Weltsprache

Diogenes Lampe, Sonntag, 11.02.2018, 19:45 (vor 2227 Tagen) @ Dieter7146 Views

Hallo Diogenes,

danke für Deinen Text, der zum Andenken beiträgt und nach wie vor auch
heutigen Analysen standhält.

Mit dem langsamem Siechtum des Imperiums wird auch seine Sprache obsolet.
Gibt es diesbezüglich Anzeichen? Was wird die kommende Weltsprache?

Gruß Dieter

Hallo Dieter,

die englische Sprache hat sich nicht nur durchgesetzt, weil sie die Sprache des Imperiums ist, sondern einfach strukturiert und somit einfach zu lernen. Die vorherige Weltsprache war französisch, jedoch nur als Sprache des Adels und der internationalen Diplomatie, nicht als internationale Umgangssprache. Davor entwickelten sich Spanisch und Portugiesisch zu Weltsprachen. Davor war es die lateinische Sprache als die des Glaubens und der Wissenschaft.

Lateinisch war jedoch keine Umgangssprache. Die Nationalsprachen sind in Europa erst sehr spät entstanden. Sie entwickelten sich aus einer Melange unterschiedlicher Sprachfamilien, wie dem Slavischen, Germanischen oder Romanischen usw.. Das Deutsch z.B., das wir heute sprechen und schreiben, ist gerade mal um die 360 Jahre alt. Es ist, wenn man so will, eine Schöpfung des Professors Gottsched aus Leipzig, der sich als Protestant bei seiner Arbeit an Luthers Bibelübersetzung orientierte. Verfeinert wurde es dann durch die deutschen Klassiker wie Lessing, Goethe und Schiller.

Es gab auch ein Jesuitendeutsch, das der Vatikan in den katholischen Ländern des Heiligen Römischen Reiches durchsetzen wollte, als er durch die Reformation nun nicht mehr umhin kam, auch die katholischen Predigten in den jeweiligen Nationalsprachen zu halten. Doch letztlich setzte sich das Luther-Deutsch von Gottsched durch, was widerum zu den kulturellen Großtaten von Kaiserin Maria Theresia gerechnet werden muss, die, obwohl Förderin der Jesuiten, letztendlich zu deren Verdruß Gottscheds Deutsch zur Reichssprache bestimmte.

Ich schreibe das, um zu verdeutlichen, dass eine Sprache, mit welcher sich Politik, Religion, Wissenschaft, Verwaltung, Produktion und Handel innerhalb eines größeren Staatenverbundes verständigen sollen, immer eine taugliche mündliche wie schriftliche Verkehrssprache sein muss. D. h., sie muss grammatisch und phonetisch einfach strukturiert und somit leicht von allen gesellschaftlichen Ständen in sprachlich unterschiedlichen Nationen erlernbar sein. Je internationaler ein solcher Verbund wird, umso wichtiger wird die Einfachheit der Sprache.

Die Freimaurer versuchten im Sinne ihrer Globalisierungsbestrebungen die Sprache "Esperanto" zu entwickeln. Die konnte sich aber als bloße Kunstsprache nicht durchsetzen bzw. das Englische ersetzen. Französisch, Spanisch, Italienisch, Deutsch haben in Wissenschaft und Kunst als Nationalsprachen das Lateinische zurück gedrängt. Aber als Verkehrssprachen haben sie sich gegenüber dem Englischen als zu komplex erwiesen. Auch das Russische als kommunistische Weltsprache konnte sich nicht durchsetzen.

Aber auf einzelnen Spezialgebieten konnten sich auch Nationalsprachen als Internationalsprachen bis heute halten; so z. B. Italienisch für Bezeichnungen in der Musik.

Ich denke, dass das Englische Weltsprache Nr.1 bleiben wird, wie oben gezeigt aus ganz praktischen Erwägungen. Es werden sich aber nach dem Untergang des Imperiums die Nationalsprachen innerhalb der einzelnen Nationen wieder von so machen Anglizismen als Konsum-und Polit-Populismen reinigen. Denn viele Begriffe in den Völkersprachen, die ja Kultursprachen sind, können schon mit rein englischen Begriffen kaum zureichend in ihre komplexen Bedeutung übersetzt werden. Von Volks-Poesien ganz zu schweigen.

Anglizismen sind Kunstsprache und werden als Begriffe die Nationalsprachen der sich nach dem Untergang des Imperiums wieder kulturell festigenden Nationen also in Zukunft immer weniger versimpeln können und somit deren Denken und Kultur beeinflussen. Ich denke aber dennoch, dass das Englische als internationale Verkehrssprache erhalten bleibt, einfach, weil es sich als praktischste internationale Verkehrssprache erwiesen hat.


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