Hab mir den ganzen Thread mal aufmerksam durchgelesen

helmut-1, Siebenbürgen, Montag, 19.03.2018, 23:24 (vor 2229 Tagen) @ Cascabel4120 Views

trotz meiner derzeitigen Überbeanspruchung und daraus zu erklärender Schweigsamkeit (nicht Abwesenheit, weil lesen geht noch zwischendurch) muss ich doch mal meinen Senf zu den ganzen Meinungen geben, - egal, obs gefällt oder nicht.

Die Frage, was die Kurden in Syrien weiter zu tun gedenken oder auch nicht, die ist so müßig wie die Frage, was die Syrer in Ost-Ghuta denken. Wir können den Spiegel, die Welt, Reuters oder RU uns reinziehen, - wir werden doch sowieso von vorne bis hinten angelogen. Wenn einer meint (das habe ich auch zeitweise) dass man sich aus der Summe der Informationen eine halbwegs brauchbare Meinung bilden kann, dann belügt er sich doch selbst.

Ich fühle mich so erleuchtet und so nahe an Sokrates, weil ich weiß, dass ich nichts weiß. Nur derjenige, der selbst in dieser Gegend lebt, kann beurteilen, was dort abgeht. Alles andere ist doch nur politisch gefärbte Propaganda. Da werden irgendwelche armen Kinder gezeigt, die unter Assad zu leiden haben, und auf dem anderen Sender sieht man die Leute, die sich über die Greueltaten der Assad-Gegner auslassen und darüber froh sind, dass sie endlich von Assad befreit werden.

Soviel zu dem Thema, wie man das politisch bewerten kann, was dort abgeht. Unsereiner tut gut daran, den Mund zu halten, - wenn er sich nicht später blamieren will. Den kräftigsten Lachkrampf kriege ich, wenn da irgendein Reporter mit irgendeinem aus dem Krisengebiet übers Handy ein informatives Gespräch führt, - und im Hintergrund hört man die Bomben. Soll sogar Leute geben, die sich davon beeindrucken lassen und das für bare Münze nehmen.

Die andere Seite ist die Sache mit dem Abhauen aus Deutschland. Das muss doch jeder selbst für sich entscheiden. Alles, was da in größerem Stil angeboten wird, - egal ob das Finca Bayano oder sonst was ist - das riecht doch nach Kommerz. Wichtig ist, dass man aus seinen vier Wänden herauskommt und sich in der Welt umsieht. Dann kann man für sich alleine entscheiden, ob es eine Option gibt, die einem ein anderes Land als interessanter erscheinen lässt.

Ob das jetzt Norwegen, Finnland, Portugal oder Rumänien ist, - das hängt doch von der persönlichen Sichtweise ab, - da kann es niemals eine Grundregel geben. Als jemand, der in Siebenbürgen lebt, habe ich schon so manchem einen Tip und Hilfestellung gegeben. Aber deshalb werde ich nicht Rumänien als das allein Seligmachende anpreisen. Ich korrespondiere mit Leuten auf der ganzen Welt, oft auch mit Rentnern, die sich in anderen Kontinenten niedergelassen haben.

Für Rentner gibt es überall Möglichkeiten, sich ein schöneres Leben zu machen, als das in Deutschland möglich ist. Deshalb helfe ich vorrangig denjenigen, die versuchen, sich in einem anderen Land, - wie z.B. in Rumänien, eine Existenz aufzubauen. Deren Möglichkeiten gibt es viele, - man muss nur die Augen aufmachen. Klar tut man sich leichter, wenn man schon über 15 Jahre wie ich in so einem Land lebt. Aber eine Lehrbuchempfehlung kann und wird es niemals geben. Jeder Fall und jede Interessenslage ist anders gelagert, - das liegt doch in der Natur der Sache.

Was so manche falsch einschätzen, das ist die Entfernung von der Heimat und die Angst vor einem imaginären Heimweh. Deutsch zu sein, deutsch zu denken und zu fühlen, das legt man nicht ab, wenn man im Ausland lebt. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Derjenige, der seit Jahrzehnten im Ausland lebt, wird immer deutscher sein als derjenige, der in Deutschland oder Österreich lebt. Warum das so ist, - nun ja, da sollte man die Philosophen befragen. Aber jeder, der lange genug im Ausland lebt und seine Landsleute beobachtet, wird das bestätigen.


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