Aber das ist doch auch wieder nur...

Andudu, Freitag, 26.01.2018, 11:27 (vor 2279 Tagen) @ Tempranillo2409 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 26.01.2018, 11:39

... tief verinnerlichte Besatzerpropaganda.

Stell Dir bitte vor, im Dritten Reich hätten sich Juden darin gefallen,
möglichst gute, vielleicht noch bessere Nazis zu sein als die Deutschen.

Es gab Juden, die die Nazis unterstützten, schon deshalb, weil viele erst durch den Ariernachweis usw. entdeckten, dass sie jüdische Wurzeln hatten.


Sie hätten Völkischen Beobachter und Stürmer abonniert,

https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkischer_Beobachter
Auflage 1,7 Mio, eine Kampfschrift der NSDAP, die man sich als Mitglied vermutlich, mehr oder weniger, automatisch einfing. Und mit der NSDAP war es nicht anders, wie in allen anderen Diktaturen, wenn man Karriere machen wollte (oder im Krieg priviligiert sein), musste man rein. Die Mitgliederzahl stieg ab der Machtergreifung und betrug 1945 angeblich 7,5 Mio. Nichtmal 10% der Deutschen!

Der Stürmer erreichte in seiner erfolgreichsten Zeit (durch Propaganda der Nazis) eine Auflage von vermutlich unter einer Million, die genaue Höhe der Auflage gilt aber als nicht ermittelbar:
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_St%C3%BCrmer
Er erreichte also so um 1%-2% der Deutschen.

Mein Kampf als
ihr Grundgesetz betrachtet

"Mein Kampf" als Grundgesetz? Es war eine Art Autobiographie, die vermutlich kaum jemand gelesen hat. Sie wurde auf Staatskosten an alle frisch Vermählten verteilt (und Hitler kassierte fleißig Tantiemen).

Das dritte Reich war eine Diktatur.

Schallplatten mit Zarah Leander, Marika Rökk,
Lale Andersen und Hans Albers gekauft und sich für Veit-Harlan-Filme
begeistert.

Die hatten damals noch kein Internet, keinen Fernseher, viele nichtmal eine Zeitung. Die ersten Radios waren die "Volksempfänger" (spöttisch auch "Goebbelsschnauze" genannt).

Um mal was von der Welt zu sehen, gingen die ins Kino in die Wochenschau. Und selbstverständlich ist die Auswahl an Kultur, in einer Diktatur, begrenzt. Was an Zarah Leander und Hans Albers so schlimm sein soll, weiß ich auch nicht. Die anderen kenne ich nicht. Sicher mussten die sich für die Nazis bücken, wenn sie den deutschen Markt bedienen wollten.

lassen. Statt mit Guten Tag oder Shalom hätten sie mit einem zackigen Heil
Hitler gegrüßt.

Genau das mussten sie (falls sie nicht schon erkannt waren), denn der Gruß war Pflicht. Zitat:
"Die Nichterwiderung des Hitlergrußes konnte zu erheblichem Ärger führen und wurde in den letzten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft sogar bestraft. Aus dem Gebrauch oder Nichtgebrauch dieses Grußes wurden Rückschlüsse auf Stimmung und Haltung in der Bevölkerung gezogen."

Ein geschickt plazierter Gesslerhut.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hitlergru%C3%9F

Hinweise, daß es in Dachau, Buchenwald und Auschwitz wenig sympathische
Einrichtungen gibt, hätte ihnen höchstens ein gleichgültiges *wir
schaffen das* entlockt.

Dass sie massenhaft zu den Waffen gegriffen hätten, ist mir nicht bekannt. Die betuchteren und schlaueren unter ihnen flohen.

Ich hoffe, damit ist klar geworden, was ich den Deutschen vorwerfe?

Nein, nicht wirklich.

die Kollaborationsmentalität auf Herz und Hirn, den eigenen Wesenskern
übergreift.

Du hättest dich natürlich mutig der Gestapo entgegengeworfen? Deine Kinder, Familie, Karriere, Gesundheit usw. riskiert um den militaristischen und wenig zimperlichen Nazis eins auszuwischen?

Und dann? Anfangs hatten die Nazis großen Kredit in der Bevölkerung, da sie innerhalb kürzester Zeit Vollbeschäftigung erreichten, während die Dummparteien der Weimarer Republik das Land zunehmend an die Wand fuhren. Und die einzige vielversprechende Alternative links, waren die Kommunisten, die keinen Deut besser waren.

Die letzte deutsche "Revolution" war übrigens 1989 und sie war nur deshalb unblutig und erfolgreich, weil die Besatzung ideologisch wankte (interessante Parallele zu heute).


Mir fehlt jedes Verständnis für die kritiklose Übernahme amerikanischer
Lebens- und Denkmodelle, etwa, daß man den Neoliberalismus eines Milton
Friedman als wirtschafts- und finanzpolitisches Evangelium betrachtet.

Das ist dann ein Spezifikum der Deutschen? Dieser Wahn hat sich nicht durch die ganze Welt (zumindest die westliche) gefressen? Und sind wir im Westen nicht noch eines der sozialsten Länder? Trotz neoliberaler Dauerbeschallung und Gehirnwäsche?

Und wehe jemand geht gegen Freihandel und Co an, dann wird er von den Lügenmedien als Nationalist niedergeschriehen und verleumdet, siehe Trump.

Die US-Dominanz innerhalb der OMF-BRD liegt nicht zuletzt an der
hundsföttischen deutschen Unterwürfigkeit.

Du musst es ja wissen.

De Gaulle hat England gehaßt, obwohl er mit ihm verbündet gewesen ist.
Welche Einstellung legen die Deutschen gegenüber Amerika an den Tag?

Warum glaubst du, gibt es den Begriff "Antiamerikanismus"?

Wir sind immer noch besetzt und de Gaulle hat offenbar auch nicht lange getragen (zumal die Feindschaft mit den Briten lange Tradition in Frankreich hatte).

Schon der gute Sarkozy wurde vom cia aufgebaut (von Macron müssen wir nicht anfangen...):
http://www.voltairenet.org/article157870.html
"Lange vor der Irak-Krise planen Frank Wisner jun. und seine Kollegen aus der CIA die Vernichtung der gaullistischen Strömung und den Machtanstieg von Nicolas Sarkozy. Sie handeln in 3 Etappen: zunächst die Ausschaltung der Führung der gaullistischen Partei und die Übernahme der Kontrolle über diesen Apparat; dann die Ausschaltung des Hauptrivalen auf der Rechten, sodann die Benennung eines gaullistischen Präsidentschaftskandidaten und schliesslich die Ausschaltung jedes ernsthaften Herausforderers auf der Linken. So konnte man sichergehen, dass Nicolas Sarkozy die Präsidentschaftswahlen gewinnen würde."

Oder nimm den "economic hit man":
https://de.wikipedia.org/wiki/Bekenntnisse_eines_Economic_Hit_Man

Wie ich schon schrieb: ein Volk steht und fällt mit seiner Führung. Diese zu inflitrieren und zu kontrollieren, ist Spezialität von Imperien. Die Bevölkerung ist diesen intransparenten Vorgängen größtenteils unwissend ausgeliefert und wird manipuliert. Und selbst wenn sie es ahnt, sind die Ansatzpunkte und der Hebel klein (gehalten), für den kleinen Mann.

Sie lieben es,

Tun sie nicht. Ihr Verhältnis ist sehr gespalten. Sie nutzen die Kultur, auch deshalb, weil sie kaum was anderes serviert bekommen (ein Grund, warum ich kaum noch ins Kino gehe und Radio höre). Und für die x privaten Sender ist es schön billig, amerikanische Unterschichtenunterhaltung lose übersetzt ins Programm zu nehmen. Die dümmeren Deutschen würden auch indische oder russische Massenunterhaltung kommentarlos schlucken und glauben, sie könnten nicht mehr ohne.


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