Lebendiger Erinnerungs-Friede

Falkenauge, Dienstag, 24.04.2018, 08:48 (vor 2193 Tagen) @ Barbara3132 Views

600.000 Tonskulpturen erinnern an das Kriegsende

"Ihr Rücken ist gebeugt, sie tragen Metallmarken, auf denen der Name eines Toten steht. 600 000 Tonskulpturen erinnern in der Nähe der belgischen Kleinstadt Ypern daran, dass dort während des Ersten Weltkriegs über eine halbe Million Menschen ums Leben gekommen sind."

http://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_83653468/kunst-600-000-tonskulpturen-erinn...

Solche Denk-Mäler, die an die Opfer eines sinnlosen Krieges erinnern sollen, sind ja gut.
Aber ich glaube, dass noch viel wirkungsvoller die gepflegte Erinnerung an das ist, was 1914 vielfach an der Westfront geschah und unter "Weihnachtsfriede 1914" bekannt geworden ist. Deutsche sowie Briten und Franzosen, die sich feindlich in Schützengräben gegenüberlagen und täglich gnadenlos Tod und Verderben übereinander brachten, gingen vielerorts an Heiligabend ohne Waffen zögernd aufeinander zu und feierten gemeinsam Weihnachten.

Da spielte sich in den Herzen etwas ab, was mit der seelisch-geistigen Substanz des Friedens zu tun hat. Sie allein kann letztlich Frieden schaffen.

In der Chronik des 55. Westfälischen Infanterieregiments hieß es: Es „durchzitterte alle Herzen ein sonderbares, in Worten gar nicht wiederzugebendes Gefühl bei dieser Begegnung“. Ein Soldat schrieb in einem Brief nach Hause, dass es „die schönste Weihnachtsfeier war, die ich je erlebte“. Der Journalist Michael Jürgs kam in seinem Buch „Der kleine Frieden im großen Krieg“ zu dem Urteil: „Einen solchen Frieden von unten gab es noch nie in der Geschichte eines Krieges.“ Und der britische Historiker Malcolm Brown sprach in „Christmas Truce“ von der „besten und herzbewegendsten Weihnachtsgeschichte unserer Zeit“.

Der Vater Lieutenant Audeberts, ein General, ging später mit seinem Sohn hart ins Gericht. „Was Ihr getan habt, nennt man Hochverrat“, herrschte er ihn an, „darauf steht die Todesstrafe. Aber man kann nicht 200 Männer erschießen, das kann man nicht. Und nur das rettet Euch.“ Auf keinen Fall dürfe die Öffentlichkeit von dieser Fraternisierung erfahren. Sein Sohn erwiderte: „Die Männer, die das erlebt haben, schämen sich nicht dafür. Sie werden nicht darüber sprechen, weil niemand ihnen glauben wird, geschweige denn sie verstehen.“ „Unbegreiflich“, antwortete der General, „sich an solchen Handlungen mit dem Feind zu beteiligen, der einen Teil unseres Landes besetzt hat.“ Erregt rief sein Sohn aus: „Unser Land? Was weiß das Land davon, was wir hier erleiden? Was wir hier tun, ohne uns zu weigern? – Ich habe mich den Deutschen näher gefühlt als denen, die im Warmen sitzen, Truthahn essen und schreien: Tod den Deutschen!“ –

Auch wenn jetzt nicht Weihnachten ist, lohnt es sich immer wieder, sich in das zu vertiefen, was sich damals abgespielt hat. Siehe:
Der Weihnachtsfriede 1914


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