kein chinesisch-russischer "Krieg"

Weiner, Montag, 26.02.2018, 23:45 (vor 2250 Tagen) @ Diego22997 Views

Hallo Diego2,

ähnlich wie möglicherweise auch @Andudu hast Du meinen Andeutungen entnommen, dass China in Russland einfallen und bis nach Europa durchmaschieren würde. Ich habe jedoch bewußt das Bild "über Russland hinwegsteigen" benutzt.

Damit meine ich Folgendes: Russland wird, wenn Europa weiter implodiert und von den USA wegdriftet, in Versuchung geraten, sich wieder einmal westwärts aus dem Fenster zu lehnen. Das wir nicht geschehen, solange Putin in Russland das Sagen hat. Aber nicht jeder Staatsmann ist so klug wie er. Umso größer wird eine solche Versuchung für Russland in der Post-Putin-Ära sein, wenn gleichzeitig in den USA sich ein Bürgerkrieg abzeichnet. Da denkt man dann in Moskau: die USA sind mit sich selbst beschäftigt, und Europa ist das reinste Chaos. Warum also nicht die Panzer warmlaufen lassen?

Diese Sache wird natürlich schief gehen. Und erst bei dieser Gelegenheit wird es einen Allianzwechsel geben (etwas schneller wie Tauroggen, nicht ganz so schnell wie Hitler-Stalin), der China in den Osten und Süden von Russland bringen wird - nicht für Eroberungen sondern nur, damit China Verhandlungsmasse bekommt, um über die Zukunft Russlands mitbestimmen zu können. Und in diesem Zusammenhang wird China auch in Europa Präsenz zeigen - und das ausführen, was Russland vorhatte, aber nicht vollbrachte. Es geht wiederum nicht um eine Eroberung Europas sondern lediglich um die die Möglichkeit, hier mitentscheiden zu können (siehe meinen parallelen Beitrag und den dort geführten Vergleich zu den USA im Jahre 1917).

Dein Bild von den Kriegen der Zukunft ist, wie @Mephistopheles richtig bemerkt hat, an der Vergangenheit orientiert. Die 'Infanterie' ist heute nur noch ein Formalismus. Fakten werden mit ganz anderen Instrumenten geschaffen. Der militärische Werkzeugkasten ist riesig. Und er ist für Otto Normalopfer nicht durchschaubar. Was nach einer Epidemie aussieht, kann in Wirklichkeit eine Waffe sein. Genauso der Wind. Oder ein Erdbeben. Oder eine Wirtschaftskrise. Ein Stromausfall. Ein Computervirus.

Es kommt heute auch nicht mehr auf territoriale Eroberungen an. Entscheidend sind rationelle, umfassende und arrondierte Zugriffsmöglichkeiten auf Ressourcen, Konsumenten und Produzenten. Staatsapparate und Ländergrenzen sind nur noch Beschäftigungstherapie für bürokratische Taugenichtse und Politjunkies. Die Welt der Mächtigen besteht real aus Pipelines, Stromtrassen, Häfen, Bahnlinien, Flugplätzen, Industriekorridoren, Agrarflächen, Metropolstrukturen. Und reservierten Regionen für ungestörte private Erholung.

Wenn künftig länderweit Kriege/Bürgerkriege stattfinden, dann handelt es sich um nichts anderes als quasi um die Sprengung und den Abbruch eines alten Gebäudes, damit es Platz für ein neues Gebäude gibt, das bessere Rendite bringen soll. Man verdient außerdem an der Sprengung und am Neuaufbau. Und ob da vor der Sprengung noch Bewohner in diesem Hause sind, ist absolut gleichgültig. An einem 11. September wurde es uns vorgeführt. Im Kleinen.

Weiner


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