Allianzen sind kein Ponyhof

Kosh, Montag, 19.03.2018, 14:44 (vor 2201 Tagen) @ Das Alte Periskop1447 Views

Allianzen sind dazu da, je nach realpolitischer Tagesordnung behandelt zu werden - von beiden (allen) Seiten.

- … erhebliche Zweifel … 1. An der Belastbarkeit der jetzigen Allianz: Russland-Türkei-Iran.

Mit Blick auf die Landkarte werden weder Peking noch Moskau Teheran fallen lassen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Die Mullahs müssten schon sehr weit von ihrer Tradition abweichen, um geopfert zu werden. Zumal der Westen auf den Iran bis heute entweder keinen Einfluss nehmen will und wenn, dann einen für Iran nachteiligen.

- … erhebliche Zweifel … 2. An der strategischen Basis für eine dauerhafte Partnerschaft zwischen China & Russland.

Alles ist relativ. Wieso soll eine Partnerschaft der beiden dauerhaft Bestand haben? Ihre Allianz wird maximal so lange funktionieren, wie sie beiden Seiten nützlich ist und keiner kommt und ein besseres Angebot unterbreitet. Derzeit sehe ich weit und breit niemanden, der in die Bresche springen könnte geschweige denn wollte. Die Situation ist für Peking auch überaus bequem, während man einerseits erfolgreich wirtschaftet und zum Hegemon aufsteigt, MACHT Moskau den Aufwasch und festigt die SCO-Position der Nummer 2 seinerseits. Wer soll für China diese Rolle übernehmen, wer kann oder will sie übernehmen?

Desgleichen die Allianz China-Russland-Türkei. Ja man spielt über Bande, das tut der Westen auch, über Stellvertreter. Die Türkei scheint strategisch ebenso wichtig wie Iran, ist aber gleichzeitig historisches Feindbild der Russen und eignet sich für Ordo ab Chao weitaus besser als dieser. Mit dem Iran KRIEGt man einen Handelspartner, um Herzland zu sichern. Mit der Türkei hat man diesen Vorteil nicht. Wenn Erdowahn zu seiner Belustigung Kurden “vergast”, kann das Putin zwar nicht egal sein, aber den US noch viel weniger, die ihrem “historischen” Verbündeten nun zum Xten Mal in den Rücken fallen. Neulich haben Kurden die Guerillataktik gegenüber der Türkei angekündigt, Stellvertreter Erdowahn hat die Ehre es ausbaden und Putin dürfte mit einem minimalen Handlungskatalog auskommen, um seine Ziele zu erreichen. Der Nahe Osten brennt bald an allen Ecken und Enden, zu diesem Zweck sind viele StellvertreterKRIEGer auf der Bühne erschienen, deren Schicksal nicht auf einem Ponyhof entschieden wird, sondern in harten Verhandlungen und Intrigen, während das Kanonenfutter Familiengeschichten schreibt.

- Ja, die Scheinallianz mit China, rettet Russland derzeit wohl vor einem Zugriff des „Westens“.

Die Allianz ist soviel oder wenig Schein wie die Allianz US-EU. Ich sehe es eher so, dass Peking ein Interesse daran hat, die Allianz als Schein erscheinen zu lassen, um über wichtige strategische Fragen Moskau in den Vordergrund rücken zu lassen. Wieso interveniert China militärisch gerade mal vor seiner eigenen Haustür direkt und hat trotzdem globalen wirtschaftlichen Erfolg? Andersrum gefragt: Wieso kann das der Westen nicht, warum greift er so häufig militärisch ein, um seine Wirtschaft zu verteidigen? Weil der Westen kein Russland hat oder, um die Sache auf den Punkt zu bringen, der Westen hat die US.

Aber besagte Allianz mal ausgenommen, wie gedenkst Du auf Russland zuzugreifen, solange das Atompotential intakt ist? Es wird keinen Zugriff geben, nur den dauerhaften Versuch, der sich auf die Zeit vor Napoleon zurück datieren lässt und bis heute an Aktualität nichts eingebüsst hat. Herzland dürfte sowohl in Moskau wie Peking aufmerksam gelesen worden sein, weshalb China erst recht kein Interesse an einem Zugriff des Westens hat: Peking könnte einem homogenen westlichen Block bis über den Ural hinaus wesentlich weniger entgegen setzen, als in der heutigen Situation. Realpolitisch könnte man sogar folgern: Peking hat ein ureigenes Interesse am Russenbashing. Die "strategische Basis” dürfte somit noch eine ganze Weile unüberwindbar die Schicksalsgemeinschaft bestimmen. Erst wenn die westliche Kraft nachliesse, könnte man über eine alternative Partnerschaft nachdenken.

Ja, Putin hat keine Wahl, die aber ist beste in seiner Situation. Chordokowski und dessen Ausverkaufspläne waren das Lehrstück par excellence. Nur China ist bereit, Russland gewähren zu lassen, der Westen will das Herzland für sich, weil er es in seiner KRIEGslogik braucht.

- … was ist, wenn Putin (es ist faktisch seine letzte Amtszeit!) das Schicksal von Saddam, Milosevic, Gaddafi, …. ereilt?

Sowas kann immer passieren. Allerdings hatte keiner der Geopferten ein Atomarsenal.
Was wäre, wenn Kennedy nicht das Schicksal von Saddam ereilt hätte? Um wieviel anders wären die US heute aufgestellt, oder debitistisch gefragt, hätten sie ihren wirtschaftlichen Niedergang aufhalten können? Und wenn nein, würden sie ihn heute alternativlos akzeptieren?

- Bei Russland ist n.m.b.M. nichts in trockenen Tüchern!

Das war es nie und wird es auch nie sein. Allein die Anzahl Gefallener und sonstwie GEstorbener von Napoleon über Stalingrad bis zum heutigen Tag sagen nichts anderes als: There is no free lunch. Die unabänderliche Tageslosung gilt für alle, auch die US, EU, den Westen insgesamt, China, etc. etc.
Jeder neue Tag ist ein Tag für actio und reactio, alle ernst zu nehmenden Mitspieler wissen das und verhalten sich entsprechend, um für sich oder / und das eigene Lager das Optimum zu erwirtschaften.

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.


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