Der Tod ist das Leben

Ostfriese, Montag, 12.03.2018, 19:16 (vor 2235 Tagen) @ BerndBorchert6455 Views

Hallo BerndBorchert,

das

Eine Variante der Reinkarnation, die Dir (und auch mir) nicht
gefallen wird, ist das Klonen von Menschen.

ist aber für andere Menschen keineswegs so sicher.

Automatische Unsterblichkeit gibt es schon in der Natur – sie steckt im Inneren unserer Zellen. Normalerweise sind sie dazu bestimmt, sich eine gewisse Zeit zu teilen und dann zu sterben. Wenn es in ihrem Verlauf der Teilungen zu Störungen kommt, wird die Zelle zu einer Krebszelle: sie vergisst und verlernt, wie man stirbt. Sie klont sich selbst zu Milliarden identischer Kopien, die als Tumor das Subjekt töten.

Die Natur hat zunächst unsterbliche Wesen geschaffen – die Einzeller. Die Evolution führt von den unsterblichen Wesen zu sterblichen Wesen. Mit der Kontinuität der Teilung und ihrer Verfeinerung nähert man sich Schritt für Schritt über die Geburt hin dem Tod. Es ist der Übergang einer reinen Reproduktion zur Zeugung – aus Ei und Keim wird unter ihrem Sterben zum ersten Mal ein Drittes geboren.

Damit haben wir das Stadium der ausdifferenzierten, sexuell differenzierten und sterblichen Wesen erreicht – das Erscheinen der Sexualität und des Todes. Haben wir als sterbliche verschiedenartige Wesen tatsächlich den Sieg in der Evolution über die Unsterblichkeit davongetragen? Die, die den Debitismus mit dem Bewusstsein des unvermeidlichen Endes allen staatlichen und wirtschaftlichen Tuns nicht kennen, sind gerade dabei, mit Hilfe aller ökonomischen, technischen, wissenschaftlichen und kommunikativen Mittel einen perfekten Klon, ein identisches und virtuelles Double der Welt zu konstruieren. Diese pathologische Unsterblichkeit des Individuums als auch der Gattung ähnelt jener der Krebszelle und des Tumors.

Wir erleben gegenwärtig eine Involution – eine revisionistische Bewegung der Rückentwicklung durch technisches Klonen zur Befreiung von der Sexualität und vom Tod.

Zuerst sehen wir die Empfängnisverhütung als eine Trennung von sexueller Aktivität und Zeugung. Heute befreit sich die Fortpflanzung von der Sexualität – von der künstlichen Befruchtung bis zur bevorstehenden vollständigen Klonierung. China wird der Vorreiter sein – warum nur genetische 1-zu-1-Kopien von Leihmüttern ausgetragen? Nichts wird unmöglich sein. Die Sexualität des Menschen wird zu einer nutzlosen virtuellen Funktion. Da sie mit dem Tod verknüpft ist, erleben wir die Befreiung vom Tod. Der Tod wird nur noch als Option, als virtuelle Realität oder als erstrebenswerte Wahlmöglichkeit im Programm des Lebens betrachtet. Die nutzlos gewordenen Funktionen – die Sexualität, das Denken (KI gibt es ja auch schon), der Tod – werden dann nur noch als 'Freizeitaktivitäten' in einem Zoo für die letzten Menschen zu bewundern sein.

Gruß â€“ Ostfriese


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