Im fäkalischen Sumpf liegt seit einiger Zeit schon Europas Kultur, um uns darauf einzustimmen, daß irgendwann auch wir dran sein werden.

Die Florentiner Neuinszenierung von Bizets Carmen stellt das Finale des Stücks völlig auf den Kopf. Carmen wird nicht etwa, was völlig unmißverständlich in Text und Noten steht, von Don José erstochen, sie erschießt ihn, weil der Regisseur Leo Muscato meint, *man könne dem Mord an einer Frau nicht applaudieren.*

Er meint halt es besser zu wissen als Georges Bizet, Prosper Mérimée, Henry Meilhac und Ludovic Halévy.

Dabei gewinnt Carmen erst dadurch ihre Todesverachtung Relief, indem sie trotz des Kartenorakels und Don Josés Drohungen konsequent bleibt. Sie weigert, zu ihm zurückzukehren, wirft ihm sogar den Verlobungsring ins Gesicht, worauf der zutiefst Erniedrigte durchdreht und sie ersticht.

Im Hintergrund wird Carmens neuer Verehrer, der Stierkämpfer Escamillo gefeiert. Der Tod wurde ihr im Kartenterzett *Mêlons! Coupons!* prophezeit.

Es geht also gar nicht, würde man meinen, etwas anderes auf die Bühne zu bringen als in Libretto und Partitur steht.

Das Ende dieser Oper auf den Kopf zu stellen ist ähnlich doof und viehisch, als würde der sich wie Carmen jeder Reue hartnäckig verweigernde Don Giovanni nicht vom Komtur zur Hölle geschickt und ihn stattdessen wie ihn Akt 1 noch einmal erstechen.

Was werden sie in Zukunft wohl mit Salome (*Man töte dieses Weib!*), Wozzeck, Norma, Rigoletto, Aida und Otello anstellen?

Als Nächstes vielleicht Don Carlos umschreiben, weil dort ein Demokrat, Marquis Posa, ermordert wird, und Wilhelm Tell. Denn es kann ja wohl nicht angehen, einen identitären Terroristen, fast schon Nazi zu feiern, der den Statthalter einer internationalistischen Besatzungsmacht erschießt.

Tempranillo

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*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).