Langfristig sind wir tot!

Zarathustra, Samstag, 23.12.2017, 08:29 (vor 2315 Tagen) @ Mieses von Ludwig5059 Views
bearbeitet von Zarathustra, Samstag, 23.12.2017, 08:34

Moin zusammen,

Grüezi Ludwig

ich hatte in einem Posting vor zwei Tagen
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=450699&page=0&category=0&or...
versprochen, mein Kursziel von Null für Bitcoin zu begründen. Zu dem
Problem, dass es keine initiale Nachfrage nach Kryptowährungen (Nettogeld)
gibt, kommt noch ein weiteres fundamentales Problem hinzu.

Zu kaum einem Produkt in der Wirtschaft gibt es – nach Deiner Definition – initiale Nachfrage.
Der Sinn dieser Behauptung erschliesst sich mir nicht.

Transaktionen mit Bitcoins werden innerhalb der Blockchain auf den
Rechnern abgelegt, auf denen der Bitcoin Client läuft. Der Bitcoin Client
benötigt Energie. Ihn auf seinem Rechner laufen zu lassen ist also mit
Kosten verbunden. Im Gegenzug werden alle, die den Bitcoin Client auf ihrem
Rechner laufen lassen, an den neu geschürften Bitcoins beteiligt.

Viele lassen den Bitcoin Client auf ihrem Rechner laufen, ohne dass sie sich am Minen beteiligen.
Jene Clients erhalten gar nichts.

So lange
der Preis für bereits gefundene Bitcoins über den Kosten für das Mining
neuer liegt, ist das ein gutes Geschäft.

Nun müssen die Kosten des Minings aber zwangsläufig immer weiter
steigen, und zwar aus zwei Gründen:

1. Die Blockchain wird immer größer. Dies hat zur Folge, dass immer mehr
Rechnerleistung für die "Verwaltung" der bereits vorhandenen Coins
gebraucht wird. Alternativ sinkt die Liquidität.

Die Speicherung der Blockchain ist ein verschwindend geringer Teil der Kosten. Zudem wird diese Speicherung mit Moore's Law immer billiger. Die Blockchain kann mittel- und langfristig nicht um 50 Prozent per annum wachsen, im Gleichschritt mit dem technischen Fortschritt.

2. Die Zahl der noch nicht gefundenen Bitcoins wird immer kleiner, und
damit der Rechenaufwand für das Finden von einem der verbliebenen immer
größer.

Der Rechenaufwand richtet sich nach der Profitabilität. Je höher die Belohung (Marktpreis) für neu gefundene Coins, desto mehr Aufwand wird betrieben. Ganz normaler Markt und ganz normale Betriebswirtschaft). Wer also behauptet, es würde künftig immer mehr Rechenaufwand betrieben, der muss gleichzeitig behaupten, dass der Preis nicht etwa gegen Null, sondern immer weiter nach oben tendiert.

Wenn alle 21 Millionen Bitcoins gefunden sind, ist er unendlich.
Diesem Wert wird der Aufwand sich asymptotisch annähern.

Damit widersprichst Du Deiner Prognose, dass der Preis gegen Null geht.

So lange der Preis für die bereits gefundenen Bitcoins hoch genug ist,
gibt es kein Problem. Der höhere Aufwand für die Verwaltung der
Blockchain wird dadurch kompensiert, dass ständig neue Rechner
hinzukommen, die sich an dem Netzwerk beteiligen.

Irgendwann wird nun aber der Aufwand für das das Mining eines neuen
Bitcoins den Preis für die bereits vorhandenen übersteigen,

Das tut er bereits jetzt immer wieder. Mal ist Mining profitabel, mal nicht! Mining bewegt sich stets an der Grenze zur Profitabilität.

denn ersterer
muss - siehe 2. - gegen unendlich gehen.

Muss nicht. Ist alles preisabhängig.

Dann werden die
professionellen Miner (deren Anteil mittlerweile sehr hoch ist), ihre
Clients abstellen.

Die schalten sie auch jetzt bereits laufend ein und wieder aus, abhängig sowohl von der Verfügbarkeit von Billigstrom, Bitcoin-Preis etc.; zudem passt sich der Schwierigkeitsgrad immer wieder an, sodass durchschnittlich immer gleichviele Blöcke gemint werden.

Dadurch sinkt die Liquidität innerhalb des
Bitcoin-Netzwerks - die Bestätigung von Transaktionen dauert länger.
Das
wiederum dürfte neuen Druck auf den Preis ausüben. Einmal in Gang
gekommen, gibt es aus dieser Abwärtsspirale kein Entrinnen mehr.

Bestätigung von Transaktionen ist technisch kein Problem. Die derzeitige Verzögerung bei den Transaktionsbestätigungen ist künstlich erzeugt beim Bitcoin-Core Protokoll. Bitcoin Cash hat diese künstliche Limitierung nicht und kann um Grössenordungen höheren Durchsatz bestätigen. Mit Moores Law jedes Jahr ca. 50 Prozent mehr.

Man beachte, dass es einen fundamentalen Unterschied zu Crashes bei allen
anderen Vermögenswerten gibt. Dass als Reaktion auf fallende Preise die
Neuproduktion gesenkt und irgendwann ganz eingestellt wird, ist nicht
ungewöhnlich. Normalerweise wirkt dies aber stabilisierend auf den Preis.
Hier verstärkt es den Preisverfall stattdessen. Denn bei Bitcoins (und den
meisten anderen Kryptowährungen auch), hat das Herunterfahren der
Neuproduktion zur Folge, dass die bereits vorhandenen Exempare immer
weniger brauchbar werden. Letztlich sind nach Abstellen sämtlicher
Bitcoin-Clients überhaupt keine Transaktionen mit Bitcoins mehr möglich.

Miners werden für jede Transaktion, die sie 'minen', entschädigt. Warum sollten sie ihre Hardware abstellen?

Das Problem gründet also darin, dass die Höhe der Vergütung für eine
Beteiligung an der Verwaltung der Blockchain nicht an den Aufwand gekoppelt
ist, sondern an etwas völlig Anderes.

Du irrst.

Für ein effizientes Funktionieren
müssten für die Beteiligung an der Verwaltung Marktpreise gebildet und
gezahlt werden.

Genau dies geschieht.

Ich sehe nicht, wie das ohne Intermediäre möglich sein
sollte.

Der Markt ist der Intermediär.

Dadurch würde die Idee der Kryptowährungen aber ad absurdum
geführt - denn welche Funktion hätte die Blockchain dann noch?

Abschließend sei noch gesagt, dass ich mich mit einer Einschätzung, wann
genau die Party zu Ende sein wird, schwer tue. Aber dass schon rd. 80%
aller Coins geschürft wurden, sollte zu denken geben.

Die Anzahl halbiert sich alle 4 Jahre. In diesem Jahrhundert gibt es also immer noch weitere zu schürfende Coins. Und an den Transaktionen verdienen die Miner auch.

Irgendwann aber werdet Ihr Recht behalten. Langfristig sind wir tot! Das betrifft das Individuum, die Gesellschaft und sogar die Spezies an sich.

Viele Grüße
Ludwig


Grüsse, Zara


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