Risikofreude

Nico, Freitag, 19.01.2018, 21:25 (vor 2288 Tagen) @ Dieter2651 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 19.01.2018, 21:40

Hallo Falkenauge,

unterschiede in Bezug auf Wohlstand muß es zwangsläufig immer geben,
einfach aufgrund unterschiedlicher Fähigkeiten der Individuen

Zweifelsohne – und alles andere wäre sozial-ungerecht!

und zwar
vollkommen unabhängig von Eigentumsfragen.

Eigentlich ist genau DAS die „EIGENTUMS-Frage“. Eigentum = Eigene Schöpfung.

Natürlich wäre, wenn die genetisch ungeeignetsten gegenüber
herrschenden Bedingungen aussterben, was natürlich in Gesellschaften wie
unserer eher umgedreht wurde und auch nicht unserem allgemeinen
Menschenbild entspricht.

Wir dürfen annehmen, dass sich eine Gesellschaft zu allen Zeiten aus Individuen zusammensetzt, welche zum Teil mehr und zum Teil weniger am Sozialprodukt beteiligt sind. Das bedeutet also, dass jene die weniger beteiligt sind also NICHT aussterben.

Zur Eigentumsfrage: Nach meiner Beobachtung und Erfahrung mit identischen
Menschen als Arbeitnehmer oder Unternehmer macht es einen riesigen
Unterschied in der Interessenlage und im Verhalten ob jemand Risiko trägt
oder nicht. Also Risiko, das eingesetzte Kapital zu verlieren, Risiko von
existenziell bedrohlichen Nachschußverpflichtungen, Risiko pers. Ziele
nicht zu erreichen.

Hier verstehe ich überhaupt nicht, warum du erst „zur Eigentumsfrage“ schreibst, und dann über das Risiko referierst. Der Begriff des Risikos kann dabei vieles bedeuten. Vor allem stellt sich die Frage, ob der Begriff des Risikos grundsätzlich etwas außerordentliches bedeutet, oder ob das Leben an sich bereits ein Risiko darstellt. So gesehen ist es auch ein Risiko, einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben, es wäre nur halt auch ein Risiko, es nicht zu tun.

Es ist also auch eine Frage, inwieweit ein Individuum durch das politisch determinierte Umfeld dazu gezwungen ist, mit privatem Vermögen zu haften.

Grundsätzlich sollte das Individuum daran interessiert sein, das gesellschaftliche Leben insgesamt sicher zu gestalten. Ein Bankrott z.B. ist nicht einfach ein individuelles Risiko an sich. Es ist eine politische Entscheidung, ob ein gestürzter Unternehmer nun erst einmal gevierteilt werden muss, um unsere kollektiven moralischen Werte zu wahren, oder ob wir diesen einfach wieder neu (also schuldenfrei) beginnen lassen wollen.

Von daher bin ich der festen Überzeugung, daß Menschen aus den
vorhandenen Resourcen, vor allem unter langfr. Aspekten, am meisten und
nachhaltig unter pers. Eigentumsverhältnissen erreichen. Dazu zählt nicht
nur Eigentum an Produktionsmitteln sondern auch noch deren Vererbbarkeit.

Naja, der Begriff des Eigentums wird hier wie üblich synonym mit dem Begriff des Besitzes verwendet. Eigentum in einem monetären Sinn bedeutet, dass der Besitzer ein anderer ist. Insgesamt werden hier weiter politisch gesetzte Vorbedingungen als absolute Kategorien verstanden.

Bleiben wir hier also bei dem diesbezüglich korrekten Begriff des Besitzes. Hier strebt das Wirtschaftsindividuum eben den Ausbau genau dieses an, weil genau das das Wesen allem Wirtschaftens ist. Bei genau diesem Streben kommt nun eine individuell unterschiedliche Risikofreude zum Einsatz. Man sollte dabei aber nicht der optischen Täuschung unterliegen, nur die Gewinner unter den Risikofreudigen zu sehen. Letztendlich sollten wir der Sicherheit entgegen streben, und deshalb also nicht schizophrener weise gleichzeitig die Risikofreude an-empfehlen.

Um es hier kurz zu machen: marktfundamentalistische Betrachtungen bleiben immer einseitige Betrachtungen. @Falkenauge hat hier aber ein politisches Thema angestoßen. Zielsetzung kann hier nur die Sicherheit, aber nicht das Risiko sein.

Ein entschiedener Gegner bin ich von Kapitalgesellschaften. Weil hier das
pers. Risiko minimiert wird, was nicht sein darf.

So sehen wir also die Schizophrenie, in welche neoliberales, marktfundamentales Denken führt, weil das Risiko selbstverständlich zu Gunsten der Sicherheit abgebaut werden soll. Überhaupt weiß ich auch nicht, was es bedeutet, „gegen Kapitalgesellschaften zu sein“. Sollen die also verboten werden?

Verwandel mal eine AG in eine Genossenschaft der dort tätigen. Und frage
im Vorfeld, wie groß der Anteil der dort tätigen Arbeiter bereit wäre
auch mal eine jährliche Einkommenskürzung oder gar eine Nachschußpflicht
wahrzunehmen?

Warum sollten die das in einer AG auch machen? Bekommen die Arbeiter auch eine Dividende?!

Hier kann es nur um die politischen Weichenstellungen gehen. Dabei gilt es die primären Determinanten des Gefüges zu erkennen, und unbedingt in ihrer richtigen – also absteigenden – Reihenfolge abzuarbeiten.

Gruß Dieter

[[herz]]

--
... in Wirklichkeit ist ... immer alles ganz anders, als es ... in Wirklichkeit ist ...


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