@Ashitaka: "Wer sich medial informiert, muss sich darüber bewusst sein, dass er phantasiert."

Ostfriese, Dienstag, 30.01.2018, 21:37 (vor 2276 Tagen) @ paranoia2843 Views

Hallo paranoia,

diese Frage

Wie groß ist jetzt der Informationsgehalt dieser Meldung?

kann überhaupt nicht mehr beantwortet werden. Ich hatte schon von der 'medialen Ikone' am Beginn des Einmarsches in Polen, dem 'Startschuss' für das deutsche Farbfernsehen und im Zusammenhang damit von der Quizsendung 'Wer weiß denn sowas?' und dem 'Trauermarsch' nach den Ereignissen von Charlie Hebdo berichtet. Die einzelnen Realitätsfragmente werden zu einer neuen Realität – zur Hyperrealität – zusammengesetzt und montiert. Wir erkennen, dass mit der Zahl der Montagen der zirkulierenden Zeichen die Zahl der Realitätsfragmente insgesamt ebenfalls steigt und erleben im Endeffekt eine 'fraktale Zersplitterung' der Wahrnehmung. Die Menschen haben dann keine einheitliche Vorstellung mehr von sich selbst und den Ereignissen, die sie deuten und in denen sie sich wiederfinden möchten. Das bedeutet, dass die binären Gegensatzpaare wahr/falsch, Sinn/sinnlos, echt/gefälscht, real/imaginär, Original/Kopie oder Ursache/Wirkung anachronistisch und hinfällig geworden sind.

Die obige Betreffzeile steht in dem mehr als drei Jahre zurückliegenden Beitrag von @Ashitaka:

Hallo ebbes,

Die Realität wird in wahrnehmbare Elemente zerlegt. Es wird dabei manipulativ getestet was "gegensätzlich" machbar ist. Anschließend werden klare Selektionen in hyperrealer Logik wieder zusammen montiert. Es ist die Zerstörung, nein, die Schaffung der Realität, Hyperrealität.

"Gegenstände von Informationen sind gleichermaßen Ergebnisse einer Selektion, einer Montage, einer Filmaufnahme, sie haben die »Realität« schon getestet und ihr nur Fragen gestellt, die ihnen »entsprachen«. Sie haben die Realität in einfache Elemente zerlegt und sie zu Szenarios mit klaren Gegensätzen wieder zusammengefügt. [...] Die »öffentliche Meinung« ist natürlich die schönste dieser Proben – nicht aus einer irrealen politischen Substanz entstanden, sondern aus einer hyperrealen, jener phantastischen Hyperrealität, die nur von der Montage und der Manipulation der Tests lebt. [...] Dieser ganze Prozeß ist auseinandergerissen: der widersprüchliche Prozeß zwischen dem Wahren und dem Falschen, dem Realen und dem Imaginären wird durch die hyperreale Logik der Montage beseitigt.“ Jean Baudrillard – Der symbolische Tausch und der Tod

Wer sich medial informiert, muss sich darüber bewusst sein, dass er phantasiert. Das ist eigentlich, da jeder der denkt, der sich etwas vorstellt eben phantasiert, nicht weiter tragisch. Doch die bewusst und unbewusst manipulativen Selektionsprozesse der Tester lassen uns dabei keinen Raum, keine Zeit, um uns einen eigenen Standpunkt zu schaffen, der das Hyperreale (die Simulation des Realen) als solches bewusst werden lässt.

Dies passt auch zur weiter oben stehenden Betreffzeile von Faunus:

Politik und Lügenpresse sehen nur noch Rechtsextreme als Gegner des Asylsystems (mL)

Herzlichst,

Ashitaka

Die zitierten Sätze von Jean Baudrillard stehen auf den Seiten 117 bis 119 seines Hauptwerkes.

Gruß
paranoia

Gruß â€“ Ostfriese


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