Die Krankheit als Leitbild zu deren Heilung

Nico, Mittwoch, 04.04.2018, 23:35 (vor 2207 Tagen) @ Andudu1698 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 05.04.2018, 00:18

Mit diesen Worten wurde mir Bill Mitschell und seine Modern Monetary

Theory

(MMT) bekannt. Diesem Thema bietet Werner Flassbeck in seinem
Makroskop-Blog einem Martin Höpfner ein Forum, sich Gedanken zu MMT zu
machen.

https://makroskop.eu/2018/03/modern-monetary-theory-fragen-eines-wohlwollenden-zweiflers/

...natürlich darf man nie gedankenlos umsetzen, sondern muss
Folgeprobleme zu antizipieren versuchen.

Ja, nachdenken schadet freilich selten. [[zwinker]]

Einen Teil von Höpfners Gedanken kann ich nachvollziehen. Insbesondere
die Anspruchsinflation, den Rest halte ich für weitgehend vorgeschoben.
Keine Theorie darf gedankenlos auf die Realität angewandt werden.

Eine Inflation der Ansprüche ist doch aber genau der Ausdruck einer Gesellschaft, welche zunehmend von einem allgemeinen Überlebenskampf geprägt ist. Genau diese bestehende Wirklichkeit der Anarchie soll hier aber geheilt werden.

Ich würde das Problem gerne in mehrere Teile aufsplitten und diese
einzeln behandeln:

Psychologie und Inflation:
hier argumentiert Höpfner damit, dass
Tarifverhandlungen keine Grenze mehr kennen würden.

Tarifverhandlungen würden aber niemanden überhaupt noch nötig erscheinen.

Tatsächlich aber würde wohl niemand mit einem Funken Verstand auch nur
den gerade herrschenden Politikern die vollkommene Kontrolle über die
Geldschöpfung der ZB geben.

Jene, welche die Kontrolle über die Geldschöpfung ausüben SIND die herrschenden Politiker.

Genau aus dieser Herrschaft wollen wir uns endlich befreien, eben genau dadurch, dass ihnen diese Kontrolle entrissen wird.

Ein Katastrophe wäre die unausweichliche
Folge.

Die Katastrophe ist hier und jetzt.

Andererseits besteht aber auch keine Notwendigkeit dafür, eine hohe
Arbeitslosigkeit in Kauf zu nehmen.

Sklaven die sich um Arbeitslosigkeit sorgen.

Die Lösung: es muss strikte und transparente Regeln geben, für welche
Zwecke Geld gedruckt werden darf (etwa Investitionen)

Staaten investieren gar nicht, weil Staaten nicht wirtschaften. Auch in der Privatwirtschaft gibt es übrigens keinen prinzipiellen Unterschied zwischen investiven und konsumtiven Ausgaben. Diese Kategorien sind bei Licht betrachtet nicht zu trennen, weil Kurz-/Langlebigkeit eben eine quantitative, aber keine qualitative Unterscheidung bedeuten.

und in welchem Umfang
(etwa bis zur Erreichung einer Arbeitslosigkeit von x%).

Wieso Arbeitslosigkeit? Allenfalls wäre ein Inflationsziel festzusetzen.

Daraus ergibt sich übrigens auch wieder ein Folgeproblem, welches nie
jemand anspricht. Wenn der Wirtschaft die Arbeitskräfte ausgehen, werden
nämlich normalerweise die Grenzen aufgemacht. Sowas muss von vornherein
ausgeschlossen werden, sonst ist das entsprechende Land irgendwann komplett
überbaut...

Wer ist die Wirtschaft, als dass ihr die Arbeitskräfte ausgehen könnten?

Wechselkurse: diese lassen sich theoretisch neutralisieren, wenn
man Aus- und Importsteuern jährlich so anpasst, dass die Leistungsbilanz
ausgeglichen bleibt.

Eine Leistungsbilanz wird gerade durch die Wechselkurse ausgeglichen.

Es sei denn freilich, dass die Zentralbanken die Herrschaft übernommen haben, Staaten in Folge dessen Anleihen emittieren, und die Zentralbanken nun solche kaufen, um die Wechselkurse zu korrumpieren.

Haben wir zuviele Importe,

Im- wie auch Exporte werden monetär gemessen, und ein „zu viel“ bedeutet eben einen fallenden Außenwert der Währung, welcher dieses „zu viel“ eben auch auf den Cent genau egalisiert.

müssen also die
Importsteuern hoch und damit der Export subventioniert werden und
umgedreht, wenn der Export zu hoch wird.

Von daher besteht keinerlei Notwendigkeit für solche Maßnahmen.

Gleichzeitig sollten (notfalls
auch staatliche) Investitionen für Substitution entgangener Importe sorgen
und Exportindustrien stärken, damit die Arbeitslosigkeit den edlen Zweck
nicht untergräbt.

(Unerwünschte) Arbeitslosigkeit bedeutet grundsätzlich eine Dysfunktion des Geldwesens („Verrentung“ als Folge der Staatsverschuldung, PCM), und genau diese Dysfunktion soll hier doch behoben werden.

Ich bewerte jedes Modell danach, inwiefern es in der Lage wäre, einen
Staat in der dritten Welt aufzubauen,

Ich verstehe überhaupt nicht, weshalb du hier einen Staat der dritten Welt als Maßstab nimmst, denn …

ohne dass ein totaler Ausverkauf,
respektive Massenverelendung, Umweltzerstörung, Kulturverlust usw.
stattfindet.

… das, was du hier aufzählst, sind doch genau die Kriterien, welche einen Staat der dritten Welt erst ausmachen.

Wir wollen eine Gesundung der menschlichen Zivilisation, und für deren Heilung können wir nicht ihre eigene Krankheit zum Leitbild machen. Du, lieber Andudu, hast dich in dieser Frage vollständig in dem Labyrinth der Matrix verirrt, welches „sie“ uns eigens errichtet haben. So wie die meisten anderen auch, bettelst letztlich auch du um den Erhalt der Sklaverei.

Mit Freude nehmen die meisten Menschen 10 Peitschenhiebe entgegen, wenn man sie nur glaubend macht, dass man ihnen 5 weitere zuvor erlassen hat.

[[herz]]

--
... in Wirklichkeit ist ... immer alles ganz anders, als es ... in Wirklichkeit ist ...


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