Großartiges Buch zum Verständnis WKII

Diego2, Mittwoch, 31.01.2018, 22:05 (vor 2248 Tagen) @ Das Alte Periskop5415 Views

Hallo DAP, ich habe das Buch vor ca. einem halben Jahr gelesen und ich finde es grossartig.
Es ist natürlich aus russischer Perspektive geschrieben, aber zentrale Thesen (so viele zeitliche Koinzidenzen kann es gar nicht geben, dass das alles Zufälle sind) sind:
- Finanzierung der Oktoberrevolution durch Angelsachsen (Sturz Zar)
- Rückzahlung und Umleitung der Gelder zur Finanzierung Novemberrevolution (Sturz dt. Kaiser)
- Ausschaltung (Balance of power) der beiden grössten europäischen Dynastien


Dann entwickelt sich aber alles anders als geplant, die Russen machen nicht mehr mit, wie ihre initialen Geldgeber wollten. Übernehmen beispielsweise nicht die Auslandsschulden des zaristischen Reiches und zeigen den Angelsachsen den Stinkefinger. Tragen die Revolution nicht ins Ausland (wie Trotzki will), dann hätte sich die Russen verzettelt und sie eher wieder unter Kontrolle bringen. Rapallo Vertrag mit Deutschland, der beiden aus der Isolation helfen sollte, Alarmglocken im Westen, Rathenau wird standesgemäss liquidiert, etc. Auf jeden Fall beginnt dann der Aufstieg Hitlers und der Nazis.

Und dann wird es spannend, jedesmal wenn es in Russland nicht so läuft wie von Angelsachsen erwünscht (Trotzkis Verbannung, Rapallo, Lenins Tod, Machtübernahme Stain usw), gibt es dann wieder zufällig ein paar Monate später einen enormen finanziellen Schub für Hitler (der aufgebaut wird, um die Deutsche und Russen erneut auszuschalten und Russland wieder unter westliche Kontrolle zu bringen). Der hat kein Geld für sein Buch, für seinen Stürmer, seinen Parteitag usw. Und wenn in Russland was passierte, oh Wunder, kam das Geld, zufällig ein paar Monate später. Appeasement keine Unachtsamkeit, kein Unfall, sondern Plan, um eine Front zwischen D und SU aufzubauen. Hitler verhält sich lange so wie seine Auftraggeber wünschen (NSDAP Parteiausschluss für Unterstützer des Ruhrkampfes gegen F, von wegen national, sic !), macht alles mit, will aber nicht gegen Stalin kämpfen.

H. macht im März 39 den \"Fehler\" nicht zu folgen, weil er die Slowakei und den östlichsten Teil der CSR (\"Karpatenunkraine\", mit Grenze und Front zur UdSSR, Casus belli bilden ) NICHT (!) annektiert, sondern denn Ungarn überlässt. Zitat aus dem Buch\"Erinnern wir uns, was J.W. Stalin im Rechenschaftsbericht des ZK der KPdSU(B) auf dem XVIII. Parteitages gesagt hat: „Der Gedanke liegt nahe, man habe den Deutschen Gebiete der Tschechoslowakei als Kaufpreis für die Verpflichtung gegeben, den Krieg gegen die Sowjetunion zu beginnen, die sich aber nunmehr weigern, den Wechsel einzulösen und den Gläubigern die Tür weist“.\"

Danach ändert sich die offizielle angelsächsische Politik H. gegenüber, die Polen wenden sich erst dann ab (vorher gemeinsame Treffen und Übungen zwischen GSTAPO und PL Inlandsgeheimdienst. Zitat\"Als am 30. Januar 1933 Adolf Hitler an die Macht kam, haben sich die Beziehungen sofort verbessert. Polen war das erste Land, mit dem der neue deutsche Kanzler ein bedeutendes außenpolitisches Dokument unterschrieb: Am 26. Januar 1934 schlossen Deutschland und Polen einen Nichtangriffspakt für 10 245 Jahre ab. Es folgten viele zweiseitige Verträge, die alle ein wichtiges Detail verbindet: Auf ihrer Grundlage wurden abgestimmte Handlungen gegen die Sowjetuniondiskutiert. Wer daran zweifelt, kann sich mit den Aussagen bekannter polnischer Historiker vertraut machen. Z.B. mit den vielen Büchern und Artikeln vom Professor des Historischen Institutes der Warschauer Universität, Pawel Wieczorkiewicz. Er ist ein Spezialist für das Studium der Geschichte Russlands und der UdSSR, der Militärgeschichte und der neuesten Geschichte Polens. In seinem Interview vom 28. September 2005, veröffentlicht im offiziellen Presseorgan „ Rzeczpospolita“ der Dritten Republik Polen, antwortet er auf die Frage über den Grad der Freundschaft von Hitler und seines künftigen „Opfers“ mit soldatischer Geradlinigkeit: „Wir (Polen, Anm. d. V.) hätten an der Seite des Reiches genauso einen Platz finden können wie Italien und wahrscheinlich einen besseren als Ungarn oder Rumänien. Im Ergebnis wären wir in Moskau, wo Adolf Hitler gemeinsam mit Marschall Rydz Smigly die Siegesparade der glorreichen polnisch-deutschen Truppen abgenommen hätte“ [403].....

Weil Hitler noch in voller Übereinstimmung mit dem abgestimmten Szenarium über den geplanten Krieg gegen die Sowjetunion handelte, hatte Polen mit Deutschland zuvorkommende und wohlwollende Beziehungen. Im Januar 1939, während eines Besuches von Ribbentrop in Warschau, stellten der deutsche und polnische Außenminister in ihren Ansprachen fest, dass „ zwischen beiden Staaten endgültig gutnachbarliche Beziehungen hergestellt worden sind“. Sogar Hitler unterstrich in seinem Auftritt am 30. Januar 1939, dass die deutsch- polnische Freundschaft in den unruhigen Monaten der Teilung der Tschechoslowakei „ein entscheidender Faktor im politischen Leben Europas“ war und dass der polnisch-deutsche Vertrag [417] „eine wichtige Bedeutung für die Erhaltung des Friedens in Europa“ besitzt.\"

\"Wann haben die Polen ihre Beziehungen zu den deutschen Vorschlägen geändert? Die Historiker sind sich einig: Am 21. März 1939 (wer wusste dass mit der Karpatenukraine hier im Forum vorher ?) ...Der Chef des deutschen Außenministeriums, Joachim von Ribbentrop, stellte dem polnischen Gesandten zwei kategorische Fragen: 1. Deutschland erwartet das Einverständnis von Warschau auf seine V orschläge? 2. Warum ist der polnische Außenminister an diesem Tag nicht nach Berlin, sondern nach London (!) geflogen [419]? Der polnische Botschafter hat auf diese Fragen nicht geantwortet. Aber wir werden das tun. Als sich Hitler die Frechheit erlaubte, mit den Slowaken und Ukrainern nicht so umzugehen wie geplant, änderte sich schlagartig der Ton der britischen Politik. Dem folgte auch sofort der „unabhängige“ polnische Staat. \"

Schlussendliche These ist eben, dass sich H doch seinen Führungsoffizieren beugen musste und in die SU einmarschieren musste.

PS Habe auch früher nicht verstanden, warum sich Franco nicht für die dt. Unterstützung im Guerra Civil revanchiert hatte. Starikov nennt einen denkbaren und plausiblen Grund. Auch sein Putsch wurde von denselben westlichen Geldgebern finanziert, die sich dann aber gegen Hitler wendeten.


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