Eigene Erfahrung gefällig?

Albatros, Lothringen, Mittwoch, 23.05.2018, 11:58 (vor 2136 Tagen) @ Mephistopheles6839 Views

Ein Hallo in das Forum!

Am 1. Weihnachtstag des Jahres 1999 fegte ein Orkantief u.a. über Süddeutschland (Schwarzwald) und Ostfrankreich (Vogesen), der später den Namen Lothar erhielt.

Umgestürzte Bäume zertrennten Strom- und Telefonleitungen und machten Strassen unpassierbar. Auch unser
Gewächshaus
zerbarst in 1000 Scherben.

Wie lange der Stromausfall dauern würde, wusste niemand. Er dauerte hier auf dem Land in Lothringen 1 1/2 Wochen.

Nach 3 Tagen waren Kerzen und Kleinbatterien ausverkauft und Benzin wurde auf 20 Liter pro Fahrzeug rationiert.
Benzin nicht deswegen, weil die Leute wegen fehlender Kommunikation häufiger Onkel und Tanten besuchen mussten, sondern weil sie ihre -
so vorhandenen - Jockel fütterten, damit die Hammelbeine nicht aus den Kühltruhen schwammen und sich die Pumpen der Heizanlagen weiter drehten. Schliesslich war ja Winter!

Während dieser Woche hätte man Stromaggregate mit entsprechendem Aufpreis vom Sattelschlepper runter verkaufen können - trotz limitierten Treibstoffes.

Die Ortschaften auf dem Weg zum Supermarkt waren gespenstig dunkel - sowohl in den Häusern, als auch auf den Strassen.

Grosse Supermärkte hatten dank Notstromaggregaten noch geöffnet, aber nur die Lebensmittelabteilungen waren noch zugänglich bzw. beleuchtet.
Grosse Stromfresser, wie z.B. TK-Truhen, waren ausgeschalten, die Ware nach wenigen Tagen ohnehin ausverkauft.
Meine eigenen Vorräte waren nach anderthalb Wochen noch nicht aufgebraucht.

Meine Erfahrungen aus diesen Tagen:
Das Licht einer Kerze reicht nicht zum Lesen eines Buches.
Mit der Batterie aus dem Traktor liess sich der Weltempfänger und eine 20 W Halo-Lampe betreiben. Laden der Batterie(n) mittels Stromaggregat bzw. laufendem Traktor.
Wasser für das Bad und die Toilette lief auch ohne Pumpe (zur Druckerhöhung) aus der eigenen Quelle.
Die Beheizung der Räume mit Einzelöfen für Holz (Heizkamin, Grundofen, Küchenherd) wurde auch nach dem Einbbau einer Holzzentralheizung beibehalten.

Die Gefahr, dass heute der 25 KW Holzessel bei Stromausfall im Winter überhitzt, wenn die Umlaufpumpen mangels Elektrizität nicht mehr arbeiten und der Quelldruck für die thermische Ablaufsicherung zur Kühlung des Kessels allein nicht ausreicht, lässt sich durch den Einsatz des Stromgenerators ausschliessen.
Damit kann der Heizungsbetrieb so lange auffrechterhalten werden, bis die Temperatur des Kessels einen kritischen Wert unterschreitet und das Feuer langsam von selbst ausgeht. Von da an gibt es ja noch die Einzelöfen ...

Obwohl ich mich nicht als Prepper bezeichnen würde, komme ich mit meiner Vorratshaltung gut über einen Monat - einfach schon deshalb, weil ich mich weigere, die 12 km in den nächsten Supermarkt mehr als zweimal im Monat zu fahren und entsprechend vorschauend einkaufe.

Dennoch bin ich der Meinung, dass gut vorbereitete Zeitgenossen im extremen Ernstfall lediglich etwas länger überleben, als die unvorbereiteten.

Mit freundlichen Grüssen
der

--
Albatros


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