Es fehlen Individualisten

Otto Lidenbrock, Nordseeküste, Mittwoch, 11.07.2018, 08:48 (vor 2087 Tagen) @ Zürichsee2359 Views

Ich habe von den 64 Spielen schon über 50 Partien gesehen.
Davon war vielleicht eine Handvoll sehenswert, da frage ich mich,
ist das wirklich alles, was diese Millionäre zu bieten haben?

Hallo Zürichsee,

sehe ich genau so, für mich das langweiligste Fußballturnier meines Lebens und dass nicht nur, weil die deutsche Mannschaft nach drei schwachen und zuweilen blamablen Auftritten schon in der Vorrunde die Segel streichen musste. Im Grunde hatten die Deutschen nur Pech, sie haben nicht schlechter oder anders gespielt, als die anderen Mannschaften, vielleicht noch etwas behäbiger, sonst aber nicht. Ich habe mir zwar nicht so viele Spiele angesehen, wie Du - um ehrlich zu sein, außer den drei deutschen Spielen habe ich es nicht geschafft, mir auch nur ein einziges in voller Länge anzutun -, aber mein Fazit fällt gleich aus:

Der heutige Fußball wird vom Sicherheitsgedanken dominiert, es gilt die Devise: Wenn wir den Ball haben, kann der Gegner kein Tor schießen. Weiter wird nicht gedacht, was dann dazu führt, dass die ballbesitzende Mannschaft keine Mittel hat, aus diesem Ballbesitz ein Tor zu machen. Der Ball wird hin und her geschoben, dann entweder ein Vertikalpass in die dichtgestaffelte Abwehr versucht, oder eine planlose Flanke nach innen geschlagen, wo es kaum noch kopfballstarke Spieler gibt. Die Tore fallen praktisch ausschließlich durch Standards oder durch Konter, wenn bei dem Ballgeschiebe einer einen Fehler macht!

Was heute fehlt, sind Individualisten, die in der Lage sind, durch Einzelaktionen die Abwehrkette des Gegners in Unordnung zu bringen und damit Raum für die Mitspieler zu schaffen. Die einzige Mannschaft, die solche Spieler in ihren Reihen hat, ist Frankreich (Griezmann, Pogba, Mbappé) und die werden auch Weltmeister!

Beste Grüße, Otto

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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton


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