Vatikan

Diogenes Lampe, Mittwoch, 21.02.2018, 20:51 (vor 2253 Tagen) @ Diego26614 Views

Hallo Diego2

Schade, dass es Ihnen egal ist, wer hinter allem steckt. Somit fehlt Ihnen natürlich die Motivation und Energie, selbst dahinter zu kommen, wie sie von wem warum manipuliert werden. Mir ist das nicht egal. Aber das ist meine subjektive Einstellung und ich kann Ihre voll respektieren. Doch so ganz glaube ich Ihnen auch nicht, denn Ihre Fragen an mich beweisen ja, dass Sie nicht nur neugierig sind sondern ernsthaft interessiert.

Doch um Ihre Frage nach dem Vatikan und seine führende geistliche Stellung in der Hierarchie des Transatlantischen Imperiums erschöpfend zu beantworten, müßte man mehr als ein Buch schreiben. Da gibt es auch keinen einzelnen "Beleg" für, der Ihnen einen unzweifelhaften Blick hinter die Kulissen der Macht gewährt. Ich bin auch kein Edward Snowden in Sachen Vatikan (obwohl ich manchmal gerne einer wäre, oder mal kurz kammerdienernder Wistleblower des Papstes). Aber ich will vielleicht mal für das Forum einen Text erarbeiten, der wenigstens die groben Linien des imperialen Systemaufbaus nachzeichnet. Aber das wird noch Zeit brauchen.

Da müssten dann erst einmal ganz grundsätzliche Fragen rein wie: Was ist ein Imperium? Wie ist es aufgebaut? Auf welchen Machtsäulen ruht es? Welche Rolle spielt seine Legitimation durch eine Religion oder Ideologie? Welche spielt die Geheimpolitik? Die Finanzpolitik? Die Wirtschaftspolitik? Das Militär? Und dann könnte man von Persien, Ägypten über das Römische Reich zum Papsttum übergehen: Was ist das Papsttum? Was ist der Unterschied zwischen dem Vatikan und dem Heiligen Stuhl? Wie funktionieren beide? Welcher geistliche und weltliche Organisationsaufbau, welche Orden und Netzwerke sind dem Papst und seinem Staatssekretär als Machtbasis unterstellt? Wie hat sich das Christentum verbreitet? Unter welchen Umständen? Welchen Anteil daran hat das Judentum, welchen die griechische Philosophie? Welchen andere Einflüsse?

Wenn man über die Pan-Bewegungen, ihre historische Entwicklung vom Panslavismus her untersucht, dann stellen sich wieder solche Fragen: Woher stammt die Pan-Ideologie? Welchen Zweck sollte sie erfüllen? Wie hat sie sich global verbreitet und warum? Unter welchen politischen Umständen? Was bedeutet in diesem Zusammenhang Pan-Europa und der Karlspreis? Wer war Karl der Große? usw... Irgendwann stellen Sie fest, dass tatsächlich alle Wege des Transatlantischen Imperiums nach Rom führen, auch ganz ohne Verschwörungstheorien.

Sie finden natürlich auch im Internet zahlreiche Artikel, Dokumente, Primärliteratur. Leider sind die wenigsten Internetseiten frei von Aluhut-Theorien oder skurrilen Desinformationen oder eben auch bewußten Weglassungen, um Resentiments zu schüren. Gerade auch bezüglich der Politisierung der Geschichtsschreibung, zu der eben auch die angeblich jüdischen oder freimaurerischen Weltverschwörungen zählen, ist da vieles mit Vorsicht zu genießen. Denn in solchen Büchern werden historische Dokumente selektiert und nur fragmentiert ausgewertet, die Grundsatzfragen werden ignoriert, weil sie meist nicht ins jeweilige politische oder religiöse Welt -bzw. Glaubensbild passen und die eigentlichen Zusammenhänge bleiben im Dunkel der Geschichte. Unser Geschichtsbild ist somit ein Propagandabild voller Lücken, weil es ständig, je nach herrschendem System, manipuliert und vereinfacht wird. Denn die wahre Geschichte ist sehr komplex und soll in jedem politreligiösen System in manchen entscheidenden Details Herrschaftswissen bleiben.

Ich empfehle wirklich jedem, der sich mit Geschichte und Politik befaßt, sich einmal den Vortrag von Mausfeld "Warum schweigen die Lämmer" anzuhören, um ein Gefühl für das eigene fragmentierte Wissen zu bekommen:

https://www.youtube.com/watch?v=Rx5SZrOsb6M

Um aber die Spreu vom Weizen zu trennen, hat mir bei der Lektüre von Texten aus politisch allen möglichen Richtungen mein Grundwissen in Geschichte, Politik, Philosophie, Machtpsychologie und Theologie sehr geholfen. Und natürlich, dass ich immer versuchte, die Informationen mit meinem gesunden Menschenverstand in Übereinkunft zu bringen; wozu für mich auch gehört, die Welt nicht in Gut und Böse, Richtig oder Falsch einzuteilen. Ich bemühe mich stets (auch wenns oft schwer fällt, denn ich träume gern), die Welt möglichst objektiv so zu sehen, wie sie ist und nicht subjektiv, wie sie sein sollte.

An Letzterem ist jedoch genau so wenig falsch oder richtig wie an unseren Träumen. Wir können gar nicht anders, als uns in unserem natürlichen Streben nach Glück eine schönere Welt gerade auch aufgrund unseres gesunden Menschenverstandes auszumalen. Wir haben keine Wahl zu träumen. Der Mensch ist nunmal auch ein träumendes Wesen. Aber auch ein denkendes und mitfühlendes, das in einer allzurealen und allzumenschlichen Welt bei seinem Streben nach Glück darauf angewiesen ist, in einer sehr gegenständlichen Welt in Gemeinschaft zu überleben. Also ich bin nicht gegen das Träumen, nur dagegen, dass mir andere ihren Traum aufzwingen wollen.

Mit der Zeit lernt man auf diese Weise, die manipulativen Intentionen der Autoren, die ihre Leser in eine bestimmte Glaubensrichtung lenken wollen, von den Informationen zu unterscheiden, die einer historisch kritischen Prüfung stand halten und die durchaus auch in solchen Büchern enthalten sein können. Sie können zum Beispiel aus den Schriften eines General Ludendorff, einer für Deutschlands Geschichte des 20. Jh. sehr wichtigen Figur, sehr viele richtige Informationen heraus filtern, die sie auf ganz eigene Spuren bringen, ohne dass Sie seinen antisemitischen Irrwitz übernehmen müssen, mit dem er sich die Welt und seinen eigenen Machtverlust in ihr erklärt.

Bei all dem halte ich es mit Kant und bemühe mich in der Zeit, in der ich lebe, durch kritisches Denken ohne Anleitung anderer meiner selbstverschuldeten Unmündigkeit zu entkommen. Insofern bin ich auch weder ein Anhänger von Religionen noch von Ideologien, sondern halte mich an die 4 Grundsatzfragen Kants:

Was kann ich wissen?
Was soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?

Wenn Sie Belege von mir fordern, dann scheint es Ihnen hierbei um Glaubwürdigkeit zu gehen, was ich nachvollziehen kann. Es geht mir aber nicht um Glauben, sondern um Wissen. Und hier hilft Ihnen wie mir nur die eigene, möglichst objektive Recherche unter Mitwirkung des eigenen Nachdenkens, um sich dann ggf. gegenseitig über Irrtümer aufzuklären.

Was ich hier mal versuchen kann, ist, meine umfangreiche synchronoptische Recherche so zu komprimieren, das dabei in der im Forum geboteten Kürze ein verständlicher Text für diejenigen hier raus kommt, die nicht so tief in der Materie geforscht haben. Aber die Belege hierfür sind viel zu umfangreich, als dass man einen oder zwei hier als Beweis für genügend erachten könnte. Deshalb nehmen Sie bitte die Informationen, die Sie meinen Texten entnehmen, vor allem zum Anlaß einer eigenen Prüfung. Ich denke, auf diese Weise werden sie am gründlichsten von meinen Texten profitieren, die nichts anderes sind als meine eigenen Resultate, die immer noch unvollständig und irrig sein können.


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