von Heißwasserfröschen und modernen Sklaven

Weiner, Donnerstag, 10.05.2018, 10:32 (vor 2171 Tagen) @ Centao6010 Views

Hallo Centao,

was Du schreibst ist alles schön und gut und interessant. Die Tübinger Studie ist aber bereits in ihrer Überschrift mit einem Fragezeichen versehen, und das aus guten Gründen. Ausführlich kann ich sie hier nicht diskutieren, da umfangreiches Material beigebracht werden müsste über zyklische, also nicht rein lineare Auslösungen von Unruhen und Kriegen. Ferner gibt es qualitative Änderungen im Lauf der Geschichte, mit deren Hilfe neue Zwischenniveaus von Stabilität hergestellt werden können. Hier wären etwa zu nennen die Entdeckung neuer Energiequellen (Kohle in der industriellen Revolution des 18. Jhdt.), neue Hygienemaßnahmen (19. Jhdt.), Kommunikationstechnologien und mechanische Mobilität (20. Jhdt.).

Oder ein weiteres Beispiel: Aufstände setzen eine gewisse Organisationsfähigkeit, Kampfressourcen und eine 'Ideologie' voraus. Sie wurden, wenn sie gelungen sind, bisher von "aufsteigenden Schichten" getragen, etwa dem Bürgertum in den (konstitutionellen) Revolutionen 1770 bis 1850, oder etwa dem Kleinbürgertum und der gehobenen Arbeiterschaft in den (kommunistischen und faschistischen) Revolutionen des 20. Jahrhunderts. Die dabei engagierten Menschen müssen außerdem bestimmten Altersklassen angehören (Kohortenproblem), damit sie ihre Ziele biographisch-energetisch auch mit einem gewissen Lebenserfolg durchziehen können. Für die Gegenwart sehe ich da nicht die entsprechenden Voraussetzungen.

Stattdessen sehe ich einen sehr deutlichen Wandel von der bürgerlichen (engagierten und freiheitlichen?) Mentalität hinein in eine sklavische Mentalität. Dies ist ein erneuter qualitativer Wandel, der das System wie oben angedeutet auf einer neuen Ebene stabilisieren wird. Dabei haben wir es gegenwärtig, ganz wie im alten Rom, mit mehreren, sehr differenzierten Schichten von Sklaven zu tun. Auch heute gibt es Jugendliche und Kinder, die in Erdlöchern Afrikas nach edlen Steinen und Metallen zu graben gezwungen werden, verleichbar den Silberminen der Römer in Spanien (in die man die kräftigsten Kriegsgefangenen geschickt hat, Überlebensrate etwa 2-3 Jahre). In den entwickelten Systemen des Westens wird der moderne Sklave mit TV-PC-Smartphone, mit Tourismus (ggfs. inklusive Bordellbesuche fürs gehobene Management) und mit Sportereignissen etc. etc. etc. etc. bei guter Laune und Schaffenskraft gehalten. Und manchmal, wenn er alles richtig verinnerlicht hat, wird er auch "frei" gelassen ...

Du solltest davon ausgehen, dass "die Reichen da oben" (mit ihren hoch gebildeten Stäben aus Sklaven, genannt ThinkTanks ...) diese soziologischen, massenpsychologischen und teilweise sogar biologisch-genetischen Mechanismen der Beeinflussung sehr genau kennen und an ihrer Perfektion immerfort feilen. Sie kennen das Spiel mit der Temperatur und der Aufzucht der Frösche!! Die gegenwärtigen Kriege ohne Siege (und ohne Friedensschlüsse!) und die neuartigen, selbstlaufenden (!!) Völkerdeportationen sind wohldurchdachte Instrumente der Herrschaft über die Massen. Gleiches gilt für das Geldsystem und für die Ausnutzung debitistischer Mechanismen. Ich halte die Staatsschulden oder die offenen, handelbaren Kontrakte der Systembanken der Gegenwart für Pipifax bzw. für einen Zaubertrick (Blockchain-Money eingeschlossen), die für das dumme und gierige Publikum geschaffen sind und mit großer Klugheit und Raffinesse aufrechterhalten werden (dieser Satz enthält auch meine Antwort auf die Ausgangsfrage für diesen Thread). Wenn aber nötig, dann löst man diese "Papiere" eines Tages in Luft auf (einer der hochintelligenten Tricks hierfür waren die "Bad Banks" nach 2008). Welchen Tages wird das sein? Wenn man die Realwirtschaft, das Bodenvermögen und international die Staatsorgane (Bürokratie & Justiz, Polizei, Militär, Medien und Forschungseinrichtungen) komplett unter Kontrolle hat. Hier also solltest Du nach Konzentrationsprozessen und Kooperationen schauen!

Es wird weiter Kriege, weiter Unruhen, Aufstände und (Pseudo-) Revolutionen, auch weiter Naturkatastrophen geben. Aber der hintergründige Kontext hat sich verändert. Wir gehen in eine fixe Konstellation hinein, die nicht mehr aufzubrechen ist. Wenn sie voll ausgebildet sein wird, etwa zur Mitte dieses Jahrhunderts wird sie oberflächlich multipolar erscheinen (mit China als stabilem Anker), aber die herrschenden Eliten in den großen regionalen Kernen werden durchweg eines Geistes Kind sein, in Ost und West, und Nord und Süd.

Mit Bedauern, nichts Besseres schreiben zu können, jedoch mit feiertäglich-feundlichen Grüßen,

Weiner


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