Wenn formlose Gewalt zu formeller, struktureller Gewalt wird...

Silke, Freitag, 13.04.2018, 18:02 (vor 2167 Tagen) @ Sigrid6896 Views
bearbeitet von Silke, Freitag, 13.04.2018, 18:30

Liebe Sigrid,

das Dumme ist, das Mensch „einen Grund und das VERMÖGEN“ hatte, da so
vor 15000 Jahren aus dem „menschlichen“ in das „verhausschweinerte
Nach – Menschsein“ zu wechseln.

Es ist ja gerade der Anspruch im Forum, möglichst ideologiefrei und kompetent diesen Grund herauszuarbeiten.

Zumindest „das Vermögen“ lag im „Mensch“ begründet, wäre dies
anders, wären wir allesamt fröhliche und tragisch endende sonstige
Naturgeschöpfe geblieben.

Natürlich haben Menschen das Vermögen zu aggressivem Agieren, so wie auch zu depressivem Agieren, zu Flucht, zu Angriff und zu Starre.
Das hat aber so ziemlich jede Spezies, wenn man einmal genauer hinschaut. Selbst eine Kuh tötet auch mal eine Frau.
Wer sich mit seinem Hund einmal einer Kuh mit Kalb genähert hat, weiß allerdings auch warum.

Fazit: So irgendwie muss das wohl doch mit den versteckten „Vermögen“
der Menschen zu tun haben, dass sie zu diesem Wechsel überhaupt in der
Lage waren.
Die Außerirdischen werden das ja wohl nicht bewirkt haben.

Eine systemische Betrachtungsweise entzaubert die ganzen Mythen von kriegerischen Affen (Schimpansenkrieg in den 70igern") und kriminellen Menschen.
Gerät eine Gruppe Säuger nur lange genug unter existenzbedrohenden Stress entwickeln sich Verhaltensmuster, die auf das Überleben des eigenen Systems auf Kosten anderer Systeme abzielen.
Je mehr evolutionär gewachsener kultureller Überbau zur Verfügung steht, desto mehr kommt in Dauerstresssituationen zur Anwendung verbunden mit Entgleisungen von Gewohnheit, Tabus, Regeln, Sitten und Gebräuchen.
Menschen sind grundsätzlich nur in Gemeinschaften über Generationen hinweg überlebensfähig.
Je komplexer diese aufgebaut sind, und segmentäre Gesellschaften sind sehr komplex, desto wahrscheinlicher können daraus in anhaltenden exogenen Überlastungssituationen wie den schlimmen Dürren im Zweistromland und am Nil oder bei endogenen Überlastungen=Entsegmentarisierungsprozessen evolutionär neue Lebensbewältigungsstrategien entstehen, die die Egalität und regulierte Anarchie aushebeln.

"Der Mensch hat sich aber nicht für die betrügerische Vergewaltigung durch expansive Zentralmachtsysteme entschieden, sondern wurde durch seine Not (Ohnmacht) dazu gezwungen, das perfekte Verbrechen. Die Not der Individuen ist keine potentielle Ursache für Zentralmacht, sondern im Gegenteil, eine unvermögende Voraussetzung (Fundament), d.h. die Spiegelseite der durch Charismatiker zentralisierten Potentiale. Das Bewusstsein der in Not geratenen Individuen wurde an das Wort der fortan expandierenden Zentralinstanz gefesselt. Das Potential, es liegt in der Zentralisierung, in der durch Betrug vorgenommenen Ausrichtung des Bewusstseins der in Not geratenen am Laut des im Zentrum stehenden Führers, unabhängig davon wer das Amt des Führenden besetzt, ob etabliert oder revolutionär. Ist genügend Zentralmacht vorhanden, so expandiert das System zunächst mit aller Gewalt und bis zur Legitimation durch formelle Herrschaft auch ohne Rücksicht auf eine Glaubwürdigkeit."
@Ashitaka

Fazit: Was unterscheidet uns im „Vermögen“?
Und wodurch kam es zur Idee, die dann zur „Verhausschweinerung“ und
Uchmuckklüngel führte?

Die Entstehung von Zentralmachtsystemen war ein evolutionärer Überlebensmechanismus, der einzig befähigte, der überfordernden formlosen Gewalt (externe und interne) durch die Schaffung von internen Strukturen formeller Gewalt mit Machtinstitutionalisierung, Rechtsetzung, Eigentumsbildung und Krieg widerstehen zu können.
Eine Gemeinschaft, die unter den damaligen Bedingungen ihren Modus nicht wechselte, musste fliehen oder starb aus, weil sie keine Möglichkeit entwickeln konnte, massive Finanzierungslücken durch Aufschuldung weg zu simulieren. Hierbei werden auf Kosten folgender Generationen Potential und Ressourcen aus der Zukunft in die Gegenwart gezerrt, bis dieses wegen immer größerem Bedarf unmöglich wird und das System wieder in formlose Gewalt zurückfällt. Wegen des inzwischen erreichten enormen Komplexitätsgrades geschieht dieses dann historisch in sehr kurzer Zeit und sehr massiv unter Einsatz des gesamten angehäuften Vernichtungspotentials wie zuletzt im römischen Reich und nun wieder ante portas.

Natürlich sagt da Freud zivilisationsgebrannt nix dazu, aber eben auch
bislang noch nicht wirklich Sonstwer!

Wilhelm Reich ist weiter gegangen als Freud und im Gefängnis gelandet, in dem er sogar starb. Seine Bücher sind verbrannt worden, er wurde ausgestoßen.
Wer möchte das schon?

Also bis auf die eine Formulierung, dass Ressourcenmangel Folge von Krieg sei, die eher lauten müsste "noch größerer Ressourcenmangel als vor dem Krieg steht systemisch betrachtet nach dem Krieg" würde ich unserem Schneiderlein in seinen stets erbaulichen Postings voll zustimmen.
Warum zog Alexander auf Messers Schneide gegen Persien?
Weil er Pleite war und Bankrott drohte.
Nach seinem Zug gegen die halbe Welt war in der Tat viel mehr Elend angerichtet als davor, aber der Zusammenbruch des Reiches wurde zu einem hohen Preis hinausgezögert. Nichts anderes machen wir heute.

Liebe Grüße
Silke


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