Denke, dass der Fisch vom Kopf her stinkt

helmut-1, Siebenbürgen, Samstag, 30.06.2018, 05:13 (vor 2099 Tagen) @ Mandarin2194 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 30.06.2018, 05:31

Vermutlich beginnt es schon bei der Geburt der Idee. Kann mir gut vorstellen, dass derartige Großprojekte als politische Prestigeobjekte in die Welt gesetzt und auch so vermarktet werden. Das wiederum beeinflusst die Ausschreibung für den Architektenwettbewerb. Da wird mit Sicherheit nur ein bestimmtes Klientel berücksichtigt.

In dem Moment, wo dann ein virtueller Plan und ein Modell in Miniaturausführung die Begeisterung der Politiker findet, beginnt der Countdown. Da kann es nicht schnell genug gehen, damit das Eisen, das man ins Feuer gelegt hat, nicht kalt wird. Deshalb wird das Architektenbüro, das mit seiner Idee in den Himmel gelobt wird, gleich unter Druck gesetzt, um so schnell wie nur möglich eine Kostenschätzung vorzulegen, um wiederum so schnell wie nur möglich die Kosten abgesegnet zu bekommen.

Natürlich fragt da niemand danach, ob dieses Architektenbüro mit derartigen Großprojekten genügend fachliche Erfahrung hat und/oder ob dieses Büro auch in der Vergangenheit unter Beweis gestellt hat, dass es mit Zahlen verläßlich umgehen und man die Schätzungen dieses Büros als glaubhaft ansehen kann. Aber man hat ja die Gewissheit im Hinterkopf, wenns mal angefangen hat, dann kann man wohl kaum mehr erwarten, dass ein Projekt eingestampft wird. Dann zieht man es bis zum bitteren Ende durch.

Das Architektenhonorar ist mit Sicherheit in einer schwindelerregenden Höhe, wonach es ein Leichtes ist, sich über die entsprechende Haftpflichtversicherung hinsichtlich möglicher Regressforderungen des Bauherrn abzusichern. Überhaupt stelle ich mir die Frage, in welcher Form und ob überhaupt bei so manchem Mega-Projekt-Desaster das Architektenbüro hinsichtlich Entschädigung für Fehlplanungen oder Fehlberechnungen in die Pflicht genommen wird.

Eine absolut notwendige Einrichtung ist der Consulter. Dessen Aufgabe ist es, die Interessen des Bauherrn in fachlicher Hinsicht zu vertreten und umfassende Kontrollen durchzuführen sowie das ganze Bauvorhaben von A - Z ständig zu begleiten. Das bedeutet, die Planungen auf Mängel zu überprüfen, die vorgelegten Berechnungen des Architekten auf Fehler durchzusehen, die Ausschreibungen zu überwachen und zu bewerten (der billigste Anbieter ist nicht immer der geeignetste), den Bauzeitenplan zu erstellen und realistisch zu gestalten, die Qualität der Arbeitsausführungen zu überwachen, insbesonders auch auf versteckte Mängel, und letztlich auch die zu bezahlenden Rechnungen zu prüfen, bevor sie an den Bauherrn weitergegeben werden.

Irgendwie habe ich da das Gefühl, dass da auch gemogelt wird. Entweder er fehlt ganz, der Consulter, weil die Stadträte meinen, das Geld für diese Dienstleistung können sie einsparen und schicken ihre Bauabteilung zu den Kontrollen, oder man nimmt sich einen "Ja-Sager" als Alibi, der vielleicht sogar mit dem Planer verwandt oder (evtl. politisch) verschwägert ist.

Wenn hier geschlammt wird und die Spielregeln außer Kraft gesetzt werden, dann kommt es zwangsläufig zum Desaster. Und dann kommt es soweit, dass man sogar vom Ausland her ausgelacht wird. Diese spanische Satire stammt aus dem Jahr 2015 und spricht für sich:

https://www.youtube.com/watch?v=EF4_e8Nwujo


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