Ein Kind seiner Zeit...

Silke, Mittwoch, 18.04.2018, 10:43 (vor 2162 Tagen) @ trosinette6095 Views
bearbeitet von Silke, Mittwoch, 18.04.2018, 10:49

Lieber Schneider,

Rastlos auf der Suche nach einem Therapeuten?

Der Mensch bringt nichts mit sich. Woher auch? Alles, was er vermag,

wird ihm verliehen, erzwingt eine Tilgung der Schuld, damit es ihm wieder
verliehen wird.

Da bin ich mit Dir

Das ist ja auch eine in ihrer Klarheit und in ihrem Facettenreichtum schwer zu übertreffende Feststellung.
Sie führt allerdings deine Frage nach einer Therapie ad absurdum, noch bevor sie gestellt wird.
Therapie heißt Akzeptanz und nicht der Lösungsversuch von Problemen, die nicht lösbar sind weil sie nicht existieren.
Wer wie Sisyphos die Sinnlosigkeit seines Tuns hinnimmt, sich nicht trügerischen Hoffnungen und falschen Heilslehren hingibt, sich aber gleichzeitig auch nicht von Selbstvorwürfen und introjizierten Wertvorstellungen verstricken lässt, von jammern, weinen und klagen und trotzdem weiter macht kann Energien, Potential und Ressourcen auf weitere Entfaltung fokussieren, sein Scheitern hinauszögern und die Freiheit des Augenblicks erlangen.
Das Scheitern des Einzelnen gehört zum Debitismus genauso dazu, wie der Erfolg des Ganzen. Das kann ich in jedem neuen Kinderleben bestaunen, das scheinbar aus dem Nichts ein Meer von Möglichkeiten eröffnet, die doch nur Spiegel der Vergangenheit sind aber unendlich viele zukünftige Möglichkeiten eröffnen, wenn die Urschuldigkeit angenommen und als Chance betrachtet wird.
Unser @Wgn hat das irgendwann einmal so trefflich formuliert:
"Nichts ist mächtiger, als die Fähigkeit, sich verschulden zu können"

und Theodor Fontane in „Der Stechlin - Kapitel 26“
total einverstanden: „... Aber man erringt sich nichts. Alles ist
Gnade.“

Prompt folgt der Anwurf "Du bist ein Kind", "Du wirst noch Unter den Linden für Geld gezeigt werden, auf der einen Seite die Mädchen von Dahomey, auf der anderen Seite du".

Der Grund ist der Mangel, die Not, die Voraussetzung, sich in der

Hoffnung

auf eine bessere Zukunft vom zentralen Laut führen bzw. verführen zu

lassen

(Oh mein Herr!!!), den Glauben an sich selbst aufzugeben, sich fortan
ausrichten zu lassen. Es fällt uns allen schwer, sich die Not der
Jahrtausende und die aus der Ohnmacht der Menschen begründete

Zentralmacht zu vergegenwärtigen.

Als Mann der Praxis würde mich interessieren, wer oder was mir den
Glauben an mich selber einst verliehen hat,

Der oder das haben dir das Leben geschenkt und die Chance, es auszufüllen, indem du dich immer wieder aufs Neue entschuldest um dich dadurch immer wieder neu verschulden zu können...
... bis du es nicht mehr kannst.

bevor ich ihn aufgegeben habe

...jedes Kind läuft Gefahr, einmal erwachsen zu werden in der Welt der Erwachsenen.

und welche Schuld ich tilgen muss, damit mir mein Glaube an mich selber
wieder verliehen wird.

Meine Urschuld muss ich vollumfänglich bedienbar halten.
Dazu muss ich mir darüber klar werden, welchen Umfang sie hat, welche Positionen der Befriedigung harren und welche Chancen sich daraus ergeben.

Liebe Grüße an den Krebs der keiner war
Silke


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