Wenn Ressourcenmangel herrscht, ist der Krieg vorbei.

trosinette, Donnerstag, 12.04.2018, 16:14 (vor 2168 Tagen) @ Heinz7596 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 12.04.2018, 16:26

Guten Tag,

Kann man auch anders sehen. Ian Morris hat in einem seiner Bücher geschrieben, er schätzt
die Mortalitätsrate durch Gewalteinwirkung bei unseren Altvorderen auf ca. 20%. 1/5 erscheint,
mir zumindest, nicht als ein Indiz für friedlich und hilfsbereit.

Wenn ich es richtig überfliege, geht Ian Morris nur bis zur neolithischen Revolution zurück. Er betrachtet also nur die 5% Menschheitsgeschichte, die wir als Zivilisationsgeschichte bezeichnen.

Ich behaupte nicht, dass der Mensch nicht gewalttätig und aggressiv sein kann. Ich behaupte aber, dass es seiner Natur nach kein erstrebenswerter Zustand ist. Und ich behaupte, dass er den Zustand des Friedens nicht für ein paar Ressourcen mehr oder weniger aufgibt. Und ich behaupte, dass dem Menschen kein Aggressionstrieb innewohnt, wie Freud es im Lichte des ersten Weltkrieges behauptet.

Und ich behaupte, dass das, was wir in den vergangenen 15.000 Jahren an Gewalt und Aggressivität unter Menschen vorfinden, in vielen Fällen keine Folge von Ressourcenknappheit war, sondern eine Folge des Zivilisierungsprozesses. Ressourcenknappheit herrscht immer erst, wenn der Krieg vorbei ist.

Im Licht der modernen Gehirnforschung hängt die Neigung zu Gewalt und Aggression bei Menschen in erster Linie von sozialen und zwischenmenschlichen Beziehungen ab, weniger von seinem materiellen Umfeld. An diesem Beziehungsgeflecht wurde in den letzten 15.000 Jahren massiv geschraubt. Aus chemisch, biologischer Sicht, hat sich aber an der Funktionsweise unseres Gehirns nichts großartig geändert. Unser Hirn ist weiterhin für kleine egalitäre Solidargemeinschaften ausgelegt, nicht für anonyme und hierarchisch organisierte Großkollektive.

Unsere "friedliche" Art ist wohl der Ergebnis eines Zivilisationsprozesses.

Ich würde es anders formulieren: Während des Zivilisationsprozesses mussten viele Anstrengungen unternommen werden, damit der Mensch, trotz seiner Zivilisierung friedlich blieb und diese Anstrengungen müssen offenkundig weiter forciert werden.

Manfred Lommel stellte sich vor bald 100 Jahren in „Die doppelte Buchführung“ die richtige Frage: „Wovon sind die Wilden wild geworden wenn sie kein Finanzamt haben?“

Mit freundlichen Grüßen
Schneider


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