Derivate - alles halb so schlimm

CWA, Montag, 26.02.2018, 16:07 (vor 2223 Tagen) @ Dieter2274 Views

Hallo,

das Volumen sieht tatsächlich beängstigend aus. Jedoch bin ich wenig beunruhigt.

Derivate werden von Banken gehandelt und dienen in aller Regel der Absicherung gegen Zins-, Währungs oder sonstigen Kurs- oder Preisänderungsrisiken von realen Vermögenswerten (Anleihen, Aktien, Rohstoffe, ...).

Ausgelöst werden Derivatgeschäfte entweder von Banken selbst, die damit ihre Vermögenswerte absichern wollen, oder von Kunden (z.B. Unternehmen), die ihre Verkaufserlöse aus Exportgeschäften z.B. gegen Währungsabwertungen absichern wollen.

Das sind völlig normale Geschäfte.

Wichtig zu wissen ist, daß alle Banken am Ende eines jeden Handelstages nur geringe offene Positionen in diesen Risikoklassen (Zinsen, Währungen, Rohstoffe usw.) besitzen dürfen.

Deswegen sucht die Bank (z.B. Bank A) eine Gegenposition bei einer anderen Banken (z.B. Bank B), um eine gerade geöffnete Derivatposition gleich wieder schließen zu können.
Mit diesem Gegengeschäft entsteht bei Bank B eine offene Position, die sie bei z.B. Bank C schließt, wo auch eine Position geöffnet wird. Dies ist fast ein ewiger Kreislauf bis zum Ende des Tages. Evtl. hat zufälligerweise eine andere Bank eine offene Gegenposition, so daß sich beide schließen.
Aus einem einzigen Derivatgeschäft entsteht eine Vielzahl von Folgegeschäften, so daß hier ein aufgeblähter Markt entsteht.
Nicht alle Positionen können geschlossen werden.
Jede Bank verfügt über Limite, innerhalb dieser sie Positionen offen halten kann.
Diese sind jedoch überschaubar und von der Größe und dem Kapital der Bank abhängig.

Theoretisch sollten sich nahezu alle Positionen auf fast null aufrechnen, so daß insgesamt das Marktpreisänderungsrisiko ausgeschaltet wird.

Jedoch besteht die Gefahr, daß eine Bank (z.B. Bank A) Pleite geht und die Verpflichtung aus Derivatpositionen gegenüber Bank B nicht mehr erfüllen kann. Dieses Risiko, was eine Partei mit einer andern hat, ist ein Kreditausfallrisiko.
Dieses Kreditausfallrisiko wird jedoch reduziert, da heutzutage die durch Marktveränderung entstandenen Verbindlichkeiten täglich durch die Stellung von Sicherheiten besichert werden müssen. Die Messung dieses Verbindlichkeitenbetrages erfolgt sekündlich, und die Höhe der notwendigen Besicherung wird jeden Abend neu kalkuliert. Sicherheiten werden am nächsten Tag angefordert oder müssen zurücküberwiesen werden.
Zudem verlangen die Aufsichtsbehörden, daß als Gegenpartei mehr und mehr Internationale Clearing-Institute eingeschaltet werden, anstelle von Banken. Diese Institute bringen die offenen Positionen der verschiedenen Banken zusammen, so daß das Volumen begrenzt wird.

Bei einem Schock sollte es zwar ein Beben unter den Banken geben, aber die Verluste sollten in Grenzen gehalten werden können.

Gruss
CWA


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung