Ich fand deine Worte gar nicht unschön

MI, Samstag, 31.03.2018, 11:21 (vor 2212 Tagen) @ helmut-13938 Views

Hallo helmut-1,

ich möchte mich sogar geradewegs an deine Worte anhängen. Ich für meinen Teil habe das irgendwann nicht mehr länger ertragen. Karfreitag bis Ostermontag, einfach nur vier freie Tage? Christliches Abendland, wo bist du?

Wieso erlaubt sich eigentlich ein Politker darüber zu befinden, welche Religion zu einem Land gehört? Mal ganz von vorne angefangen: Es ist absolut vertretbar zu sagen, dass nicht eine einzige Religion zu Deutschland gehört. Deutschland an sich und als Staat ist a-religiös. - Ich gehöre einer evangelischen Gemeinde an und praktiziere das Christentum. Ich habe aber kein Problem damit, wenn jemand sagt: Das Christentum gehört nicht zu Deutschland.

Warum? Weil es so ist. Wer nimmt den Karfreitag wirklich noch ernst? "Feier"tag? Oder doch eher "Freier Tag"? Ganz zu schweigen vom komplett durchkommerzionalisiertem Weihnachtsfest.

Was ist mit dem Fasten vor Ostern, dem bewussten Verzicht auf Konsum und Kommerz? Dem Rückzug in ein stilleres Leben, das auch ohne die tägliche (stündliche, minütliche) Dosis Ablenkung auskommt?

Die Menschen beschweren sich gerne darüber, dass der Tod - und somit alle Fragen, die mit ihm im Zusammenhang stehen - in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr hat, ignoriert wird, versteckt wird. Er wird in Hospize verlagert, findet öffentlich nicht mehr statt. Nur noch jung sein und leben, eine gute Zeit haben, das zählt.

Darunter leiden viele. Jedoch, wenn man dann am Karfreitag ganz bewusst Tod und Sterben gedenkt, dann ist das morbide, befremdlich, unheimlich.

Ich hab das irgendwann nicht mehr ertragen, dieses Ostereinerlei. Einfach nur frei? Wozu?

Wenn ich Karfreitag schon auf frei mache, was ist dann Ostern? Ostersonntag frei, Ostermontag frei?

Frei wozu?

Ostern macht für mich nur mit Karfreitag Sinn. Es ist gerade die Gegensätzlichkeit dieser Tage, die dem langen Wochenende Sinn und Struktur verleihen. Und ich für meinen Teil brauche Sinn und Struktur anstelle dieser maximalen Beliebigkeit, in der alles zu jeder Zeit verfügbar ist (und sein muss) und die - da kommen wir nicht drum herum - auf Kosten der nachfolgenden Generationen geht.

Das lange Osterwochenende ist wie die letzten Monate noch einmal im Schnelldurchlauf: Karfreitag der Winter, Karsamstag: eine lange, letzte Winternacht. Ostersonntag der Frühling. Und wenn man möchte: Der Gang nach Emmaus Sommer.

Mir ist klar, dass das Christentum unheimlich viel an Glaubwürdigkeit verloren hat, und das zu großen Teilen zurecht. Zu viel ist geschehen, das an den Fundamanten der Kirchen gerüttelt hat, nun steht das alles auf tönernen Füßen (s. Buch Daniel).

Ich habe trotzdem die innere Umkehr vollzugen, weil ich den Tagen wieder oder mehr Sinn geben will. Weil ich glaube, dass der christliche Gedanke in seinem Kern Hilfe ist, Orientierung und Trost. Ein Lebensgerüst.

Inwiefern man sich auf Kirche einläßt, das ist jedem selbst überlassen. Ich habe für mich jedenfalls aber beschlossen, das mir das nicht mehr länger egal ist.

Viele Grüße,
MI


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