Graeber dreht das Falsche noch einmal herum, weil er die Machttheorie nicht versteht..

Silke, Samstag, 30.12.2017, 23:19 (vor 2280 Tagen) @ Phoenix55742 Views
bearbeitet von Silke, Sonntag, 31.12.2017, 00:18

"Ein grosser Teil der Arbeit entsteht dadurch, dass wir zu viel arbeiten"
hm...
Globaler biblischer Schuldenerlass und Arbeit reduzieren auf 4 h/Tag ... dann wird es auch wieder.
Warum nicht gleich BGE und Helikoptergeld um die Armut aus der Welt zu schaffen?

Lieber Phoenix5,

Graeber habe ich noch nicht gelesen, weil mir bisherige Statements und
Zitate im Netz zu sehr in Richtung Tauschmythos deuteten.

Ökonomen erzählen nach Graeber „die Geschichte des Geldes genau verkehrt herum. Wir fingen nicht mit Tauschhandel an, entdeckten dann das Geld und entwickelten schließlich Kreditsysteme. Was wir heute virtuelles Geld nennen, war zuerst da.“ (S. 47)

Original:
“In fact, our standard account of monetary history is precisely backwards. We did not begin with barter, discover money, and then eventually develop credit systems. It happened precisely the other way around. What we now call virtual money came first. Coins came much later, and their use spread only unevenly, never completely replacing credit systems. Barter, in turn, appears to be largely a kind of accidental byproduct of the use of coinage or paper money.”
― David Graeber, Debt: The First 5,000 Years

„Wenn ein offener Konflikt zwischen Klassen entbrannte, fand er im Lauf der Geschichte meistens Ausdruck als Forderung nach Schuldenerlass – nach Befreiung aller, die sich in Schuldknechtschaft befanden, und üblicherweise nach einer Neuverteilung des Landes.“ (S. 93)

Im fünften Kapitel beschreibt er drei Grundprinzipien auf denen ökonomische Beziehungen gründen können:
-Kommunismus
,Beziehungen zwischen Menschen, die auf Zusammenarbeit und Kooperation basieren.„alle gesellschaftlichen Systeme und sogar Wirtschaftsysteme (...) immer auf einem Fundament von real existierendem Kommunismus errichtet“ wurden (S. 101).
-Austausch
Das Prinzip des Austausches, sieht Graeber historisch in sehr unterschiedlichen Formen ausgeprägt wie z.B. "Prinzip der Äquivalenz" "umgekehrte Tauschökonomien" (Schenkökonomien)- die ausgetauschten Dinge sind nicht von gleichem Wert.
-Hierarchie.
Hierarchische ökonomische Prinzipien beruhen auf dem Prinzip der Ungleichheit und führen daher zu Ausbeutung.
„In humanen Ökonomien ist Geld kein Mittel um Menschen zu kaufen oder zu verkaufen; sondern eine Möglichkeit, zum Ausdruck zu bringen, dass man dies eben nicht tun kann.“ (S. 218f)
In Folge von Krieg und Kolonialismus entwickelte sich der moderne „Militärische Münzgeld- und Sklaverei-Komplex“ (S. 261).
Kapitalismus „beruht nie hauptsächlich auf der freien Arbeit“ (S. 368)
Es besteht „seit jeher ein eigentümliches Nahverhältnis zwischen Lohnarbeit und Sklaverei“ (S. 370).

Befragt zu seiner Lösung:
„Meine persönliche Lösung ist eine Kombination aus Jubelfeier, irgendeinem großen Schuldenerlass und einem ernsthaften Nachdenken über Arbeit. Warum gibt man sich nicht mit einem 4-Stunden-Tag zufrieden? Nicht nur, weil es eine Chance bieten würde, den Planeten zu retten, sondern weil es ein handfester sozialer Vorteil wäre, der die Gesellschaft wirklich revolutionieren würde; auf eine Weise, die uns der Neoliberalismus zu Unrecht versprochen hat, indem menschliche kreative Energien freigesetzt würden. Es ist ja nicht so, als würden die Menschen mit den vier freien Stunden nichts anfangen – oder zumindest würde das nur ein geringer Teil tun.“
http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-07/david-graeber/seite-2

Hier ein paar Zitate um ihn kennenzulernen.
Er hat Geld und die Machttheorie nicht ansatzweise verstanden und ist im Prinzip schon ein Tauschtheoretiker, wie du richtig vermutest.

Am schnellsten lernt man Graeber in diesem Interview kennen:
David Graeber - Warum uns Schulden versklaven (Sternstunde Kunst, 13.10.2013)
Er war erstaunt, dass noch niemand über die Geschichte der Schulden geschrieben habe.
Das ist nicht ausreichend recherchiert, weil u.A. Paul C.Martin ihm seit den 80-igern hätte helfen können. Vielleicht hat er hier im Forum fleißig mitgelesen...hier stand alles früher und strukturierter als in seinem Buch.
Zumindest bringt er aber Staat, Schuld und Gewalt in eine Linie...was viele Ökonomen nicht leisten können.

Wenn er aber
solche Dinge vom Stapel lässt, wie du ausführst, dann ist er seinen
Kollegen Lichtjahre voraus und ich tu ihm vielleicht unrecht.

Na ja, das kann ja jeder für sich selbst herausfinden.
Mir ist es viel zu unstrukturiert und vor allem tatsächlich "eine Lochumkreisung der Extraklasse"

Du bist in deinem Buch dichter dran am Debitismus, wenn auch noch nicht dicht genug.

Liebe Grüße
Silke

Prosit und auf ein Wiedersehen nach deiner Sperre hoffend!
Phoenix5

Da schließe ich mich gerne an.


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