, weil ja die UrMACHT nix dagegen MACHT. Ironischerweise ist auch das keine Geheimwissenschaft, das Volk weiss was Juncker gesagt hat oder könnte es wissen, aber es interessiert sich nicht dafür.

Zum einen sind da also weite Teile des Volks (MASSE), die scheinbar teilnahmslos die Zukunft bestimmen, während andere ihnen eben diese Teilnahmslosigkeit vorwerfen und nicht verstehen können, dass Passivität auch eine Form der MACHTausübung ist. Die Gewalt geht vom Volke aus bedeutet PRaktisch, dass egal was das Volk tut, es stets die Oberhand behält, mal indem es etwas MACHT, meistens indem es nix MACHT. Es ist jedem Einzelnen überlassen, wie er als Eigentümer seiner UrMACHT diese einsetzt: aktiv oder passiv.

Es ist auch nicht so, dass das Volk erwartet, dass wenn es passiv bleibt, auch die Stellvertreter passiv sein sollen. Wehe dem der nichts MACHT und auf Signale aus dem Volk wartet! Das Volk erwartet von seinen Stellvertretern geradezu, dass die etwas MACH(T)en. Er herrscht somit Zugzwang von seiten der MASSE - alle Staatsgewalt geht vom Volke aus: Ihr seid unsere Stellvertreter, also MACHT was.

@Otto Lidenbrock in diesem Faden:
- In Summe waren also nur rund ein Viertel aller zur Abstimmung aufgerufenen Kaufbeurer Bürger tatsächlich explizit dagegen.

Korrekt! M.a.W. 75% waren nicht dagegen oder passiv, was MACHTpolitisch keinen Unterschied MACHT. Die Argumentation auf PR-Ebene bewegt sich folglich in die Richtung, dass 75% des Stimmvolks dafür waren - weiter MACH(T)en.

Wozu Politiker oft aufgefordert werden, sie sollen sich bitteschön ein anderes Volk suchen, trifft auch auf viele Systemkritiker zu. Wenn ein Volk sich nicht so verhält wie gewünscht, übt es dennoch MACHT aus, es schafft Normen durch Fakten: Die normative Kraft des Faktischen.

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.


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