Die Identifikation mit dem Guten führt zum Bösen

nemo, Donnerstag, 28.12.2017, 11:46 (vor 2311 Tagen) @ Falkenauge2280 Views
bearbeitet von nemo, Donnerstag, 28.12.2017, 11:52

Hallo Falkenauge,

schöne Ausführung. Der Logos ist fast vollständig in Vergessenheit geraten. Baudrillard
und seine Simulation des Wirklichen bietet die beste Argumentation dafür.

Wie in dem schönen Artikel – Die Schuld der Gutmenschen – veranschaulicht wird,
ist das Verständnis des logischen Handelns durch eine ethische Gesinnung ersetzt
worden. Ich sehe das als Schwäche.

Diese Schwäche beruht auf dem subjektiven Empfinden ein guter Mensch zu sein.
Das ist das Selbstverständnis der Kirchen. Aber ein guter Mensch ist eben nicht der
Ja-sager, der überall immer nur das Gute sieht. Dem Logos entsprechend ist ein
guter Mensch ein Erwachter, der zwischen dem Richtigen und dem Falschen, dem
Guten und dem Bösen, dem Wahren und dem Unwirklichen unterscheiden kann.

Dieser Mensch sieht nicht nur das Gute, sondern auch das Böse. Um das Gute und
das Böse zu sehen, braucht es einen inneren neutralen Standpunkt oder
geistige Freiheit.

Die Blindheit des Gutmenschen besteht darin, dass er es nicht wagt, das Böse
zu erkennen. Das Böse wird damit stillschweigend toleriert. Erst das Resultat
von bösen Handlungen wird erkannt. Diese Resultate sehen wir überall, egal
wohin wir schauen.

Geistige Freiheit ist halt die Schwierigste aller Denkarten. Und sie wird leicht
missverstanden. Geistige Freiheit bedeutet nicht alles denken zu können,
sondern eine freie Wahrnehmung, mit der eine Unterscheidung möglich wird.
In der verqueren Logik des Gutmenschen ist die freie Wahrnehmung das
Schlechte, eben weil sie in den Augen des Gutmenschen nicht gut ist.

Die Identifikation mit dem Guten führt zum Bösen.

Gruß
nemo


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