"Der Debitismus beschreibt ein System, in dem eine Macht auftritt,

Silke, Freitag, 06.04.2018, 14:33 (vor 2183 Tagen) @ maximinus1594 Views
bearbeitet von Silke, Freitag, 06.04.2018, 15:08

die Abgaben einfordern muss, weil sie Vorfinanzierungskosten zu bedienen hat.
Es ist primär egal, ob die Macht dies tut, indem sie sich auf den "Knüppel aus dem Sack" verlässt oder ob sie auf ein komplexes System mit beleihbarem Eigentum baut. Empirisch gesehen, können Eigentumssystem länger existieren und die "Knüppel aus dem Sack" Systeme brechen oft mit Exit des Oberknüpplers zusammen."
@pigbonds

Lieber maximinus,

ein schönes Thema, dass du da liebevoll präsentiert hast.
Die MMT ist eine gelungene Lochumkreisung, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Machtfrage zu neutralisieren.
Sie hat das "Staatsausgaben vor Steuern“- Problem und berücksichtig nicht das, was z.B. @Ashitaka hier angedeutet hat:
"Das Problem aller Nichtdebitisten ist, dass sie die Zeit in ihren Überlegungen aus dem Auge verlieren, dass sie sich das gewünschte Vermögen nicht aus der Zeitsetzung (Finanzierung) begründet bewusst machen, sondern aus dem Moment entsprungen erträumten (Die Schatzwerdung der Welt)."

Die Debitisten haben stets versucht, das heutige Phänomen der konkurrierenden und kooperierenden, sich teilenden und fusionierenden Zentralmachtsysteme (ZMS) "nicht von aktiven Potenzen (Handlungen der Vergangenheit) abhängig zu machen, sondern durch eine aus der Vergangenheit in die Gegenwart reichende Potentialstruktur zu begründen".
Formlose Gewalt wandelte sich in aufstrebenden Zivilisationen weltweit in formelle Gewalt, die immer einer Vorfinanzierung (Staatsverschuldung), Besicherung (Besteuerung) und Absicherung (Redistribution) derselben und Refinanzierung bedarf.
Ein sich schließender Machtkreislauf startet nicht mit Staatsausgaben sondern mit dem Versprechen auf Staatsausgaben.
Daran hat sich bis heute nur ein wesentlicher Punkt notgedrungen geändert:
Die Expansion der ZMS erfolgt nicht mehr im Raum durch Eroberungskriege (alle Staatsgrenzen stehen fest) sondern in der Zeit durch Aufschulden ("Aufwärts ohne Ende - Die neue Theorie des Reichtums", auch ein sehr zu empfehlendes Buch von @dottore).
Der Mechanismus des Machtkreislaufes bleibt seit Sumer/Ägypten/u.a.überall weltweit bis in heutige Tage unberührt.
"Nichts passiert ohne Gewalten und die Machtzession des Zwingherrn. Privateigentum, bürgerliche Rechte, wurden vom Machthalter an die Untertanen zediert. Warum?! Damit der Zwingherr mehr Geld zur Rückkehr zwingen kann (Dottore: Machtkreislauf). Anders ausgedrückt: Damit er weniger auf Tribut von außen und dafür auf mehr Abgaben von innen zugreifen kann. So ist allen, dem Staat, wie auch den Privaten, Zeit geschenkt, um längerfristig aufzuschulden. Wir sind in der Endphase dieser Steilkurven, kurz vor der Externalisierung.
Der Private ist Derivat des Zwingherrn, SEINE ABLEITUNG! Wenn sich das Miteinander der Privaten nicht mehr aufschulden lässt, ist Feierabend mit Freiheit. Dottore hat hier vollkommen recht, wie auch die Aufrüstungsgedanken der EU signalisieren: Letztendlich sind alle Demokratien Militärdiktaturen im Wartezustand.
Staaten können sich nicht selbst aufschulden! Genau diese fälschliche Annahme wollte ich im StarWars-Beitrag aufgreifen. Es hat sich gegenüber den vormonetären Zeiten NICHTS diesbezüglich geändert. Einzig die Refinanzierungskraft mittels Staatspapieren ist dazu gekommen. Doch ich bitte dich, die gehen rein und raus, kaufen nur weitere Staatsverschuldung im Rahmen der Refinanzierungssummen. Die Gläubiger der Staaten sind WIR, über Pensionskassen, Treuhandgesellschaften, Versicherer etc. Schau dir die Pfänder der EZB, der FED etc. an. Die Staatsverschuldung wird durch Anleihenemissionen und unseren Kauf nach oben getrieben, also dadurch, dass die Staaten BEREITS VORHANDENDES GELD an den Kapitalmärkten einsammeln. Die Emission der Anleihen (aus den Effekten heraus) wird über streng geprüfte Bieterbanken vorgenommen. Diese Bieterbanken geben dem Staat aber keinen Kredit!"
@Ashitaka

Kann es sein, dass sich die Diskussion etwas verläuft?

Ja.

Geldschöpfung der Zentralbank? Wie soll das gehen?

Via geldpolitischer Operationen = Akzeptanz von Schuldtiteln durch ZB in WPPG oder Ankauf, Einräumung von ZB-Guthaben und darauf Beurkundung in standardisierten Einheiten und auf Wunsch Herausgabe von zugehörigen Urkunden in Form von Papier, Münze, Bytes (Geldträger, die Geldsummen beziffern und allerortens gern mit dem dahinterstehenden Geld=von ZM per Gesetz akzeptierte Schuldverhältnisse=Machtderivat verwechselt werden).

Wenn der Wirtschaft die Arbeitskräfte ausgehen? Industrie 4.0 und
Digitalisierung?

Die geeigneten Arbeitskräfte ausgehen...

Wechselkurse? Werden sich durch die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft
regeln und Spekulation muss ich ja nicht zulassen.

Verbieten anstatt zu besteuern? Das ist nicht klug. Deshalb macht ein cleveres Finanzministerium einen Deal, wenn die zu besteuernden Summen nur ausreichend groß sind.

Sklaven die sich um Arbeitslosigkeit sorgen. Solange das Einkommen aus
Erwerbsarbeit zum Überleben notwendig ist, durchaus berechtigt

Urschuldner und Abgabeschuldner (MwSt. + Grundsteuer sind letztlich Kopfsteuern (auch wenn etwas anderes draufsteht), die jeder Urschuldner erbringen muss, wenn er nicht fallieren will bzw. als bettelnder Penner durch das Land zieht oder Vollversorgung genießt).
Jeder muss zur Tilgung arbeiten oder sich Versorgung verschaffen=soziales Netz/Verrentung.

So wie ich es verstanden habe, kann einem Staat der seine eigene Währung
emittiert faktisch das Geld nicht ausgehen.

Weimarer Republik, Zimbabwe.

Das Limit ist dann erreicht,

,,,wenn repudiiert wird.

wenn dieses Geld nichts mehr kaufen kann(Alle Arbeitslosen die von der
Wirtschaft nicht beschäftigt werden sind z.B.in einer Jobgarantie
untergebracht und dienen so der Allgemeinheit, die Produktion ist
ausgelastet).

Streng genommen ist das kein Geld sondern nur noch Urkunden ohne dahinterstehende private Schuldverhältnisse=Leistungsversprechen der zwingbaren Privaten im Gegensatz zu den nicht zwingbaren Staaten (keine Leistung=kein Kauf möglich, keine Währung wird gewahrt).

Im Debitismus wird zuwenig Geld (Funktion=StZM und Entschuldungsmittel=GZM, Wesen=durch Macht akzeptierte Schuldverhältnisse ) durch zuviel Angebot gejagt, müssen Altschuldner immer mehr Neuschuldner (Nachschuldner) jagen um ihre simulierte Vorfinanzierung, die sich bei genauer Betrachtungsweise als Vorfinanzierungslücke entpuppt, nachträglich rein zu bekommen, was nicht geht=Aufschuldung.

Jetzt müssten die Ausgaben reduziert werden

Laut @dottore niemals, um nicht "unangenehme Zwischenfälle" zu generieren wie aktuell, dass dauernd gerettet werden muss, damit nicht alles kracht.
Wer Neuverschuldung verhindert läßt Altschuldner fallieren und schafft Systeminstabilität. Deshalb stellen die Debitisten neben Macht, Abgabe und Vorfinanzierung die notwendige Neuverschuldung der Privaten.

und oder die
Steuern erhöht (ja, auf Steuern kann man nicht verzichten, weil der Staat
die Akzeptanz für sein Geld erzwingen, unerwünschtes Verhalten
sanktionieren, umverteilen und -ganz wichtig- Raum für
inflationsvermeidene Staatsausgaben schaffen muss).

Fast richtig bis auf den Fakt das Staatsausgaben immer inflationstreibend sind.
Steuern sind die Besicherung der Aufschuldung und damit existenziell in einem ZMS, wenn man nicht gerade auf Öl schwimmt wie die Saudis u.A., die ja neulich auch schon mit Staatsanleihen begonnen haben.

Auf die Ausgabe von
Anleihen kann er verzichten; er ist nicht verpflichtet denen die es sich
leisten können risikofreie Renten zu bezahlen was zur Verringerung der
Ungleichheit beitragen könnte.

Nein, er kann von Anfang an nicht auf Staatsanleihen verzichten.
Die erste Staatsanleihe war ein "Wir müssen die Nachbarn überfallen" als die segmentären Gesellschaften zerbröselten und sich dabei die ersten ZMS erhoben.

Nach dem auf diese Weise die Wirtschaft wieder floriert, Einkommen und
Wohlstand steigen, in Ausbildung und Infrastruktur investiert wurde,
könnte man daran gehen die Macht der Banken zu begrenzen.

Die Banken haben nur eine Macht: "Too Big to Fail".
Die Bieterbanken kaufen, wie die Rentenfonds, die Staatsanleihen und reichen sie bei der ZB zur Refinanzierung ein, die hierbei "Liquidität" schafft (akzeptiert Schuldverhältnisse gegen Ausweisung von ZB-Guthaben =Geld und reicht entsprechende Summen an Beurkundungen =Geldeinheiten auf Geldträgern aus).

Ein
Zahlungssystem außerhalb der Banken, ein sicheres Konto für jeden bei der
Zentralbank und leztlich die Abschaffung der staatlichen Einlagensicherung
wären da hilfreich.

In der Tat Träumereien.

Ich weiß schon, so etwas ähnliche gabs schon mal, wurde
aber nicht zugelassen.

Das ist nicht gut gelaufen, da nicht durch Steuern besichert gewesen.
1939 war dann Bankrott (siehe Reichsbankbrief) und die verheerendste Schuldenvernichtung der Menschheit begann mit ideologischer Ausschmückung.

"Fazit: das Engagement für Anarchie, Solidargemeinschaft, Kommunismus, frei-tauschender Individualismus, Libertärismus, u.ä. ist für die Katz und wird nie dauerhaft etwas Guten bringen, wobei "das Gute" als "Aufwärts ohne Ende" definiert sei."
@pigbonds

Ein System, das funktioniert...
...und leider auf keine Lösung wartet sondern nur auf sein Ende.

Liebe Grüße
Silke


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