Weil ich Erfahrung damit habe

trosinette, Dienstag, 26.06.2018, 09:37 (vor 2102 Tagen) @ DT4256 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 26.06.2018, 10:04

Guten Tag,

das bedenkliche ist nicht die Garderobe, sondern die unglaubliche Selbstbeweihräucherung und das Abfeiern des eigenen Ichs.

Auf der Abiverleihung meiner kleinen Tochter musste ich mir 3 h Glückwünsche anhören und wie großartig wir unsere Kinder nun als junge Erwachsene, mündig, kritisch und gebildet hoffnungsvoll in die Welt entlassen.

Die Bildung geht natürlich nicht soweit, dass man weiß, dass wir diese Welt, in die wie unsere Kinder entlassen, aus Macht, Zwang und Gewalt gezimmert haben. Um das zu erkennen ist im Grunde keine Bildung notwendig. Im Gegenteil, das was wir Bildung nennen zielt vielmehr dahin, dass wir davon nichts mitbekommen.

Ein Redner gab den Abiturienten ausgerechnet einen Spruch aus der Halbbildungskiste von Steve Jobs mit auf den Weg.

„Der einzige Weg großartige Arbeit leisten zu können, ist zu lieben, was du tust.“

Wenn sich aufgrund dieser Liebe am andern Ende der Welt irgendwelche Chinesen aus dem Fenster der Leiterplattenproduktionshalle stürzen, könnte man sich mit Zarah Leander fragen „Kann denn Liebe Sünde sein?“ und die Antwort lautet "ja, sie kann - viel öfter als uns lieb ist“.

DIE HIER sollen einmal unsere Rente zahlen? Die hier sollen sich gegen die Besatzer auflehnen?

Eine ebenso unangenehme Erscheinung des Zeitgeistes wie die unglaubliche Selbstbeweihräucherung der Abiturienten ist die unglaubliche Sorge um die eigenen Pfründe.

Den Zusammenhang müsstest Du mir mal erklären? Soll das heißen, wenn die sich gegen die Besetzter auflehnen, klappt es in Zukunft auch mit unserer Rente?

So sieht Deutschlands Zukunft aus nach gefühlten 100 Jahren Erika.

Die Erwähnung von Erika kann ich mir nur durch den in unserem Zeitgeist vorherrschenden Irrglauben erklären, dass die Gestaltung der Zukunft restlos in unseren Händen liegt. Mit diesem Irrglauben schließt sich für mich irgendwo auch der Kreis zur Selbstbeweihräucherung der kommenden Generation.

Mit freundlichen Grüßen
Schneider


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