Eine gute Analogie zur Funktionsweise des Gehirns

Sojemand, Donnerstag, 03.05.2018, 18:50 (vor 2178 Tagen) @ Ostfriese2443 Views

"Gegenstände von Informationen sind gleichermaßen Ergebnisse einer
Selektion, einer Montage, einer Filmaufnahme, sie haben die 'Realität'
schon getestet und ihr nur Fragen gestellt, die ihnen 'entsprachen'. Sie
haben die Realität in einfache Elemente zerlegt und sie zu Szenarios mit
klaren Gegensätzen wieder zusammengefügt – genau wie der Photograph,
der seinem Gegenstand Kontraste, Beleuchtung und Kamerawinkel aufzwingt …
Dieser ganze Prozeß ist auseinandergerissen: der widersprüchliche Prozeß
zwischen dem Wahren und dem Falschen, dem Realen und dem Imaginären wird
durch die hyperreale Logik der Montage beseitigt."

Jean Baudrillard auf den Seiten 117 bis 119 seines Hauptwerkes Der
symbolische Tausch und der Tod

Exakt so schneidert sich das Gehirn aus den Sinneseindrücken die erlebte Wirklichkeit zusammen. Besser, ohne auf lange Abhandlungen der Neurowissenschaften zu verweisen, kann man es kaum ausdrücken.

Die Selektionsprozesse der Montagen lassen keinen Raum und vor allem keine
Zeit mehr, um das Hyperreale (= die Simulation des Realen) als solches
bewusst zu erkennen. Das Wissen um diese Sachverhalte würde die heutigen
ausschweifenden 'Orgien der Kommunikation' (Baudrillard) vielfach
überflüssig machen.

Es ist ein Teufelskreis. Die Mechanik des Denkens beschwert sich darüber, dass die Mechanik des Denkens unvollkommen ist und selbige ohne sich besser dran wäre. Das ist der Stoff, aus dem Orgien gemacht werden. ;)


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