Rumänien – wirtschaftliche Möglichkeiten – betreff auswandern (Vorsicht! XXL-Abhandlung)

helmut-1, Siebenbürgen, Samstag, 23.06.2018, 08:17 (vor 2132 Tagen)4703 Views

Viele, die ihr Wissen über Rumänien aus der Schulzeit oder aus den MSM beziehen, sind natürlich von der Realität etwas entfernt. Das wird auch bewusst so gelenkt. Ich wusste aus der Schule auch nicht, dass es in Rumänien drei Nationen gibt, die seit Jahrhunderten in friedlicher Nachbarschaft mit- und nebeneinander leben. Ähnlich wie in der Schweiz.

Wenn einer einen rumänischen Pass und damit die rumänische Staatsangehörigkeit hat, dann wird er als Rumäne bezeichnet. Dass dort neben den Rumänen auch Ungarn und Deutsche leben, wobei von den letzteren viele ausgewandert sind, und dass es da noch eine Volksgruppe gibt, die aus dem heutigen Pakistan und Bangladesh stammt und die man Zigeuner nennt (ist in Rumänien eine ethische Zuordnung, kein Schimpfwort), das habe ich erst in der Realität gesehen. Aber alle haben einen rumänischen Pass.

Natürlich ist in diesem Land nicht alles so, wie es sein sollte. Das Hauptproblem ist die Korruption. Sie wird seit Jahren mit allen Mitteln bekämpft, vor allem die DNA (staatliche Einrichtung zur Bekämpfung der Korruption) steht da an vorderster Front. Diese Institution hat weitreichende Vollmachten und kann überall dort, wo es für sie angebracht erscheint, tätig werden. Telefone abhören, Videobänder kontrollieren, auch mal Drohnen über das Privatgrundstück schicken und filmen, wer da ein- und ausgeht.

Erscheint auf den ersten Blick ziemlich autoritär, betrifft aber immer nur die, die aus und von der öffentlichen Hand leben. Politiker, staatliche oder städtische Angestellte in Schlüsselpositionen, wo sie als Entscheidungsträger wirken, z.B. bei öffentlichen Ausschreibungen, usw. Würde man das immer von einem Richterbeschluss abhängig machen, dann wäre der Vogel flügellahm. Wenn dann genügend Beweise vorhanden sind, dann kommt die Anklage vor einem ordentlichen Gericht.

Genau das gefällt der derzeitigen Regierungspartei, den Sozialdemokraten, nicht. Sie wollen der DNA, was das Ausforschen von Beweisen betrifft, die Flügel stutzen. Aus gutem Grund. Fast jeder dieser roten Zunft hat eine Anklageakte mit einem Aktenzeichen, bis hinauf zum Premierminister. Logisch, dass sie ihre Anhänger mobilisieren und zu Kundgebungen gegen diese DNA auffordern. Manche glauben auch den Worten dieser Partei und kommen auch. Viele aber organisieren Demos gegen diese Pläne der Regierungspartei:

https://www.hotnews.ro/stiri-esential-22520447-livevideo-protest-pia-victoriei-traficul...

Interessant nicht nur das Foto, auch die beiden Videos. Auch, wenn man die Sprache nicht versteht, so manifestiert das doch den Willen der Bevölkerung, dass sich diejenigen, die das Sagen haben, nicht auf Kosten des Volkes bereichern dürfen. Immer wieder hört man die Sprechchöre rufen (hoÈ›i = Diebe). Natürlich hat die Regierungspartei für einen immensen Polizeiaufmarsch gesorgt, um die Demonstranten einzuschüchtern. Dazu wurde auch strategisch dafür gesorgt, dass die Demonstranten in kleineren Gruppen bleiben und sich nicht zu einer großen Gruppe vereinigen können.

Vielleicht nicht gerade eine Werbung für das Land, aber andererseits ein sichtbares Zeichen dafür, dass man sich in Rumänien nicht alles gefallen lässt, und, wenn es angebracht ist, auch demonstriert. Wer geht denn noch in Deutschland auf die Straße, außer den Antifas, die in erster Linie Zerstörung anrichten? In Rumänien hat man durch penetrante Demos schon im Ansatz erreicht, dass sich Cevron mit Fracking bereits verabschiedet hat, bevor die erste Bohrung anlief. Die Pfarrrstochter weiß, das man gegen sie nicht mehr demonstriert und hat dadurch freie Hand.

Auf die landschaftlichen Besonderheiten will ich hier nicht eingehen, das kann man genügend in Büchern und im Net nachlesen. Fest steht eines: Ich als Österreicher bin in punkto Landschaft verwöhnt. Durch meinen Wechsel nach Rumänien habe ich in dieser Hinsicht nichts verloren, - im Gegenteil. Ich habe dazugewonnen. Hier aber will ich auf die wirtschaftliche Situation eingehen:

Seit vielen Jahren ist eine Auswanderungswelle aus Rumänien zu beobachten. Das begann unter der Zeit Ceaucescus, als man die Deutschstämmigen pro Stück an Deutschland verkaufte. Der deutsche Staat bezahlte damals rund 8 TDM pro Kopf für eine Ausreisebewilligung an Ceaucescu. Gut, damals war für viele kein Ende der Situation in Sicht. Auch nach dem Sturz des Diktators gingen viele weg, aus mehreren Gründen. Manche hatten kein Vertrauen mehr in den Staat und befürchteten, es käme alles wieder zurück. Andere hatten bereits Familienmitglieder in Deutschland und wollten natürlich mit denen zusammenleben. Es gibt vielschichtige Gründe, aber es betraf in erster Linie die Deutschstämmigen.

Nach dem EU-Beitritt folgten auch Rumänen, die sich in Deutschland und auch in anderen Teilen Europas eine Arbeitserlaubnis besorgten. Leute, die auf dem Bau, in den Schlachthöfen und auf den Feldern arbeiteten. Oftmals zu fragwürdigen Bedingungen. Später organisierten sich diejenigen, die mit Arbeit weniger am Hut haben und bildeten ihre Anlaufzentren in Duisburg und Frankfurt. Diese Leute sind von der Hautfarbe her dunkler und man nennt sie Zigeuner. Von der Unterordnung her sind es Roma, - Sinti gibt es hier so gut wie keine.

Dort gibt es Anwälte aus ihren eigenen Reihen, die perfekt deutsch sprechen und die sich um die Organisation und den Papierkram bemühen, die Fahrt nach Deutschland wird vorfinanziert, die Unterkunft (zu Wucherpreisen und auf engstem Raum) wird gestellt, und dann kommt das Geld vom deutschen Steuerzahler. Kindergeld sofort, dann Ich-AGs anmelden, dadurch ein Einkommen von z.B. 150 € belegen und dadurch den Rest als Sozialhilfe beziehen. Die vorauslagten Gelder werden davon alle an die Organisatoren zurückbezahlt, und dann fließt vom monatlichen „hart erarbeitetem Unterstützungsgeld“ ein bestimmter Prozentsatz (dürften ca. 10% sein, ganz genau weiß ich es nicht) nach Rumänien zu den Clanchefs dieser Volksgruppe, die dann daraus ihre kärgliches Leben in ihren armseligen Hüten finanzieren:

https://www.youtube.com/watch?v=GHTBPhQcXCY

Aber ich habe nichts dagegen, - diejenigen, die ihr persönliches Problem mit Arbeit haben, sollen ruhig auswandern, - langfristig kriegen wir Siebenbürgen wieder sauber. Damit meine ich, dass vorrangig die Leute hierbleiben sollen, die wissen, dass man nur durch Arbeit an was kommt. Man merkt es aber auch schon deutlich, insbesonders in der Provinz, dass die Kleindiebstähle zurückgehen, für die hauptsächlich diese Volksgruppe verantwortlich zeichnete.

Was die Existenzmöglichkeiten in Rumänien betrifft, so sind diese vielfältig. Klar muss man erst das Land bereisen, die Lage vor Ort checken, um sich ein persönliches Bild zu machen. Aber es gibt genügend Nischen, was die Produktionsmöglichkeiten betrifft, wo man auch im kleinen Rahmen ein sicheres Einkommen begründen kann. Das betrifft auch den Handel. Hauptsächlich aber im handwerklichen Bereich.

Leider hat sich nach dem Sturz Ceaucescus vieles negativ entwickelt, - vor allem im fachlichen Schulbereich. Eine Ausbildung wie in Deutschland, nach dualem System, die gibt es hier nicht. Eine verschlankte Form davon probieren nun manche Firmen, die deutschen oder österreichischen Ursprungs sind. Viele, die meinten, irgendwas zu können, sind nach verschiedenen EU-Ländern zum Arbeiten unterwegs, kommen aber immer wieder zurück. Aber einen Fachmann, so wie wir ihn kennen und uns vorstellen, den gibt es hier kaum. Grad noch die ältere Generation, aber die stehen meist kurz vor der Rente, wenn sie nicht schon aus dem Arbeitsprozess draußen sind.

Deshalb haben die hier durchziehenden Handwerksgesellen, die aus Deutschland kommen, nie ein Problem, schnell Unterkunft und Arbeit zu finden. Manche, die hier auf der Waltz waren, kommen auch wieder zurück. So wie ein junger Schmied (ich glaube, er stammt aus Thüringen), der überhaupt keine verwandtschaftliche Beziehung hier hat und der sich vor Arbeit kaum retten kann. Genauso kenne ich einen Arbeitsvorbereiter, der als Selbständiger in verschiedenen Fabriken tätig ist, - er stammt aus Sachsen-Anhalt.

Diese Leute kannten kein rumänisch. Natürlich spricht man in Siebenbürgen auch deutsch, - nicht nur von der deutschen Volksgruppe her, sondern auch viele Ungarn sprechen deutsch, und – was so manche nicht wissen – auch viele Rumänen. Es war in der Ceaucescu-Zeit Tradition, das die besseren rumänischen Familien ihre Kinder auf die deutsche Schule geschickt haben, weil da mehr Zug drauf war. Das hat sich bis heute gehalten, - auch in unserer Stadt hat das deutsche Gymnasium ein höheres Ansehen als die anderen. Im übrigen kommen Familien mit ihren Kindern, die sich hier niederlassen, ohne Rumänischkenntnisse her und schicken ihre Kinder dann in die deutsche Schule, - sowohl die Volksschule, als auch das Gymnasium, - es ist alles noch vorhanden.

Die Administration ist in manchen Bereichen noch immer umständlich, - vieles hat sich schon verbessert, damit man gewisse Vorgänge beschleunigt, vieles aber ist noch verbesserungswürdig. Wichtig ist, zu wissen, das man mit dem Finanzamt sorgsam umgeht. In Deutschland ist man da etwas verwöhnt. Wenn man beim rumänischen Finanzamt Schulden hat, sagen wir am 1. Januar im Wert von 10.000€, dann hat man zum Jahresende ca. das Doppelte, aufgrund Zinsen und Verspätungsgebühren.

Fest steht aber, dass man gerade im handwerklichen Bereich aufgrund des Fehlens von Fachleuten sämtliche Türen offen hat. Man steht oft konkurrenzlos da und kann auch bei „deutscher Wertarbeit“ (so wie es früher mal war) mit Preisen wie in Deutschland rechnen. Unsere Preise im Garten-und Landschaftsbau unterscheiden sich nicht von den Preisen in Deutschland. Es liegt auf der Hand, dass sich jemand, der zielstrebig ist, bereits nach kurzer Zeit sein Eigenheim finanziert hat (auf dem Dorf in max 5 Jahren, in der Stadt in max. 10 Jahren), und das natürlich schuldenfrei.

Natürlich gäbe es noch viel zu erzählen, - die Informationen, die dann gebraucht werden, sind oftmals branchenspezifisch. Deshalb hier nur ein grober Überblick über die Situation. Vielleicht noch was. Hier geht man als Frau auch noch um 11 Uhr abends ohne Angst durch leere Straßen, hier gibt es keine Kopftücher und keinen Muezzin. Deshalb hat nach den telefonischen Vorsondierungen die Pfarrerstochter die Visegrad-Staaten (zu denen auch Rumänien gehört) gar nicht offiziell nach Brüssel eingeladen, weil sie sowieso eine Absage bekommen hätte.

Und damit man nicht glaubt, ich erzähle hier nur Theorie, in meinem anschließenden Kommentar ein konkretes Beispiel für eine Existenzgründung. Wohlgemerkt, ich bin hier nur auf das Thema der aktiven Arbeit eingegangen, - die bereits häufigere Ansiedlung von Rentnern, die aus Deutschland oder Österreich kommen und sich hier ein Anwesen kaufen, um ihren Lebensabend hier zu verbringen, ist ein anderes Thema.


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung