Freigeld für alle

Nico, Dienstag, 26.12.2017, 16:22 (vor 2306 Tagen)4668 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 26.12.2017, 16:54

Unter den Links zu MMnews findet sich gerade ein Artikel lautend: „Freigeld für alle“. Hierzu möchte ich mir nun im Folgendem ein paar Anmerkungen erlauben. Mir ist die rechtliche Lage im Bezug auf Zitate nicht wirklich bekannt, und nehme ansonsten aber auch an, dass der mit uns befreundete Block wohl auch mit Wohlwollen beurteilen wird.

„Ökonom Hayek forderte die Ersetzung des staatlichen Geldmonopols durch ein marktwirtschaftliches Währungssystem, das auf freiem Wettbewerb statt auf staatlichem Zwang beruht. Diese Forderung ist heute aktueller ist als je zuvor - mit Bitcoin und mehr als 1000 anderen Kryptowährungen.“

Naja, also hierzulande bezahlen wir aber in Euro, und dass Europa ein Staat ist, wäre mir neu. Was ist also unter einem „staatlichen Geldmonopol“ überhaupt zu verstehen, als dass dessen „Ersetzung“ „heute aktueller als je zuvor“ sein könnte?

"Das staatliche Geldmonopol sollte abgeschafft werden"

Wenn es also nicht schon längst so geschehen sein sollte.

Nun möchte ich aus den bereits genannten Gründen nicht den gesamten Text hier ins Forum kopieren. Außerdem hoffe ich damit die aufgeworfene Frage auch übersichtlicher bearbeiten zu können. Dieser Text beinhaltet (wohl auch unumgänglicherweise) eine Vielzahl von Begriffen mit unklarer Definition, weshalb es nur in eine Konfusion führen würde, alle auch zu hinterfragen. Da Claus Vogt‘s Eingangsthese aber bereits in Zweifel gezogen ist, dürfen wir nun auch gleich die Frage stellen, ob das s.g. „Geldmonopol“ nicht also vielmehr erst verstaatlicht gehört.

So möchte ich auch nur noch ein paar mir besonders markant erscheinende Punkte aus diesem Text heraussuchen:


„So schreibt Hayek:“

„Seit die Funktion von Regierungen bei der Geldschaffung aber nicht länger nur im Bestätigen von Gewicht und Feingehalt eines bestimmten Metallstücks liegt, sondern eine wohlüberlegte Entscheidung über die Menge des in Umlauf zu bringenden Geldes mit einschließt, haben Regierungen diese Aufgabe völlig unzureichend erfüllt und, das kann ohne Einschränkung gesagt werden, überall und unablässig das in sie gesetzte Vertrauen dazu missbraucht, die Leute zu betrügen.“ (…)“

Die Begriffe vom „Geld“ und vom „Metallstück“ werden hier offenbar synonym verwendet, was weitere Fragen aufwirft. Wir dürfen aber annehmen, dass Hayek die staatliche Definition eines geltenden („Geld“?) Standards also nicht in Abrede stellt, also diesen Aspekt eines „staatlichen Geldmonopols“ schon akzeptiert. Er soll nur die Entscheidung über dessen Menge selbst nicht treffen, und diese wohl dem Markt überlassen.

„Hayek forderte eine Freigeld-Bewegung“

„(…) „Der einzige Weg zu verhindern, dass man durch andauernde Inflation (im klassisch-liberalen Sinne der Ausweitung der Geldmengen, d. Red.) in eine zentral gelenkte Wirtschaft hineingleitet, und somit letztlich die Zivilisation zu retten, wird darin bestehen, den Regierungen ihre Macht über das Geld zu entziehen.“

Warum aber Hayek, in einer Zeit, in welcher seit Langem nichts von Inflation zu sehen ist, aktueller denn je sein soll, bleibt rätselhaft.

[image]
https://www.wellenreiter-invest.de/wochenendkolumen/macht-und-ohnmacht
(Den Link habe ich nur gesetz, weil ich die ausgewählte Grafik auf dieser Seite gefunden habe, aber kaum, weil ich diese Seite etwa als interessant erachten würde)

„Unter der Führung der beiden ehemaligen Fed-Präsidenten Alan Greenspan und Ben Bernanke wurde in den vergangenen 25 Jahren in der Geldpolitik ein geradezu revolutionärer Wandel vollzogen, in dessen Verlauf sich die Zentralbankbürokraten zu extrem mächtigen Planwirtschaftlern aufgeschwungen haben, die jenseits des Gesetzes stehen."

Was denn nun??? Eben noch soll sich die Regierung aus der Geldmengenpolitik heraus halten, und im nächsten Moment steht der „Einsatz der Gelddruckmaschine“ „jenseits des Gesetzes“. Und noch mal die Frage: wo ist die Inflation? Greenspan ist doch nun wirklich schon ein Weilchen her?! Ist die Gelddruckmaschine vielleicht kaputt?

Der Rest dieses Aufsatzes scheint nun ohnehin auf eine verkappte Werbung für einen Börsenbrief hinauszulaufen, und mit dem hier noch verwendeten Begriff der Scharlatanerie hätte man vielleicht auch vorsichtiger sein sollen.

Also nur kurz noch mal:

Die wesentlichen Stichworte sind doch gefallen, nämlich Geldmenge (sinngemäß) und Inflation. Nun ist es aber die Inflation selbst, welche eine nur nominale Ausweitung der Geldmenge relativiert – also ausgleicht. Das soll aber jemanden, welcher sich in Fragen der Schalertanerie ausgewiesener Maßen besonders auskennt nicht davon abhalten, vor beidem Gesichtspunkten gleichzeitig Angst zu verbreiten.

Die Staatsverschuldung ist das Gift, und Inflation wäre die Medizin. Aber der Staat soll ja lieber Schulden machen, und das Gelddrucken dem Markt überlassen?! Wer aber überhaupt auf die Idee kommt, angesichts der sich global ausweitenden Staatsverschuldung von einem „staatlichen Geldmonopol“ zu reden ist wohl entweder Nobelpreisträger oder ein Ökonom, wenn nicht sogar beides gleichzeitig.[[lach]]

[[herz]]

--
... in Wirklichkeit ist ... immer alles ganz anders, als es ... in Wirklichkeit ist ...


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung