Ja, schwere Kost diese Franzosen

Kosh, Donnerstag, 01.03.2018, 19:57 (vor 2219 Tagen) @ Ostfriese5609 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 01.03.2018, 20:05

Gerade erst habe ich @tars Beiträge hier mittendrin entdeckt, als ich auf Deine Ausführungen stiess. Schade eigentlich, dass sie nicht in einem eigenen Faden erscheinen. Der Spur nach kann ich Deinen Worten folgen, weil es aber nicht mehr ist, kann ich nur versuchen, meinen Beitrag zu leisten.

- Die Subjekte können nur denken und handeln im Rahmen der Strukturen der Zentralmachtordnung – die Sprache fängt sie zwangsläufig in diesem zentrisch geordneten System schon im Voraus ein.

Als es die Zentralmachtordnung noch nicht gegeben hat, haben Subjekte schon gedacht, gehandelt und gesprochen, kann mir aber nicht vorstellen, dass sie damals noch nicht eingefangen worden sind. Ich erwähne es deshalb, weil ich zwar einerseits keine allumfassende Weltformel mir denken kann, andererseits aber trotzdem versuche, den Dingen noch ein bisschen mehr abzutrotzen.

- Die 'Freiheit' in unserer sprachlichen Ausdrucksweise, die wir zu haben meinen, ist eine Simulation.

Man könnte sagen, aus der von Dir beschriebenen Perspektive ja, aus einer anderen, mal abgesehen von der Nicht- oder Existenz eines freien Willens, könnte man Freiheit als graduell begreifen: Wir sind nur bis zu einem gewissen Grad frei, mal mehr mal weniger und jeder für sich mehr oder weniger als andere - nicht zuletzt beschränken wir uns gegenseitig. Das ergibt aus meiner Sicht mehr PRaktischen Sinn, als Freiheit als Simulation zu bezeichnen - die Theorie taugt nicht für die Praxis - weil ich meinen einfachen Kenntnissen zufolge trotzdem nur die eine Möglichkeit habe, die Realität zu erleben, indem ich sie mit meinen Sinnen wahrnehme und verarbeite. Insofern hat Freiheit für mich eine griffige Bedeutung und ich kann durchaus wahrnehmen, ob sich an meiner persönlichen Freiheit etwas verändert.

Wenn ich mich recht erinnere, haben sich antike Philosphen schon an der Realität abgearbeitet und würde zwar nicht behaupten, sie wären gescheitert, aber sie haben die Betrachtung der Realität auf ein neues (?) theoretisches Niveau gehoben, welches durchaus ein korrektes Abbild der Realität sein könnte, aber laut Platons Höhlengleichnis werden wir das niemals erfahren. Ich möchte noch nicht mal abstreiten, dass Lyotards Überlegungen keinen PRaktischen Nutzen haben, aber im alltäglichen Leben mit meiner Liebsten dürfte er von geringem Wert sein, weil ich ja auch nur sicher sein kann, dass wir verschiedene Sprachen sprechen, aber nicht sagen kann welche oder wo die Unterschiede zu finden sind. Evt. brächte eine vorherige Durchsicht Deiner Zsfg. zu Lyotard etwas mehr Ruhe in eine Diskussion, aber ich vermute, die Auswirkungen wären nur von kurzer Dauer. Ein Bewusstsein für die Verschiedenartigkeit unserer Sprachen habe ich auch ohne Lyotard entwickelt, ganz einfach weil man nach einer Weile merkt, wie genial man aneinander vorbei reden kann, obwohl man doch die ganze Zeit “nur” versucht, ein und dieselbe Sache von verschiedenen Seiten zu beleuchten.

Vielleicht habe ich was grundsätzlich nicht verstanden, immerhin habe ich das Gefühl, dass Du mir was beigebracht hast. Deshalb herzlichen Dank für Deine Gedanken zur Verknüpfung des einen mit dem anderen.

Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.

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