Abwarten und Tee trinken - ein kurzer Abriss über neuartige Blockchain-Technologien

Echo, Mittwoch, 14.03.2018, 23:14 (vor 2206 Tagen) @ smiths742282 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 15.03.2018, 00:13

"Hashgraph" ist einfach nur ein Markenbegriff (also ungefähr so wie sich "Fanta" zu Orangenlimonade verhält) für eine implementierung der relativ neuen Gattung asynchron ablaufender Blockchains (oftmals fälschlicherweise als "DAG"-Coins bezeichnet). Das bedeutet, dass man nicht mehr eine einzige getaktete Hauptkette hat, sondern viele untereinander verstrickte Kettchen betreibt - somit werden blitzschnelle Überweisungen möglich ohne auf einen Miner zu warten und trotzdem dezentral/trustless zu sein. Von ähnlichen Ansätze war hier sehr wohl bereits zu lesen. Mit einem Unterschied: Niemand von uns hat bisher einen Hashgraph gebaut oder verschickt. Er ist schlichtweg noch nicht im Handel erhältlich. Bei den anderen Implementierungen sieht es da schon etwas besser aus. Die Technologie ist vielversprechend. Iota ist mit dem "Tangle" zwar etwas auf die Nase gefallen und muss erst noch beweisen dass sie die angestrebten Ziele umsetzen können; NANO (ehemals RaiBlocks) mit dem "Block-lattice" hat derzeit die Nase vorn unter den praxistauglichen Kryptowährungen. NANO besitzt jedoch keinerlei Konsens bezüglich Zeitstempeln und nutzt ein spezielles Konfliktlösungsverfahren - unterscheidet sich also etwas von den anderen. Außerdem fehlen einige etablierte Mechanismen wie Blockverifizierung ohne Ketten-Download ("SPV"), Vier-Augen-Prinzip ("Multisig"), Privatsphäreoptionen, sowie Adressgenerierung ohne privaten Schlüssel ("HD Wallets"). Jede Technologie hat ihre Vor- und Nachteile. Es gibt offenbar auch Ansätze für den Hans-Dampf-in-allen-Gassen, das wäre wahrscheinlich der smart-contract-taugliche Byteball, aber der hat sich bisher nicht so richtig durchgesetzt. Ich sage seit langem: Verschiedene Coins werden parallel bestehen, etwa der althergebrachte MONERO ist Meister seines Fachs und hat sich in letzter Zeit auch preislich sehr "stabil" gehalten. Das NANO Ökosystem hat in den letzten Monaten besonders an Fahrt gewonnen. Genial finde ich dort die absolute Gebührenfreiheit, somit sind kleine Überweisungen, Umschichtungen und Rückzahlungen keinerlei Problem mehr. Andererseits könnte dies einen Angriffsvektor für das Netzwerk bedeuten, weil es keinen Wettbewerb mehr um die Priorisierung von Transaktionen gibt.

Denkt dran: Kryptowährungen kaufen ist kein 'Investieren', sondern spekulieren. Die Coins entstehen aus dem Nichts und sind auch nicht produktiv. Das Potenzial der neuen Blockchain-Technologien ist definitiv da. Und einige werden sich noch verwundert die Augen reiben. Doch viele Bullshit-Hype-Coins werden jedoch wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Vor allem braucht auch nicht jegliche industrielle Anwendung eine eigene Blockchain mit eigenem Token. Manche Erfolgsgeschichten sind gar frei erfunden und die Promoter geschmiert, also Augen auf beim Fremdwährungskauf. Und wie ich in meinen früheren Forenbeiträge schon erwähnt habe: Immer gut auf die Coins aufpassen. Eine als Einzelunternehmen betriebene italienische Börse hat erst kürzlich wieder einen der oben genannten Coins im Wert von 190 Millionen verschlampt und versuchte sich durch eine schnelle GmbH-Gründung aus der Verantwortung rauszureden. Genialität und Irrsinn liegen in dieser Branche dicht beieinander.


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