Anderes Beispiel

Sigrid, Freitag, 05.01.2018, 00:29 (vor 2301 Tagen) @ Hannes1625 Views

Hallo Hannes,
schon heut mittag, als ich Deinen Text las, empfand ich diesen Punkt genau getroffen. Es geht um Angst und weit aus weniger um kognitive, vernünftige oder so irgendwie intellektuell hinterlegte Betroffenheiten.

Ganz anderes Erlebnis, aber doch dasselbe, heute abend.

Es regnet und regnet, irgendwann guck ich raus und seh, dass wieder einmal der Bach vom Hang ganz oben nicht mehr genug Platz hat und die Straße runter kommt und schon im Garten, abfällig zum Keller, von mir Bekannten steht.
Wir also raus zum Helfen.
Das Erste was ich tat, war beherzt den Gulli knapp davor von Hand frei zu räumen. Woraufhin ich von einem Mensch ( der wohlgemerkt aufmerksam und als Erster vor Ort war) angesprochen wurde, dass ich das doch bleiben lassen soll!!!!!!!, weil das eh nichts bringt!!!!!!
Mit dem hab ich dann ein wenig diskutiert. Er – ist schließlich bei der freiwilligen Feuerwehr- was er mir gleich zu Anfang sagte und mein „ Super, die Gullideckel kann „man“ ja öffnen.“ mit Vehemenz abwies. Denn: Dies ist verboten und gefährlich und wenn ich verschulden will, dass da jemand hinein stürzt, könnte ich das ja tun. Er gewiß nicht. Außerdem sind die Gullis gar nicht wichtig, kommt eh viel zu viel Wasser.
Letztlich schafften wir es auf den gemeinsamen Konsens (da ich mich ja gerne mit der Feuerwehr unterhalte------ in Anbetracht des Gullideckels, der in den paar Minuten schon wieder völlig verstopft war) zu kommen, die Dinger zumindest frei zu halten.

Das tat er dann und ich die Straße ein Stück rauf und runter die spärlichen Anwohner, just zwei zu animieren, doch dann ihre Gullideckel frei zu halten und nicht nur so das Wasser auf dem Gehsteig rum zu fegen.
Mein Mann ging die ganze Straße rauf zum Ursprung, seine Empörung über niemand bzw. Fernseh;- und Handygefesselte ist nicht Etikette entsprechend.

Glücklicherweise wurden die Wassermassen von oben bald weniger und ich sagte zur Bekannten:
„ Es macht Sinn, Sandsäcke an zu schaffen. Wenn dann das Wasser kommt, kannst Du das zumindest hindern in Deinen Keller zu laufen.“ Mit dem blöden, wenn auch ironisch gemeinten Nachsatz: „Läuft dann halt zum Nachbarn.“
Sie sofort, wörtlich: „ Ne, und dann krieg ich noch eine Anzeige, weil ich verschulde, dass das Wasser dann zu ihm läuft!“

German Angst?
Bei solch Winzbedrohlichkeiten denkt der freiwillige Feuerwehrmann an die Gesetzgebung zur Öffnung der Gullideckel und die Bekannte an Strafandrohung durch Nachbarn.
German Angst?
Das atmet dieser Boden und das Leben und die Ausrichtung hier. In diesem Straßenzug bis zum Ursprung der kurzen Wasserflut leben etliche Nationalitäten, zu meist in Eigentum. Irgendwie hatte ich den Eindruck, wem das nicht sowieso wurscht war- da ja vermeintlich Aufgabe von Feuerwehr, Polizei oder sonstwem, hatte noch größere Angst, irgendwas falsch zu machen.

(Später kam dann der genervte Stadtmitarbeiter, der dann die Gullideckel öffnete. …....)

Selbst bei solch Akuterlebnissen und keineswegs im Bereich neuzeitlicher Gutmenschausrichtung passiert dasselbe.
Es geht um Angst und weit aus weniger um kognitive, vernünftige oder so irgendwie intellektuell hinterlegte Betroffenheiten. Und das wird noch schlimmer werden. Das ist Potenzbeschränkung - Jugend, Diktatur, Sklavenhaltung ectera.


Liebe Grüße
Sigrid


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