Pardon, Du hast recht, es fehlt die Differenzierung. Selbstkorrektur.

neptun, Donnerstag, 05.04.2018, 03:28 (vor 2213 Tagen) @ helmut-12334 Views

Lieber helmut-1,

es tut mir leid, daß ich erst jetzt zu einer differenzierten Antwort komme, aber wirklich kurz kriege ich nicht hin.

Dadurch, daß ich in meinem einführenden Satz u.a. geschrieben habe "... weil ich die "österliche" Auffassung des Verfassers des Ursprungs-Beitrages so gar nicht teilen kann.", habe ich mir die Suppe selbst eingebrockt und möchte sie nun auch auslöffeln. <img src=" />

Tatsächlich wollte ich wirklich nichts dazu sagen, aber dann hätte ich eben diese Passage auch konsequent auslassen müssen.

Weil Du aber so nett fragst, und weil Du es bist (ich halte viel von Dir als Schreiber im Gelben), und weil ich tatsächlich sogar auch einige Deiner Aussagen zum Glauben gut finde und für richtig halte, und weil uns darüber hinaus wohl offenbar auch die Musik irgendwie verbindet, und vor allem auch, weil ich nach Deiner Frage mal versucht habe, mich in Deine Lage zu versetzen, und dabei festgestellt habe, daß ich doch auch gerne wissen wollen würde, was sich hinter so einer kümmerlichen Andeutung wie der meinen verbirgt, tue ich das jetzt doch.

Also:

Mit Deiner Meinung zur Scheinheiligkeit rennst Du bei mir jede Menge offener Türen ein; vielleicht sogar mehr als Dir lieb ist?! <img src=" />

"Bekennende Christen", das ist so gar nicht mein Ding, weil ich persönlich der Auffassung bin, daß genau diese (in der Regel ihren Glauben ernsthaft lebenden) einen "Verein" unterstützen, der entschieden abzulehnen ist, weil er, durch die gesamte Geschichte hinweg an seinen Taten gemessen, der Mafia kaum nachsteht.

aber man kann das schon im Umgang mit seinen Mitmenschen, und gerade als Arbeitgeber, unter Beweis stellen, was man so unter christlichen Anschauungen versteht.

Das wäre in meinen Augen genau dann ein wirklich guter Satz, wenn man das Wort christlich durch etwas Besseres ersetzte.

Ich selbst gehöre als entschiedener Gegner organisierter Kriminal- ... ähem ... Religios-ität keiner organisierten Kirche an, sehe mich aber dennoch als durchaus religiös.

Das hier ...

... dass wir eigentlich zum selben Herrgott beten.

... gilt ganz gewiß nicht nur für verschiedene christliche Religionen, sondern für alle. An dieser Stelle lasse ich mit mir auch nicht darüber diskutieren, welche (organisierte) Religion bzw. "christliche Konfession" weniger oder mehr schlimm ist als andere, sondern ich erwarte und fordere von den Menschen eine "Religionsmündigkeit", die sie vollkommen befreit von dem Bedürfnis, sich organisieren zu müssen, um "im Glauben stärker" zu sein. In diesem Sinne ist mir der folgende Satz ...

Was wir als "Fußvolk" alle nicht verstehen, das ist das Unvermögen, dass sich die Christen untereinander endlich mal auf ein gemeinsames Osterfest einigen.

... viel zu klein und zu kurz gedacht.

Bis hierher war das ein Punkt, der mich davon abgehalten hat, mich in diesen Faden einzuklinken, denn eigentlich wollte ich das alles (und auch das noch folgende) gar nicht schreiben.


Ein weiterer Punkt ist:

Du schreibst viel über den Sinn und Unsinn von Feiertagen, und ich kann Deine Haltung, einseitig gesehen, sogar auch ein wenig verstehen.

Mir aber vor Augen haltend, daß die schon seit Jahrzehnten allfällige 35-(oder noch weniger)Stunden-Woche bisher nicht nur nicht eingeführt wurde, sondern daß sogar die 38,5- bzw. 40-Stunden-Woche im negativen Sinne längst Geschichte sind, weil durch angebliche Optimierung von Arbeitsplätzen de facto fast jeder Arbeitnehmer über das Jahr hin durchschnittlich weit mehr als 40 Stunden in der Woche arbeiten muß, wenn er nicht seinen Arbeitsplatz riskieren möchte, und dies sogar unter erhöhtem Druck, weil er in dieser Zeit immer mehr leisten muß und es immer weniger Pausen gibt, behaupte ich sogar, daß es sogar noch deutlich zu wenig freie Tage gibt.

Diese freien Tage mit der Sinngebung der Religiosität zu verbinden, ist natürlich fragwürdig, da bin ich einigermaßen bei Dir, aber andererseits paßt es doch ganz wunderbar zu unserer auch in vielen anderen Bereichen durch und durch verlogenen Gesellschaft, findest Du nicht?

So gesehen, scheint Deine ansonsten sogar mir verständliche Haltung zur (Nicht-)Bezahlung des Karfreitags etwas (verzeih' mir diesen Ausdruck, aber ich finde gerade nichts passenderes) kleinkariert und tatsächlich unschön.

So aber ist das ganze nichts anderes als die praktizierte Scheinheiligkeit, ...

Damit hast Du natürlich völlig recht, aber das gilt ja für das Gros der Mitglieder aller großen Religionen.


Noch ein weiterer Punkt:

In Deiner Antwort an @MI schreibst Du u.a.:

Wenn ich überzeugter Christ bin, aber trotzdem in keine Kirchenkasse hineinbezahle, dann hängt das damit zusammen, dass ich sehr wohl über die Tatsache informiert bin, dass die Kirchen (egal welche) die größten Immobilienbesitzer in den meisten europäischen Staaten sind.

Wenn Du das so klar erkennst, weshalb erkennst Du dann nicht auch, daß Du genau diesen durch und durch mafiosen Verein z.B. damit unterstützt, daß Du seinen Namen ("Christ zu sein") hochhältst? Es gibt nichts Gutes am Christentum, was man nicht auch ohne dieses leben könnte.

Weiter dort:

... Es unterstreicht allerdings die ungewohnte These, dass man zum christlichen Leben keine Kirche braucht. Auch keinen Beichtvater, auch keine Absolution, einfach nur seinen persönlichen Glauben.

Auch hier stört (mich) das Wort "christlich", welches den ersten ansonsten durchaus wahren Satz entscheidend trübt und verfälscht. Nicht weil die wahren "christlichen" Werte unwert wären, gelebt zu werden, sondern weil sie eben weder Monopol des Christentums noch des "christlich"-Seins sind.

Zum zweiten Satz kann ich dann aber doch eine eigene Erfahrung mit Dir bzw. Euch teilen:

Vor mehr als 25 Jahren habe ich (abseits der Kirche) im positiven den Sinn einer Beichte praktisch erleben dürfen, indem ich jemandem von meinen ganz tief in mir versteckt gehaltenen Gefühlen erzählen durfte, wie z.B. mehrfaches "schlechtes Gewissen" wegen wirklich schlechter Taten. Diese Person hörte sehr, sehr aufmerksam zu, ohne mich in Worten noch in Gedanken (letzteres kann man nämlich durchaus spüren) oder sonst in irgendeiner Form zu verurteilen. Allein durch dieses Erzählen-Dürfen und -Können wurden damals viele große Lasten von mir genommen. Danach waren mir die eigentliche Bedeutung und der Sinn einer Beichte klar. Möglich war das nur, weil ich absolutes abgrundtiefes Vertrauen zu dieser Person hatte, welches auch in der Folge nicht mißbraucht wurde. Sicherlich ein Glücksfall, aber eine für mich wichtige Erfahrung. Ich glaube nicht, daß ich diese Hilfe nur durch Glauben bekommen hätte, vielmehr brauchte es diese ("einfache" Form von) Entlastung.


Und hier noch ein weiterer Punkt (aus derselben Antwort an @MI):

Da muss man einfach seinen persönlichen Weg finden. Ich gehöre zu den Menschen, die die kirchliche Einrichtung benützen. Ohne Skrupel, denn alles, was dort erbaut ist oder dort praktiziert wird, wurde nicht vom Geld der Pfarrer bezahlt, sondern vom Geld der Gläubigen.

Es tut mir leid, daß ich das jetzt nicht in erklärende Worte fassen kann, aber mit diesen Deinen Aussagen habe ich mich einfach sehr, sehr unwohl gefühlt. :-(

Obwohl ich selbst in meinem ganzen Leben keiner wie auch immer gearteten religiösen Organisation angehört habe, bin ich selbstverständlich auch schon in Kirchen gewesen, aber schon seit vielen Jahrzehnten niemals mehr ohne Skrupel.

Abschließend zitiere ich noch diesen schönen Satz von @Joe68:

Aber wie heisst es im Film, als auch im NT, das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt und es ist heute schon mitten unter uns.

Trotz dieser Wahrheit benutzen alle organisierten Religionen die Macht ihrer Organisationen wesentlich, um Politik zu machen, für materielle Dinge und dafür, die ihnen Anvertrauten in jeder denkbaren Form in Abhängigkeit zu halten. Das alles aber hat mit Religiosität überhaupt nichts zu tun.

So, nun bist Du ziemlich breit über meine Meinung informiert und kannst vielleicht besser verstehen, warum ich darüber ursprünglich nicht schreiben wollte.


Ein paar Sätze zur Musik schreibe ich der Übersichtlichkeit halber besser in einem Nachtrag.

LG neptun

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