Es ist verdammt schwierig, das in schwarz und weiß zu trennen

helmut-1, Siebenbürgen, Samstag, 05.05.2018, 20:22 (vor 2154 Tagen) @ Otto Lidenbrock4264 Views

Ums gleich zu Beginn zu sagen:
Ich schreib das als generell, nicht speziell auf Deinen Kommentar.

Das mit Prüfungen und Rassismus, das ist ein sehr schwieriges Thema. Wo kann man hier eine klare Linie ziehen? Ich weiß es nicht.

Auch mein Sohn, der in Siebenbürgen aufgewachsen ist, hat in Erfahrung gebracht, dass er bei Prüfungen in Deutschland als "Ausländer" deklassiert wurde, weil er eben keinen örtlichen Dialekt spricht und dazu sein Deutsch die übliche "harte" Aussprache des Siebenbürgischen Deutsch hat.

Natürlich weiß mein Sohn, damit umzugehen. Wo ist aber die Grenze zur Feststellung von mangelndem Wissen und Unterstellung desselben aufgrund unterschwelligem Ablehnens anderer Kulturen.

Ab wann ist man ein Rassist? Gibts da eine Norm?

Da ist im Dorf bei uns ein Müller, der den Leuten alles mahlt, was sie bringen. Ein äußerst gläubiger Christ, der als Orthodoxer immer dann seine Mühle geschlossen hält, wenn ein kirchlicher Feiertag ist, - wenn man irgendeinen Heiligen in der Orthodoxie feiert, - und derer gibts genug, über das ganze Jahr gesehen. Seine Begründung: Das ist nicht gottgefällig, wenn man an einem christlichen Feiertag arbeitet.

Als einer meiner Zigeuner bei ihm etwas Mehl kaufen wollte, für seine Schweine, meinte er, er hätte zur Zeit keines. Als ich ihn später alleine angetroffen hatte, sagte er mir, - für mich hätte er immer Mehl reserviert, - nur an die Zigeuner verkaufe er keines.

Ist er nun ein Rassist? Er ist doch ein gläubiger Christ. Hat er nur die Konsequenz aus seinen eigenen Erfahrungen gezogen, was wir (als Deutschdenkende) nicht können? Auch mir haben die Zigeuner geklaut auf Teufel komm raus, und trotzdem versuche ich immer noch, denen zu helfen, die es - meiner Meinung nach - verdienen.

Manche lernen halt nicht dazu, - wahrscheinlich gehöre auch ich zu dieser Sorte. Ich verdamme den Müller nicht, - er wird seine persönlichen Gründe haben.

Genauso wie mein Vater meine jetzige Frau abgelehnt hat, weil sie Rumänin ist. Mein Großvater ist im Widerstand umgekommen, mein Vater war immer überzeugter Sozialdemokrat, - war er nun ein roter Rassist?

Wo ziehen wir nun die Grenze?


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