Ayn Rand nicht verstanden

thrive, im grünen Herz des Wahnsinns, Dienstag, 10.04.2018, 10:46 (vor 2205 Tagen) @ Lechbrucknersepp4062 Views

Hallo LBS,

So wie beispielsweise eine Ayn Rand? Hayek titulierte Rand als "wahres
Gift", weil er ein Eingreifen des Staates in Bereichen befürwortete, die
vom Markt vernachlässigt würden, etwa Krankenversicherung oder
Arbeitslosenhilfe.

An der Stelle hat dann Hayek eben Rand nicht verstanden. Ihre Position ist, dass wenn der Markt sich um diesen Bereich gerade nicht kümmert, es den Menschen eben nicht wichtig genug ist. Sie dann dazu zu zwingen, ist falsch. Hayek ist eben Konsequenzialist, während Rand die Konsequenzen erstmal egal sind.
Es ist wirklich verwunderlich, wie viele Neoliberale die klassisch Liberalen nie verstanden haben, obwohl beide oft das selbe fordern.

Aber dann... Ab dem Moment als sie Hilfe von der
staatlichen Solidargemeinschaft brauchte - plötzlich waren die
zivilsatorischen Errungenschaften einer staatlichen Solidargemeinschaft
doch nicht mehr so schlecht.

Jetzt kommst du - und vielleicht würde Hayek das jetzt auch so sehen - mit diesem Satz daher. Aber Rand macht an der Stelle nichts widersprüchliches. Das staatliche Geundheitssystem war da - nach Rand natürlich fälschlicherweise, aber es war halt da. Warum sollte sie das jetzt nicht nutzen? Ihre Position ist doch nur, dass es besser gewesen wäre, hätte sie niemals Steuern dafür ausgeben müssen und wäre es dann eben nicht da gewesen. Jetzt, wo sie eh schon die Steuern hat bezahlen müssen, kann sie es doch auch nutzen, obwohl es nicht die ihrer Meinung nach beste Lösung der Situation ist.
Dein Einwand basiert übrigens nur auf der Idee, dass es ohne Staat auf jeden Fall schlechter um das Gesundheitssystem bestellt wäre. Das ist sehr fraglich, aber letztendlich nicht mal relevant bei der Beantwortung
der Frage, ob Rand widerspruchsfrei das staatliche System nutzen kann.

Deutschland erblühte auch wegen der Planungssicherheit. Dass jetzt alles
Heruntergrwirtschaftet wird, hängt damit zusammen, dass das, was einen
Staat ausmacht pervertiert wird. Sozialstaat für alle, die es ohne Papiere
über die Grenze schaffen, beispielsweise.

Schön, dass du das noch schreibst. Ich stimme hier zu. Dem Staat wurde seit mindestens einem Jahrhundert viel zu viel zugemutet. Jetzt zeigt sich, dass der Staat all die Aufgaben nicht erfüllen kann - und noch schlimmer, er kommt sogar immer schlechter seiner Kernaufgabe, der Sicherheit vor physischer Gewalt, nach. An der Stelle möchte ich zu bedenken geben, dass das sicher nicht an Leuten wie Ayn Rand liegt. Diese fordern nämlich einen kleinen Staat, welcher seine Kernaufgaben ordentlich ausführt und dafür nicht allzu viel macht.


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung