Kammerton A

Tempranillo, Sonntag, 10.12.2017, 14:49 (vor 2322 Tagen) @ YooBee2990 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 10.12.2017, 15:15

In einem Brief vom 10. Februar 1884 schreibt Verdi an die Musikabteilung der damaligen italienischen Regierung:

„…seitdem in Frankreich der normale Kammerton (435 Hz)angewendet wird, sollten wir diesem Beispiel folgen, und so fordere ich die italienischen Orchester vieler Städte, darunter auch die Mailänder Scala, dazu auf, den Kammerton dem französischen anzupassen. Ich möchte die Musikabteilung freundlichst darauf hinweisen, dass, auf mathematischen Berechnungen basierend, der Einstimm-Ton von 435 noch auf 432 Schwingungen herabgesetzt werden sollte; der Unterschied ist minimal, fast unhörbar, aber sehr wichtig.

Es wäre sehr schlimm, ja ein unerhört gravierender Fehler, auf den Vorschlag aus Rom einzugehen und das A auf 450 Schwingungen hoch zu stimmen. Ich bin der gleichen Ansicht wie Sie, dass der gesenkte Kammerton keinen negativen Einfluss auf die Klangfülle und die Brillanz in einem Konzert hat. Im Gegenteil, er gäbe dem Ganzen etwas Edleres, Volleres und Majestätischeres, was das Schrille eines zu hoch eingestimmten Orchesters nicht annähernd wiedergeben könnte. Ich wünsche mir einen weltweit einheitlichen Kammerton. Die musikalische Sprache ist universal. Warum also sollte ein A in Paris zu einem B in Rom werden.“

Bei Aufführungen, die er, der Bauer und Tyrann aus Busseto, selbst überwachte, legte er strengsten Wert darauf, daß die Instrumente nach A = 432 Hz. d.h. etwa einen Halb- eher Viertelton tiefer gestimmt werden, (Marcello Conati).

Bei der heute üblichen Stimmung A = 440 Hz war ihm das Klangbild zu schrill.

Im Nachlaß Mozarts soll eine Stimmgabel gefunden worden sein, bei der A = 432 Hz liegt, jedenfalls tiefer als heute.

Der daraus entstehende Klangeindruck ist so, daß alles etwas weicher klingt, weniger scharf.

Zum Vergleich Beethovens 7. in herkömmlicher Stimmung
https://www.youtube.com/watch?v=bYlYLc1-ya0

Tiefer gelegt wie ein getuntes Auto
https://www.youtube.com/watch?v=2UGN_RLGHmg

Die italienische Opernkavatine von KV 467 in authentischer Stimmung
https://www.youtube.com/watch?v=JeiWCiM36fE

KV 467 mit modern gestimmten Instrumenten
https://www.youtube.com/watch?v=8RL8QVIrSug

KV 453 modern
https://www.youtube.com/watch?v=cTO77dwm6uk

KV 453 altmodisch
https://www.youtube.com/watch?v=tcNA_yWBybo

Welcher Variante man den Vorzug gibt, liegt bei jedem selbst. Meine Meinung wäre, daß man gut beraten ist, sich an dem zu orientieren, was die großen Meister empfohlen haben und nicht durch politische Intrigen oder die Gemeinheiten von Logenfuzzis durchgesetzt worden ist.

A = 432 Hz hilft, die revolutionären Aspekte der alten Werke freizulegen und sorgt außerdem für ein längeres Leben von Sopran- und Tenorstimmen, deren Partien weniger hoch lägen als üblich.

Tempranillo

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*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).


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