Nichts ist monokausal

Sojemand, Sonntag, 29.04.2018, 14:38 (vor 2161 Tagen) @ BerndBorchert3160 Views

Es ist richtig, dass dort die Geburtenrate am höchsten ist (A), wo die
Sterblichkeit der Kinder am höchsten ist (B). Das ist eine Korrelation.
Aber es bedeutet nicht, dass B der Grund für A ist, und man deshalb nur B
ändern muss, um A zu verbessern. Auch umgekehrt muss nicht gelten: aus A
ergibt sich B.

Nein, so einfach ist die Welt nicht. Allerdings sprechen die Daten aus Jahrzehnten eine deutliche Sprache. Mit dem Bemühen, die Kindersterblichkeit zu senken, gehen eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen einher, wie eine Verbesserung der allgemeinen Gesundheit, der Zunahme des allgemeinen Wohlstandes und der Bildung. All das zusammen bewirkt den Rückgang der Geburtenraten. Nur, ohne am Grundproblem der Kindersterblichkeit anzusetzen, werden sich die anderen Faktoren kaum ändern, denn sie hängen damit ja direkt zusammen. Wie kannst du erwarten, dass solche multikausalen Entwicklungen verstanden werden, wenn man erst auf der Argumentationsebene eines Flatearthers anfangen muss?

In dem Fall behaupte ich, dass es ein C gibt, so dass A und B sich aus C
ergeben. C würde ich als "Armut" definieren, und zwar gekoppelt mit
Fatalismus, was das Kinderkriegen angeht: man kriegt einfach soviele
Kinder, wie die Biologie vorsieht.

Natürlich ist das biologisch getrieben. Deshalb sinken die Geburtenraten ja auch auf breiter Basis, wenn der äußere Druck nachlässt.

Im Übrigens will auch niemand die Kindersterblichkeit in armen Ländern
erhalten (das ist eine böse Insinuation des Video-Autors), sondern es geht
um Verhütung.

Genau. Aber damit Verhütung erst mal in den Köpfen Fuß fassen kann, müssen die Grundprobleme z.B. Kindersterblichkeit angegangen werden. Die Geschichte beweist doch, wenn erst mal die Grundlagen geschaffen wurden, die Leute offen sind für all das und das Endergebnis dann eine gesunde 2-Kind Familie ist. Die Kausalkette wurde zigfach belegt und bereits Heute sind ja schon 80% aller Familien weltweit 2-Kind Familien und "Peak Child" wurde überschritten. Nur da wo eben bitterste Armut herrscht und die Kinder sterben ist es noch normal, mehr Kinder in die Welt zu setzen.

Und ja, wenn jetzt einer kommt und sagt, "Aber Mohammed um die Ecke hat doch 10 Kinder, hier in Deutschland", dann sagt das überhaupt nichts aus. Die globalen Trends machen solche Fälle zur Ausnahme, auch wenn einige Dauerempörte das anders sehen wollen.


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