Operation SCO vs Trumps Planwirtschaft

Kosh, Mittwoch, 09.05.2018, 14:50 (vor 2151 Tagen) @ XERXES2598 Views

- Man wird einen neuen Deal aushandeln, der den USA mehr wirtschaftliche Vorteile bringt.

Planwirtschaftliche Vorteile? Bsp. Patente und China:

aus https://www.nzz.ch/wirtschaft/realitaetsfremde-us-forderungen-im-handelskonflikt-mit-ch...
- … dass die in China gängige Praxis beim Technologietransfer und beim Schutz geistigen Eigentums nicht gegen bestehende WTO-Regeln verstösst.
… Wenn Washington in der Vergangenheit bereits etwas gegen China in der Hand gehabt hätte, wäre die US-Regierung bei der WTO schon längst vorstellig geworden, …

Trump will etwas erzwingen, das anders als mit Regelbrüchen nicht zu haben ist - die Vertrauensbasis gegenüber den US wird weiter erodieren, wie zu sehen an der Reaktion im Iran, wo die Skeptiker auf ganzer Linie recht behalten haben.

- Im Jahr 2000 haben sich die chinesischen Zahlungen für die Nutzung ausländischen geistigen Eigentums auf 1 Mrd. $ belaufen; im vergangenen Jahr überwiesen die chinesischen Firmen bereits 29 Mrd. $. Damit schneidet China im internationalen Vergleich gut ab. Eine Rangliste des Internationalen Währungsfonds führen mit Irland und den Niederlanden zwei europäische Länder an, in denen die Lizenzgebühren überwiegend ausländische Holdings überweisen, die sich dort aus Steuergründen niedergelassen haben, wie Nicholas Lardy vom Piie schreibt. Auf dem dritten Platz befindet sich bereits die USA – dann folgt China.

Klar läuft ein Handelskrieg, aber ein neuer Vertrag braucht …

1) nur scheinbar Vorteile zu bringen um Trumps Wähler zu befriedigen.
2) stellt sich tatsächlich die Frage, was es der US-Wirtschaft bringt, wenn Trumps Planwirtschaft den Iran zum Import von Trabis zwingen will.
3) kann der Iran, selbst wenn er wollte, div. Hochtechnologie nicht einkaufen, weil er je nach Lust und Laune Washingtons damit rechnen muss, plötzlich keine Ersatzteile mehr zu bekommen.
4) kann auch ein neuer Vertrag jederzeit gebrochen werden, wenn die US-Wirtschaft trotzdem das Nachsehen hat z.B. weil sie “fertig hat”.

Aus meiner Sicht ist Punkt 1) ziemlich der einzige, der Trump tatsächlich was bringen könnte, vielleicht holt er da oder dort noch was für die Galerie raus. Ob die US was davon haben, mag ich wegen 2) bis 4) stark bezweifeln. In bester Erinnerung ist mir noch ein Artikel über einen patriotischen US-Unternehmer, der runde 250 Millionen investieren wollte, aber in seiner Heimat qualitativ nicht fündig wurde. Er meinte, hätte er in den US eingekauft, hätte er ebenso gut Konkurs anmelden können. Das ist je länger je mehr das Problem, das Trump allen anderen in die Schuhe schiebt, nur nicht der US-Wirtschaft selbst. Jeder gewissenhafte iranische Unternehmer wird genau so rechnen wie dieser US-Unternehmer und zum gleichen Resultat kommen. Du schreibst:

- Die Europaeer haben dicke Geschaefte im Iran gemacht, US-Unternehmen gingen ziemlich leer aus.

Und woran liegt das? Weil auch US-Unternehmer in Europa einkaufen MÜSSEN, wollen sie am Weltmarkt Bestand haben. Das hat wenig mit dem gekündigten Vertrag zu tun als vielmehr mit dem Status Quo von “Made in USA”.

Abgesehen von ein paar Vorzeigebranchen sind die US auf den Globus angewiesen, der umgekehrte Fall befindet sich in Wachablösung. Die Digitalgiganten wurden von China in wichtigen Bereichen bereits abgehängt und geben ein schwer zu toppendes Tempo vor. Es fiel und fällt eine US-Bastion nach der anderen. Unlängst kündigte die SWX Kooperationen mit chinesischen Zahlungsdienstleistern an, damit deren Touristen wie zuhause bezahlen können. Die Logistik zur Entdollarisierung wird unverdrossen aufgebaut.

Wieso also soll der Iran z.B. US-Passagiermaschinen kaufen, wenn er einerseits ständig vor der Ersatzteilklippe steht und andererseits China zu Eigenentwicklungen übergeht, die sich auch im Iran absetzen liessen? Der Waffenmarkt ist so breit gestreut, dass der Iran nicht auf die US angewiesen ist, zumal er auch selber produziert.
Summa summarum hat Teheran bewiesen, dass es trotz Embargo jahrelang über die Runden gekommen ist. Der nun obsolete Vertrag war und ist ein US-Eingeständnis, dass die vorangegangenen Embargos zwar dem Iran geschadet haben, den US aber mehr und letztlich nicht nur im Iran entscheidende Weichen gestellt hat. Der Einfluss Chinas und Russland via Wirtschaft und SCO ist parallel dazu gewachsen, selbst Europa ist nicht auf den Kopf gefallen, warum aber die US? Weil man sich nicht auf sie verlassen kann und viele Investitionsgüter langfristiger Natur sind. Sogar als US-Unternehmer würde ich mir 3x überlegen, im Iran zu investieren, weiss man doch nie, wie lange es dauert, bis einem die eigene Regierung einen Strich durch die Rechnung MACHT. Mittlerweile muss man sich als Unternehmer sogar fragen, ob man noch in die US investieren soll, will man nicht ständig Gefahr laufen am nächsten Morgen mit Drohkulissen und eingefrorenen Konten aufzuwachen.

Klar ist Trumps Vorstoss ein Signal an China, das ist es die letzten Jahre immer, denn vor Chinas Aufstieg zum gobalen Hegemonen fürchtet sich der Westen, nicht vor Russland oder dem Iran geschweige denn Syrien. Seit dem Sturz des Schahs, als die US übrigens noch “gross” waren, ist es ihnen nicht mehr gelungen, das strategisch wichtige Persien auf seine Seite zu ziehen. Auch hier im Gegenteil, Peking und Moskau konnten Teheran einbinden und haben damit den Grundstein für ihre Zukunft gebaut. Wenn China den Iran aufgeben würde, könnte es auch gleich die Neue Seidenstrasse beerdigen. Trump hat Einfluss auf die Zwitscherbühne, aber hinter den Kulissen droht er eine kleinere Nummer zu werden als er die US gross plant.

Wie lange wird es wohl dauern, bis man die US wirtschaftlich ignorieren kann, ohne dass gleich die Welt untergeht?:

aus dem Link:
- Der gesamte chinesische Leistungsbilanzüberschuss in Relation zur Wirtschaftsleistung hat sich seit 2007 deutlich verringert. Belief er sich damals auf 9,9%, betrug er im vergangenen Jahr noch 1,3%. Und laut den Ökonomen der Grossbank Standard Chartered wird er sich im laufenden Jahr auf 0,5% und 2019 auf 1% reduzieren.

Peanuts, notabene wird vom gesamten Bilanzüberschuss gesprochen. Ausserdem:

- Vor dem Hintergrund seines expansiven finanz- und wirtschaftspolitischen Ansatzes mit erhöhten Staatsausgaben und Steuersenkungen ist mit einem wachsenden Handelsbilanzdefizit zu rechnen.

Trump bastelt also tüchtig an seinen Sündenböcken, alle sind schuld, nur er und die Seinen nicht und drum muss man die Schuldigen für das US-Glück zwingen. Alle ausser etwa TrabiPRoduzenten wissen, dass man selbst mehr tun muss, um konkurrenzfähig zu bleiben, aber ich gebe zu, dass Versuche in andere Richtungen auch in der Schweiz nicht selten sind.

Ebenso wenig wie die Welt werden auch die US nicht untergehen, aber deren beste Zeiten sind bis auf Weiteres vorüber. Jahrzehnte auf Globalisierung gebolzt, so weit möglich alles und jedes darunter subsummiert, und jetzt, da man die Konkurrenzfähigkeit zu verlieren droht, genauer, die Deutungshoheit über die Währungshegemonie, rechtsumkehrt und wieder sollen alle spuren. Irgendwie erinnert mich Trumps Gehabe an Grossbritannien oder Frankreich, die sich teils bis heute mit ihrer glorreichen Vergangenheit identifizieren. Eine Weile konnte der Anschein aufrecht erhalten werden, danach wurden sie von der wirtschaftlichen Realität überholt, sitzen aber immer noch in Entscheidungsgremien und spielen MACHThaber.

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.


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