Wie man einen Betrug erfindet

Ashitaka, Dienstag, 06.03.2018, 20:44 (vor 2214 Tagen) @ Phoenix55705 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 06.03.2018, 20:56

Hallo Phoenix5,

Das ist richtig und die hingeworfenen Zahlen ohne Kenntnis der
dahinterliegenden Sicherheiten kaum einzuordnen, zumal ein "fauler Kredit"
(Non-performing loans) bereits dann als "faul" gilt, wenn er nicht mehr
bedient wird, selbst wenn er zu 100% gedeckt wäre. Allerdings scheint das
auch Herrn Krall klar zu sein. Siehe hier:

www.focus.de/finanzen/experten/krall/bankenaufsicht-schaut-weg-die-1-000-000-000-000-euro-gefahr-fuer-europa-warum-deckt-ein-italiener-die-gier-banker_id_7699281.html

Er hat es nicht verstanden. Etwas anderes geht auch nicht aus deinen Links hervor. Der Zahlungsverzug der Kreditnehmer bedeutet eben nicht, dass die notleidenden Kredite nicht zukünftig bedient werden. Da finden enorme außerplanmäßige Bewegungen statt (z.B. bei den Überbrückungskrediten und Überziehungen auf Basis von Fortführungsprognosen). Wer diese Summe faktisch als eine uneinbringliche Forderung darstellt, sollte lieber Kochbücher oder Krimiromane schreiben.

Notleidende Kredite sind systematisch betrachtet etwas völlig normales und keineswegs bankentechnisch einfach mal so stehen gebliebene, nicht besicherte bzw. an die Kapitaldienstfähigkeit geknüpfte betrügerische Forderungssummen, um die sich kein Deubel mehr kümmern will. Wir sprechen hier von deutlich risikobehafteteren zeitlichen Spitzen, die nur einen Bruchteil der notleidenden Forderungsbestände darstellen. Diese Summe ist auch kein Kochtopf in den man einmal dieselben Schuldner bis zum Überkochen rein schmeißt, sondern eine ständig wechselnde und in Bewegung bleibende Kreditnehmerseite. Ich möchte gar nicht fragen, wer hier schon alles erfolgreiche Sanierungen miterlebt hat.

"Versicherungen, Banken und andere Institutionen haben Anleihen aus den
Südländern in Höhe von 1500 Milliarden Euro in den Büchern. Wieviel
davon wird wohl zurückkommen, wenn der Euro im großen Bankenkrach
Geschichte wird?"

Wenn da von Staatsanleihen die Rede ist, steht da nichts dahinter außer
die zukünftige Produktivität des Steuerzahlers eines Pleitelandes. Ganz
abgesehen davon, dass es bei einem Staatsbankrott ohnehin kein
Rückzahlungsversprechen mehr gibt, d.h. die Deutschen auf ihren
Forderungen sitzen bleiben.

Das ist doch systematisch nachvollzogen immer so und nichts, was ein Debitist als neuen Erkenntnisgewinn deuten müsste. Als würde jemand diese Forderungen jemals zeitgleich fällig stellen wollen. Die systematische Aufgabe der Zentralbanken besteht doch darin, die Refinanzierungsrunden zu gewährleisten. Wie kann man da suggerieren, die zentralbanken wären inkompetent. Die Zentralbanken werden von tausenden Köpfchen beraten und in Zeiten des Big Data die Entscheidungen auf Datenbasis stark informativer Systeme getroffen. Und jetzt kommt der Marvelheld daher und erklärt der Welt, es läge an der Inkompetenz der dahingesetzten Amtsinhaber? Da kann man sich genauso die Serie "Bad Bank" anschauen. Hat beides nämlich gar nichts mit der Realität zu tun.

Und tun wir bitte nicht so, als stünde ein noch locker refinanzierbares Land wie Deutschland genauso da, wenn sich diese Hilfestellungen (Ankäufe der ZB) erübrigen würden. Mir fehlt da in seinen Erklärungen ganz klar die Berücksichtigung der systematisch bzw. spiegelbildlich davon abhängigen Vermögensseiten. Darauf muss man immer wieder hinweisen.

Das eine schließt das andere aus!

Und dann kommt natürlich @CalBaers Einwand: Sobald die Deflation startet,
sind sämtliche Bewertungen ohnehin Makulatur, weil einer nominal fixierten
Forderung ein im Preis laufend nach unten korrigiertes Pfand
gegenübersteht.

Was richtig ist. Darüber hatten wir schon vor Jahren alle zusammen diskutiert. Deshalb beschleunigt sich ja gerade hinter den nationalen Vorhängen alles, wird die EU ohne Haftungsraum GB vertraglich auf lange Aufschuldungsorgien vorbereitet, die die USA in solchen Sprüngen schon hinter sich haben. Sie wollten diese Krise, die brauchten sie, wie Schäuble ja bereits durchblicken ließ. Übel wird es für das wirtschaftsfinanzielle Umfeld all derjenigen, die sich nicht an die kommenden Verschuldungsketten dran hängen können. Das ist systembedingt leider so. Muss man jetzt träumen?

Oder besteht der Mehrwert darin, dass man anschließend eigene

Diskussion

auf der hippen Annahme aufbaut, es seien die gefährdeten Einlagen der
Sparer, die die Kreditinstitute in Form von Krediten wieder raushauen?


Hat mich auch gewurmt, aber da eine Einzahlung eines Sparers ja ebenso auf
der Passiv-Seite der Bankbilanz steht wie das Eigenkapital, ergaben sich
daraus keine Fehlschlüsse.

Es wird nichts kreditiert, was vorher da war. Er redet auf einem Laienniveau und die Veranstalter dieses Interviews schweigen. Top. Mehrwert ohne Ende!

Mich wurmt das einfach, dieses ständige Simplifizieren und Vorhangzuziehen. Muss man denn alle Erklärungen so weit vereinfachen damit man wieder einmal in die Systemsimulation abdriftet?

Hier wollte ein Banker aus dem Nähkästchen plaudern. Hätten die
Interviewer daraus eine theoretische Wissenschaft gemacht, wäre das Ziel
dieses Interviews verfehlt gewesen.

Wie gesagt: Ich verstehe dich, aber ich bin da weniger hart in der
Beurteilung.

Er plaudert nicht aus dem Nähkästchen. Er schiebt eine Moralvorstellung in den Raum, erfindet einen "Betrug im System" wo keiner ist, statt das gesamte System als die morallose, betrügerische Installation zu erklären, durch die unsere lieb gewonnenen Funktionen erst über die Zeit zugesichert werden.

Simulationskünstler noch und nöcher!

Über sowas albernes ist doch jeder, der den Debitismus verinnerlicht hat, drüber hinweg. Oder will man sich der Bequemlichkeit wegen wieder in die alten Problemlösungssimulation fallen lassen?

Kann ich mir bei dir nicht vorstellen!

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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