Meine Güte so ein Blödsinn

EM-Financial, Deutschland, Freitag, 29.12.2017, 17:38 (vor 2310 Tagen) @ Oberbayer2673 Views

Entschuldige bitte, dass ich so harsch auf Deinen Beitrag antworten muss. Doch irgendwie scheint mir das doch sehr laienhaft zusammengetragen worden zu sein, wenn nicht gleich zu sagen veraltete Informationen und darum für eine Analyse heute substanzlos.

In den Jahren 2016 und 2017 gab es in Russland ca. 20.000 Insolvenzen.

Mag sein, wie viele gab es in den USA? Nach meiner Quelle sogar 100.000, das ist viermal so viel wie in Russland. https://tradingeconomics.com/united-states/bankruptcies

Wesentliche Ursachen sind:
-3 Jahre lang fallende Realeinkommen der russischen Bevölkerung und damit
einhergehend
sinkender Konsum.

Die Realeinkommen steigen seit 2016, nachdem die Rubelabwertung beendet wurde. Zuletzt waren es +5% Realeinkommenssteigerung.

-betrügerische Machenschaften insbesondere im Banksektor
(Diebstahl;Kursmanipulationen; Bilanzfälschung); 321 Banken sollen
liquidiert werden-alles dauert viel zu lange und die Aktiva dieser Banken
verlieren dadurch an Wert

Ein bekanntes Problem, es sind Zombie-Banken, Relikte aus den 90er Jahren, kaum von Relevanz für die Volkswirtschaft. Die Banken dienten ehemals als Geldwäscheanstalten und für Transferverschleierungen. Neben Sberbank und VTB Bank sind in Russland für Verbraucher kaum weitere Banken relevant.

- Leitzins der Zentralbank Russlands (z.Z. 8,25 %) ist viel zu hoch im
Verhältnis zur derzeitigen Inflation (z.Z. 2,7%).

Die Leitzinsen wurden zuletzt Mitte Dezember um 0,5% auf 7,75% gesenkt, sie wurden im Zuge der Rubelabwertung angehoben um zweistellige Inflationsraten abzufangen. Dass sie "temporär" über der Inflationsrate liegen muss, ist vollkommen normal. Ein Land wie Russland, mit seiner Historie der Abwertung muss mehr Zinsen bezahlen, sonst geht das Vertrauen verloren.

Unternehmen, die sich vor dem Einsetzen des Preisverfalls an den
Rohstoffmärkten verschuldet hatten, können die hohen Zinsen nicht mehr
erwirtschaften.

Völlige Verallgemeinerung. Seit der Rubelabwertung gehören russische Rohstoffkonzerne international zu den wettbewerbsfähigsten Unternehmen, mit den niedrigsten Förderkosten. Die Schuldenlast gehört zu den geringsten weltweit. Wer russische Rohstoffkonzerne als Aktien hatte, der macht seit zwei Jahren nur noch Freudensprünge.

-Krise im Wohnungsneubau führt in der Bauwirtschaft zu einem erheblichen
Anstieg der Konkurse

Seit Jahren wird in russischen Großstädten so viel gebaut wie sonst nur selten in Europa. Dieser Megatrend hält seit dem Jahr 2000 an und wird nur temporär einmal abgeschwächt, aber grundsätzlich wird weiterhin gebaut und modernisiert.

-Refinanzierung von Schulden in USD und Euro ist auf Grund des
Kursverfalls des Rubels gegenüber Devisen tödlich für einige
Unternehmen, die Einnahmen nur in Rubeln tätigen

Bitte Beispiele nennen, welche Unternehmen das betrifft? Nur wenige Russen waren so dumm und haben sich in USD oder Euro verschuldet. Gazprom ist ein Konzern, der staatsnah arbeitet und sich international auch für weltweite Investitionen refinanziert. Dort gibt es aber keine Probleme von der Einnahmenseite. Russische Konzerne, Unternehmen und Privathaushalte haben die geringsten Verschuldungsraten der Welt, weit niedriger als Brasilien oder gar China.

Russland hat nie richtig am Kreditboom teilgenommen, nur 2006-2007 war es mal ganz kurz der Fall. Die damaligen Auswüchse sind längst korrigiert und die Schulden getilgt/abgeschrieben.

-Hohe Gerichtskosten bei Privatinsolvenzen belasten Schuldner unnötig
(bis 150.000 Rubel je Fall).

Ohne diese lächerlichen 2.000 Euro Kosten würden überschuldete Russen den Weg des "strategischen" Bankrotts gehen. Es muss ja eine kleine Hürde geben, sonst denken "manche", dass es Geld umsonst gibt...

-Korruption bei russischen Behörden belastet Unternehmen zusätzlich
finanziell
-Dumping -nicht die Kosten deckendes agieren eines Unternehmens- reißt
andere solide wirtschaftende Wettbewerber mit in den Konkurs

Die Preisgestaltung in Russland kenne ich eher auf Profit ausgerichtet, wenn Dumping, dann ist das eher in Europa/USA verbreitet...

-Sanktionen gegen die russische Wirtschaft und damit einhergehender
Rückgang ausländischer Investitionen plus Abfluss von Auslandskapital aus
russischen Fonds und Unternehmen (Merril Lynch prognostiziert, dass
Russland im Jahr 2032 schlechter dastehen wird als die Türkei).

[[freude]]
Soso, Merrill Lynch prognostiziert, aber den eigenen Konkurs haben sie auch nicht kommen sehen...

Bei so viel Dummschwätzerei könnte mir glatt schlecht werden vor dem neuen Jahr.

Gruß
EM-Financial
P.S.: Ich schreibe nicht nur so daher, ich kenne Russland und ich bin seit 2017 auch wieder verstärkt in russischen Wertpapieren investiert. Es gibt für mich auf Sicht von 10 Jahren nur wenige Aktienmärkte, die ich blind kaufen würde. Russland gehört da dazu sowie neun weitere Märkte (Stichwort: Diversifikation).

So lange Rohöl mehr kostet als 40 US$/Barrel gibt es kaum Probleme in Russland. Selbst wenn, kann man das als "Geschnenk" betrachten, denn so ein Land mit so viel Know-How und Ressourcen bekommt so schnell keiner klein.

Wobei ich aktuell nicht in Öl- und Gaswerte investiere, sondern spezifische Titel wie Luftfahrt, Konsum, Agrar...


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