die nahe Zukunft Rumäniens

Cascabel, Samstag, 23.06.2018, 12:44 (vor 2132 Tagen) @ helmut-14178 Views

Hallo, Helmut

Wir wissen alle, wie es um die Türkei bestellt ist: dort fehlt nicht mehr viel, bis es knallt.
Und wir wissen auch alle, dass sich dort eine Menge Flüchtlinge aufhalten. Ferner ist
bekannt, dass in Syrien weiter gezündelt wird und es muss nicht näher erörtert werden,
was das bedeutet.

Weil sich für die sogenannten Flüchtlinge in den Herkunftsländern nichts verändern wird,
gehe ich davon aus, dass sich aus der momentan vorherrschenden Situation folgendes
Szenario entwickelt: Mittel- und Nordeuropa werden dicht gemacht, so dass fast keine
Goldstücke mehr aufgenommen werden, während die Türkei wirtschaftlich und politisch
zusammenbricht. Was dann auf Griechenland, den Balkan und den Rest Osteuropas
zukommt, muss auch nicht erörtert werden.

meint Cascabel

Viele, die ihr Wissen über Rumänien aus der Schulzeit oder aus den MSM
beziehen, sind natürlich von der Realität etwas entfernt. Das wird auch
bewusst so gelenkt. Ich wusste aus der Schule auch nicht, dass es in
Rumänien drei Nationen gibt, die seit Jahrhunderten in friedlicher
Nachbarschaft mit- und nebeneinander leben. Ähnlich wie in der Schweiz.

Wenn einer einen rumänischen Pass und damit die rumänische
Staatsangehörigkeit hat, dann wird er als Rumäne bezeichnet. Dass dort
neben den Rumänen auch Ungarn und Deutsche leben, wobei von den letzteren
viele ausgewandert sind, und dass es da noch eine Volksgruppe gibt, die aus
dem heutigen Pakistan und Bangladesh stammt und die man Zigeuner nennt (ist
in Rumänien eine ethische Zuordnung, kein Schimpfwort), das habe ich erst
in der Realität gesehen. Aber alle haben einen rumänischen Pass.

Natürlich ist in diesem Land nicht alles so, wie es sein sollte. Das
Hauptproblem ist die Korruption. Sie wird seit Jahren mit allen Mitteln
bekämpft, vor allem die DNA (staatliche Einrichtung zur Bekämpfung der
Korruption) steht da an vorderster Front. Diese Institution hat
weitreichende Vollmachten und kann überall dort, wo es für sie angebracht
erscheint, tätig werden. Telefone abhören, Videobänder kontrollieren,
auch mal Drohnen über das Privatgrundstück schicken und filmen, wer da
ein- und ausgeht.

Erscheint auf den ersten Blick ziemlich autoritär, betrifft aber immer
nur die, die aus und von der öffentlichen Hand leben. Politiker,
staatliche oder städtische Angestellte in Schlüsselpositionen, wo sie als
Entscheidungsträger wirken, z.B. bei öffentlichen Ausschreibungen, usw.
Würde man das immer von einem Richterbeschluss abhängig machen, dann
wäre der Vogel flügellahm. Wenn dann genügend Beweise vorhanden sind,
dann kommt die Anklage vor einem ordentlichen Gericht.

Genau das gefällt der derzeitigen Regierungspartei, den Sozialdemokraten,
nicht. Sie wollen der DNA, was das Ausforschen von Beweisen betrifft, die
Flügel stutzen. Aus gutem Grund. Fast jeder dieser roten Zunft hat eine
Anklageakte mit einem Aktenzeichen, bis hinauf zum Premierminister.
Logisch, dass sie ihre Anhänger mobilisieren und zu Kundgebungen gegen
diese DNA auffordern. Manche glauben auch den Worten dieser Partei und
kommen auch. Viele aber organisieren Demos gegen diese Pläne der
Regierungspartei:

https://www.hotnews.ro/stiri-esential-22520447-livevideo-protest-pia-victoriei-traficul...

Interessant nicht nur das Foto, auch die beiden Videos. Auch, wenn man die
Sprache nicht versteht, so manifestiert das doch den Willen der
Bevölkerung, dass sich diejenigen, die das Sagen haben, nicht auf Kosten
des Volkes bereichern dürfen. Immer wieder hört man die Sprechchöre
rufen (hoÈ›i = Diebe). Natürlich hat die Regierungspartei für einen
immensen Polizeiaufmarsch gesorgt, um die Demonstranten einzuschüchtern.
Dazu wurde auch strategisch dafür gesorgt, dass die Demonstranten in
kleineren Gruppen bleiben und sich nicht zu einer großen Gruppe vereinigen
können.

Vielleicht nicht gerade eine Werbung für das Land, aber andererseits ein
sichtbares Zeichen dafür, dass man sich in Rumänien nicht alles gefallen
lässt, und, wenn es angebracht ist, auch demonstriert. Wer geht denn noch
in Deutschland auf die Straße, außer den Antifas, die in erster Linie
Zerstörung anrichten? In Rumänien hat man durch penetrante Demos schon im
Ansatz erreicht, dass sich Cevron mit Fracking bereits verabschiedet hat,
bevor die erste Bohrung anlief. Die Pfarrrstochter weiß, das man gegen sie
nicht mehr demonstriert und hat dadurch freie Hand.

Auf die landschaftlichen Besonderheiten will ich hier nicht eingehen, das
kann man genügend in Büchern und im Net nachlesen. Fest steht eines: Ich
als Österreicher bin in punkto Landschaft verwöhnt. Durch meinen Wechsel
nach Rumänien habe ich in dieser Hinsicht nichts verloren, - im Gegenteil.
Ich habe dazugewonnen. Hier aber will ich auf die wirtschaftliche
Situation eingehen:

Seit vielen Jahren ist eine Auswanderungswelle aus Rumänien zu
beobachten. Das begann unter der Zeit Ceaucescus, als man die
Deutschstämmigen pro Stück an Deutschland verkaufte. Der deutsche Staat
bezahlte damals rund 8 TDM pro Kopf für eine Ausreisebewilligung an
Ceaucescu. Gut, damals war für viele kein Ende der Situation in Sicht.
Auch nach dem Sturz des Diktators gingen viele weg, aus mehreren Gründen.
Manche hatten kein Vertrauen mehr in den Staat und befürchteten, es käme
alles wieder zurück. Andere hatten bereits Familienmitglieder in
Deutschland und wollten natürlich mit denen zusammenleben. Es gibt
vielschichtige Gründe, aber es betraf in erster Linie die
Deutschstämmigen.

Nach dem EU-Beitritt folgten auch Rumänen, die sich in Deutschland und
auch in anderen Teilen Europas eine Arbeitserlaubnis besorgten. Leute, die
auf dem Bau, in den Schlachthöfen und auf den Feldern arbeiteten. Oftmals
zu fragwürdigen Bedingungen. Später organisierten sich diejenigen, die
mit Arbeit weniger am Hut haben und bildeten ihre Anlaufzentren in Duisburg
und Frankfurt. Diese Leute sind von der Hautfarbe her dunkler und man nennt
sie Zigeuner. Von der Unterordnung her sind es Roma, - Sinti gibt es hier
so gut wie keine.

Dort gibt es Anwälte aus ihren eigenen Reihen, die perfekt deutsch
sprechen und die sich um die Organisation und den Papierkram bemühen, die
Fahrt nach Deutschland wird vorfinanziert, die Unterkunft (zu Wucherpreisen
und auf engstem Raum) wird gestellt, und dann kommt das Geld vom deutschen
Steuerzahler. Kindergeld sofort, dann Ich-AGs anmelden, dadurch ein
Einkommen von z.B. 150 € belegen und dadurch den Rest als Sozialhilfe
beziehen. Die vorauslagten Gelder werden davon alle an die Organisatoren
zurückbezahlt, und dann fließt vom monatlichen „hart erarbeitetem
Unterstützungsgeld“ ein bestimmter Prozentsatz (dürften ca. 10% sein,
ganz genau weiß ich es nicht) nach Rumänien zu den Clanchefs dieser
Volksgruppe, die dann daraus ihre kärgliches Leben in ihren armseligen
Hüten finanzieren:

https://www.youtube.com/watch?v=GHTBPhQcXCY

Aber ich habe nichts dagegen, - diejenigen, die ihr persönliches Problem
mit Arbeit haben, sollen ruhig auswandern, - langfristig kriegen wir
Siebenbürgen wieder sauber. Damit meine ich, dass vorrangig die Leute
hierbleiben sollen, die wissen, dass man nur durch Arbeit an was kommt. Man
merkt es aber auch schon deutlich, insbesonders in der Provinz, dass die
Kleindiebstähle zurückgehen, für die hauptsächlich diese Volksgruppe
verantwortlich zeichnete.

Was die Existenzmöglichkeiten in Rumänien betrifft, so sind diese
vielfältig. Klar muss man erst das Land bereisen, die Lage vor Ort
checken, um sich ein persönliches Bild zu machen. Aber es gibt genügend
Nischen, was die Produktionsmöglichkeiten betrifft, wo man auch im kleinen
Rahmen ein sicheres Einkommen begründen kann. Das betrifft auch den
Handel. Hauptsächlich aber im handwerklichen Bereich.

Leider hat sich nach dem Sturz Ceaucescus vieles negativ entwickelt, - vor
allem im fachlichen Schulbereich. Eine Ausbildung wie in Deutschland, nach
dualem System, die gibt es hier nicht. Eine verschlankte Form davon
probieren nun manche Firmen, die deutschen oder österreichischen Ursprungs
sind. Viele, die meinten, irgendwas zu können, sind nach verschiedenen
EU-Ländern zum Arbeiten unterwegs, kommen aber immer wieder zurück. Aber
einen Fachmann, so wie wir ihn kennen und uns vorstellen, den gibt es hier
kaum. Grad noch die ältere Generation, aber die stehen meist kurz vor der
Rente, wenn sie nicht schon aus dem Arbeitsprozess draußen sind.

Deshalb haben die hier durchziehenden Handwerksgesellen, die aus
Deutschland kommen, nie ein Problem, schnell Unterkunft und Arbeit zu
finden. Manche, die hier auf der Waltz waren, kommen auch wieder zurück.
So wie ein junger Schmied (ich glaube, er stammt aus Thüringen), der
überhaupt keine verwandtschaftliche Beziehung hier hat und der sich vor
Arbeit kaum retten kann. Genauso kenne ich einen Arbeitsvorbereiter, der
als Selbständiger in verschiedenen Fabriken tätig ist, - er stammt aus
Sachsen-Anhalt.

Diese Leute kannten kein rumänisch. Natürlich spricht man in
Siebenbürgen auch deutsch, - nicht nur von der deutschen Volksgruppe her,
sondern auch viele Ungarn sprechen deutsch, und – was so manche nicht
wissen – auch viele Rumänen. Es war in der Ceaucescu-Zeit Tradition, das
die besseren rumänischen Familien ihre Kinder auf die deutsche Schule
geschickt haben, weil da mehr Zug drauf war. Das hat sich bis heute
gehalten, - auch in unserer Stadt hat das deutsche Gymnasium ein höheres
Ansehen als die anderen. Im übrigen kommen Familien mit ihren Kindern, die
sich hier niederlassen, ohne Rumänischkenntnisse her und schicken ihre
Kinder dann in die deutsche Schule, - sowohl die Volksschule, als auch das
Gymnasium, - es ist alles noch vorhanden.

Die Administration ist in manchen Bereichen noch immer umständlich, -
vieles hat sich schon verbessert, damit man gewisse Vorgänge beschleunigt,
vieles aber ist noch verbesserungswürdig. Wichtig ist, zu wissen, das man
mit dem Finanzamt sorgsam umgeht. In Deutschland ist man da etwas
verwöhnt. Wenn man beim rumänischen Finanzamt Schulden hat, sagen wir am
1. Januar im Wert von 10.000€, dann hat man zum Jahresende ca. das
Doppelte, aufgrund Zinsen und Verspätungsgebühren.

Fest steht aber, dass man gerade im handwerklichen Bereich aufgrund des
Fehlens von Fachleuten sämtliche Türen offen hat. Man steht oft
konkurrenzlos da und kann auch bei „deutscher Wertarbeit“ (so wie es
früher mal war) mit Preisen wie in Deutschland rechnen. Unsere Preise im
Garten-und Landschaftsbau unterscheiden sich nicht von den Preisen in
Deutschland. Es liegt auf der Hand, dass sich jemand, der zielstrebig ist,
bereits nach kurzer Zeit sein Eigenheim finanziert hat (auf dem Dorf in max
5 Jahren, in der Stadt in max. 10 Jahren), und das natürlich schuldenfrei.


Natürlich gäbe es noch viel zu erzählen, - die Informationen, die dann
gebraucht werden, sind oftmals branchenspezifisch. Deshalb hier nur ein
grober Überblick über die Situation. Vielleicht noch was. Hier geht man
als Frau auch noch um 11 Uhr abends ohne Angst durch leere Straßen, hier
gibt es keine Kopftücher und keinen Muezzin. Deshalb hat nach den
telefonischen Vorsondierungen die Pfarrerstochter die Visegrad-Staaten (zu
denen auch Rumänien gehört) gar nicht offiziell nach Brüssel eingeladen,
weil sie sowieso eine Absage bekommen hätte.

Und damit man nicht glaubt, ich erzähle hier nur Theorie, in meinem
anschließenden Kommentar ein konkretes Beispiel für eine
Existenzgründung. Wohlgemerkt, ich bin hier nur auf das Thema der aktiven
Arbeit eingegangen, - die bereits häufigere Ansiedlung von Rentnern, die
aus Deutschland oder Österreich kommen und sich hier ein Anwesen kaufen,
um ihren Lebensabend hier zu verbringen, ist ein anderes Thema.


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