Bankbilanzen

Phoenix5, Dienstag, 06.03.2018, 15:17 (vor 2215 Tagen) @ Ashitaka5597 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 06.03.2018, 15:41

Hallo Ashitaka

Worin besteht der Mehrwert?

Darin, dass man so tut, als wären 1,3 Billionen Euro notleidene Kredite
Null Euro wert? Als müsste man sie "ehrlicherweise" vollständig
ausbuchen? Ich bezweifle, dass er sich jemals Gedanken über die
Zusammensetzung dieser Kreditsummen gemacht hat bzw. die systematischen
Folgen einer völlig unbegründeten, herbei fantasierten Notwendigkeit
einer Ausbuchung begriffen hat. So als stünden dem keine werthaltigen
Forderungswerte gegenüber, die wiederrum Grundlage / Absicherungen für
weit darüber hinausgehende Kreditvergaberunden darstellen.

Das ist richtig und die hingeworfenen Zahlen ohne Kenntnis der dahinterliegenden Sicherheiten kaum einzuordnen, zumal ein "fauler Kredit" (Non-performing loans) bereits dann als "faul" gilt, wenn er nicht mehr bedient wird, selbst wenn er zu 100% gedeckt wäre. Allerdings scheint das auch Herrn Krall klar zu sein. Siehe hier:

www.focus.de/finanzen/experten/krall/bankenaufsicht-schaut-weg-die-1-000-000-000-000-euro-gefahr-fuer-europa-warum-deckt-ein-italiener-die-gier-banker_id_7699281.html

Und wenn er beispielsweise für Griechenland mit konkreten Zahlen die faulen Kredite einem mickrigen Eigenkapital gegenüberstellt, wird es bei den Sicherheiten für vergebene Kredite auch nicht besser aussehen:

"Flankiert wird die laxe Kontrolle der Bankaufsicht von der EZB. Die antwortet zum Beispiel auf die Anfrage, wie es sein kann, dass die vier großen Banken Griechenlands mit faulen Krediten von über 100 Milliarden Euro und einem Eigenkapital von 26 Milliarden Euro (wovon 17 Milliarden Steuergutschriften des griechischen Staates sind) den Stresstest bestehen konnten, den Fragesteller kurz und knapp beschied: „Wir sind der Auffassung, dass die griechischen Banken solvent sind."

Es scheint eher so zu sein, als wäre den Großbanken der Pleiteländer das eingegangene Risiko schon ziemlich gleichgültig, da der Staat ohnehin de facto bankrott ist und es bloß auf das Wohlwollen der netto-Zahler ankommt, ob sie weiter subventioniert werden (warum dann etwas ändern?) oder man sie in die Pleite schlittern lässt (warum dann etwas ändern?).

Und hier schreibt er:

"Versicherungen, Banken und andere Institutionen haben Anleihen aus den Südländern in Höhe von 1500 Milliarden Euro in den Büchern. Wieviel davon wird wohl zurückkommen, wenn der Euro im großen Bankenkrach Geschichte wird?"

Wenn da von Staatsanleihen die Rede ist, steht da nichts dahinter außer die zukünftige Produktivität des Steuerzahlers eines Pleitelandes. Ganz abgesehen davon, dass es bei einem Staatsbankrott ohnehin kein Rückzahlungsversprechen mehr gibt, d.h. die Deutschen auf ihren Forderungen sitzen bleiben.

Und dann kommt natürlich @CalBaers Einwand: Sobald die Deflation startet, sind sämtliche Bewertungen ohnehin Makulatur, weil einer nominal fixierten Forderung ein im Preis laufend nach unten korrigiertes Pfand gegenübersteht.

Aber ja: Das hätte man sauberer artikulieren können. Vielleicht macht er das ja in seinem Buch.

Oder besteht der Mehrwert darin, dass man anschließend eigene Diskussion
auf der hippen Annahme aufbaut, es seien die gefährdeten Einlagen der
Sparer, die die Kreditinstitute in Form von Krediten wieder raushauen?

Hat mich auch gewurmt, aber da eine Einzahlung eines Sparers ja ebenso auf der Passiv-Seite der Bankbilanz steht wie das Eigenkapital, ergaben sich daraus keine Fehlschlüsse.

Ich hätte da gerne als Interviewer gesessen und nachgehakt, statt mich
wie die zwei Studenten die ganze Zeit über von der tatsächlichen
Systematik und den Ursachen unserer heutigen, weltweit wachsenden
Spannungsverhältnisse ablenken zu lassen.

Hier wollte ein Banker aus dem Nähkästchen plaudern. Hätten die Interviewer daraus eine theoretische Wissenschaft gemacht, wäre das Ziel dieses Interviews verfehlt gewesen.

Wie gesagt: Ich verstehe dich, aber ich bin da weniger hart in der Beurteilung.

Beste Grüße
Phoenix5


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