Die 4. Ordnung der Simulakren

Ostfriese, Dienstag, 12.12.2017, 20:30 (vor 2320 Tagen) @ trosinette5505 Views

Ich hatte Troisinette weiter oben bereits gebeten,
etwas mehr
Input bezühlich seiner Überzeugungen zu liefern
.

Hallo Schneider,

genauso

Meine Überzeugung? Wir sind am Arsch,
wie
es prophezeit wurde
. Warum? Weil wir zu viel denken und uns darauf
dann auch noch wahnsinnig viel einbilden.

ist es. Schon kurz nach der Veröffentlichung seines Hauptwerkes hat Baudrillard Gedanken entwickelt, um die Macht der Simulation und deren – durch den Debitismus, den er nicht kannte, erzwungene – Sinnproduktion zu überwinden. Der Rückgriff auf den symbolischen Tausch von Gabe und Gegengabe als ökonomisches Prinzip war nach dem endgültigen Scheitern des Marxismus, dessen Anhänger er ja anfangs auch war, nicht überzeugend und auch nicht möglich. Es folgte eine sehr große Anzahl umfangmäßig kleinerer Schriften, die alle als Fußnoten zu seinem Hauptwerk anzusehen sind und die nicht mehr der rational dialektischen Argumentation verhaftet waren. In ihnen diskutierte er Konzepte wie Verführung, Illusion, Transparenz, fatale Strategien, um nur einige zu nennen. Diese Begriffe versuchte er tragfähig zu machen für eine 4. Ordnung der Simulakren nach der Imitation, der Produktion und der Simulation. Die Verführung ist für ihn ein Spiel: Die Spielregel ersetzt das Gesetz, die Illusion ersetzt die Simulation, die Ironie und der Spott ersetzen die Kommunikation – das zuletzt Gesagte wird vor allem von den @Hopi – neben einigen anderen Usern – im Forum schon exzellent praktiziert.

Das Denken und die Suche nach der Wahrheit sind nur der Drang zur Enthüllung in den Wissenschaften, weil sie alles zeigen oder berechnen und keine Geheimnisse zurückhalten. Es geht Baudrillard jetzt neben den anderen angegebenen Konzepten bei der Verführung um die Verteidigung des Geheimnisses gegen die Transparenz. Das hatte Wolfgang Joop schon vor einiger Zeit im Hinblick auf die Porno Couture vs. Islamic Fashion zum Ausdruck gebracht:

„… Ich glaube, dass man selbst in der Verschleierung auch den Akt einer Emanzipierung sehen kann. Ich entziehe mich den Blicken und der Kritik und dem Vergleich. Gerade in den orientalischen Ländern, wo wir wissen, dass die Stimmung sehr subtil aufgeheizt ist. Für mich hat diese ganze orientalische Haltung, Kultur und Mode etwas sehr, sehr Erotisches und sehr Geheimnisvolles. Aber die Befreiung, die wir so meinen, führte eben auch zur Enterotisierung, Entsexualisierung der Mode. Denn was ich heute so sehe auf dem sogenannten „red carped“, da muss man sagen, dass ist eben „Porno Couture“. …“

Unter Verweis auf den Satz (S.41):

"Die Verführung ist der reine Schein und keine Zeichenwelt."

von Baudrillard schreibt F. Blask (S. 65):

"Einzig die Verführung, die keine Wahrheit erlangt, sondern nur Spiele des Scheins inszenieren will, fungiert als ein wirksames Prinzip gegen die Fallen der Produktion und der Sinngebung."

Gruß â€“ Ostfriese


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