Unwetter in Wuppertal, Unwetter überall. Aber niemand steht in der Verantwortung

helmut-1, Siebenbürgen, Mittwoch, 30.05.2018, 12:01 (vor 2158 Tagen)5700 Views

Da gibts viele Dinge, die Otto Normalo nicht weiß und deren Zusammenhänge er nicht kennt.

Es geht um die Zahlen und die Statistiken. Da gibts die Abwasserentsorger, die natürlich die traditionalen Zahlen kennen, nach denen der Querschnitt der Rohre gemäß der zu erwartenden Regenmengen pro m² errechnet wird. Seit der Jahrtausendwende haben wir das Problem, das sich diese Mengen pro m² ständig nach oben schrauben.

Natürlich kann man nicht jedes Jahr neue und größere Rohre in der Straße verlegen. Aber man kann diese neuen Zahlen berücksichtigen, gerade, was neue Planungen betrifft. Manchmal wird das auch gemacht. Manchmal werden aber die alten Zahlen verwendet, weil größere Rohrdimensionen mehr Geld kosten. Alles, was Mehrkosten betrifft, wird ja gescheut wie der Teufel das Weihwasser.

Deshalb wird man auch kaum die aktuellen Zahlen erfahren, was den Regenanfall pro m² und pro min in der Zeit eines heftigen Wolkenbruchs betrifft. Man erfährt am Schluss nur, in welcher Zeit welche Regenmenge insgesamt gemessen wurde. Wenn man das auf die gesamte Regenzeit (z.B. vier Stunden) umlegt und dann auf die m² resp. den dadurch zu errechnenden Rohrquerschnitt umlegt, dann ist man mit der in der Straße vorhandenen Dimension immer im grünen Bereich.

Wo die Rechnung nicht stimmt, das ist genau in der Phase der 10 oder 15 Minuten, wo es eben den extremen Wolkenbruch im gesamten Verlauf des z.B. vierstündigen Regens gibt. Der aber bewirkt, dass die Kanalisation das nicht aufnehmen kann und die Keller vollaufen. Dann zuckt man eben mit den Schultern und schiebt das auf eine Extremwetterlage. Genau diese hat man aber aktuell im Durchschnitt 4 - 5 mal im Jahr, wobei die Häufigkeit tendenziell steigend ist.

Auf die Idee, den Rohrquerschnitt bereits jetzt auf diesen extremen Wasseranfall bei Starkregen einschl. der steigenden Tendenz mindestens der nächsten 10 Jahre zu dimensionieren, - das kommt nicht in die Tüte. Würde zuviel kosten. Dafür gibts ja die Feuerwehr mit den Pumpen und die Hausratversicherung.

Die aktuellen Zahlen erfährt man kaum, - die werden unter Verschluss gehalten, sofern man sie überhaupt kennt. Damit meine ich Extrem-Wolkenbruch und dabei anfallende Regenmenge pro m². Ich habs mir ausgerechnet, - musste es ja auch. Hab mir da eine Linie zwischen dem Ärmelkanal und dem Schwarzen Meer gezogen und die Zahlen ermittelt. War schwer genug, aber wenn man mehr als 5 Jahrzehnte mit diesem Metier zu tun hat, dann gelingt das auch.

Wenn ich aber in Rumänien den Bau einer Produktionshalle im Rahmen eines Consulting-Auftrages leite, dann muss ich prüfen, ob die Abwasserrohre des Flachdaches einschl. der Deckenstatik dafür ausgerichtet sind, dass man die Belegschaft nicht beim ersten Wolkenbruch sicherheitshalber ins Freie befördern muss.

Natürlich posaune ich diese Zahlen nicht aus, aber ich kenne sie. Und weil ich sie kenne, wundere ich mich immer wieder über die Vorgänge beim Wolkenbruch und die Kommentare der zuständigen Stellen. Grenzt nach meiner Einschätzung oft an Frechheit, weil die Kerle natürlich wissen, was Sache ist. Sollte letzeres nicht zutreffen, dann wären sie völlig fehl am Platz und sollten besser Bonbons am Kiosk verkaufen.

Das Hauptproblem liegt aber beim sog. "mündigen Bürger". Der kennt die Zusammenhänge sowieso nicht, und deshalb klopft er mit Sicherheit nicht dort an, wo man eigentlich anklopfen sollte: Nämlich bei den Stellen, die sich mit der (in Deutschland üblichen) Oberflächenwasserabgabe eine goldene Nase verdienen. Diejenigen, die kassieren, wären nicht nur moralisch, sondern auch juristisch in der Pflicht, daraus resultierendes Unheil für den Bürger (z.B. Keller volllaufen) abzustellen resp. zu verhindern.

Wissen ist Macht, nichts wissen macht auch nichts, - hilft aber manchen öffentlichen Stellen gut über den Winter......


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