Das Lied des Mördervolks

Tempranillo, Sonntag, 10.06.2018, 11:41 (vor 2144 Tagen) @ Tempranillo5173 Views

Außer den großen Komponisten gibt es nicht so wahnsinnig viel, womit
Deutschland für sich werben und dem weltweit in alle Hirne gebrannten
Stereotyp vom Tätervolk etwas entgegensetzen könnte.

Gioacchino Rossinis Reise nach Reims (Il Viaggo a Reims) käme noch in Frage, und wie dort die Hymne des Tätervolks mit dem Genozid-Gen präsentiert wird

Ab 2:05:45: https://www.youtube.com/watch?v=VM28fu9bTI4

Wir hören und sehen Herrn Baron von Trombonok: 

"Folgen wir der Tradition und stoßen mit einem Trinkspruch an.
(...)
Deutsche Hymne
Aber ich bitte um Nachsicht.
Unter Pferden, Bomben und Kanonen
Habe ich meine halbe Lunge verloren."

[=> Harmonia, Harmonia über alles in der Welt:]

"Jetzt, wo unter allen Völkern Europas
Die friedlichste Harmonie herrscht,
Ist Europas Glück auf ewig gesichert.
Es lebe, es lebe die friedliche Harmonie,
Die Quelle aller Wohltaten ist."

Direkt danach kommt die das ganze Stück über über patriotisch-aggressiv gezeichnete Polonia mit einem feurigen Appell, das Vaterland mit dem Schwert zu verteidigen.

Ich denke nicht, daß es  zu weit geht, in der direkten Aufeinanderfolge von deutscher harmonieseliger Bräsigkeit  und polnischer Aggressivität einen Gegensatz zu sehen, der etwas mit der Entwicklung zum Zweiten Weltkrieg zu tun hat.

Die so wohlwollende wie richtige Darstellung der deutschen Mentalität stammt, wie bereits erwähnt, aus Gioacchino Rossinis 1825 uraufgeführtem "Viaggio a Reims, ossia L’albergo del giglio d’oro" (Die Reise nach Reims oder Das Hotel zur goldenen Lilie). Jean Raspails  Sire behandelt ebenfalls eine Reise nach Reims, um dort, nachdem die Herrschaft der  demokratischen Völkermörder beendet wurde, einen König zu krönen.  

Roger Peyrefitte zititiert eine Quelle, derzufolge Benjamin Disraeli Rossini  als Juden bezeichnet haben soll. Nachnamen, die auf Rossi oder Rossini lauten, seien Hinweis auf jüdische Vorfahren.

Angenommen, das stimmt, wäre das erst recht ein Grund, vor dem in Pesaro geborenen  Komponisten und Hobbykoch ganz tief den Hut zu ziehen, in dessen Werken gelegentlich sowohl instrumental als vokal richtig populistisch gejodelt wird. 

Das Tolle an Rossinis Viaggio liegt, abgesehen von der Inspiration darin, daß wir einen Vorläufer der EU-Gipfelgespräche vor uns haben. Deutschland, Österreich (Tirol), Frankreich, Spanien, Italien, England, Rußland, Polen und Griechenland treten in Gestalt ihrer singenden Repräsentanten auf. Jede Nation wird mit ihren jeweiligen Marotten  und Schwächen präsentiert, auch ironisiert, aber nie denunziert und verächtlich gemacht.

Man kann über Rossinis Werke geteilter Meinung sein, aber nicht darüber, daß er, wie Chopin Abonnent der ersten Gesamtausghabe Bachs, alles in allem ein großer Mann und, verglichen mit dem heutigen systemkonformen Abschaum, charakterlicher Gigant gewesen ist.

Völlig querstehend zur ewigen Haßhetze zeigen Rossini und sein Librettist Giuseppe Luigi Balocchi Anno 1825 einen leicht schrulligen, etwas pompösen, sehr um Seriosität bemühten, aber grundfriedlichen und Europa hochhaltenden Deutschen, dem wir bereits anfangs, ab 34:00, als Generalkassier und Zahlmeister begegnen. Die Anspielung auf Chaplins Großen Diktator muß man dem Regisseur nicht übelnehmen, schließlich enthält die Szene nichts von der ansonsten üblichen haßhetzenden Verleumdung. 

Ihr dürft Euch jetzt fragen, was sympathischer ist: Baron von Trombonok in schwarz-rot-goldener Toga oder am Bahnsteig ein starkpigmentierter Afrikaner mit der Stars-and-Stripes-Fahne als T-Shirt? Das ist keine Erfindung, ich habe das wirklich gesehen und mir gedacht, *wenigstens weiß er, wem er es zu verdanken hat, daß er bei uns Vollpension und weitere Wohltaten reingeschoben beklommt*.

Tempranillo

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*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).


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